Tour de Efra (Season Opener) Tag 1+2: Val Ambra - Passo Gagnone


Publiziert von basodino , 23. Juni 2014 um 14:10.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:20 Juni 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Cima di Gagnone   Gruppo Madöm Gross   CH-TI   Gruppo Poncione Rosso 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1230 m
Abstieg: 200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Auto oder ÖV bis Bodio, von dort zu Fuß in 1 h 15 min zum Bacino Val d'Ambra (rot markiert) via Personico, dorthin auch mit dem Pkw möglich.
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Tecc Stevan (1010 m), Selbstversorgerhütte, Capanna Efra SEV (2039 m), Selbstversorgerhütte
Kartennummer:1272/73 und 1292/93

Lange haben wir gezittert, ob sich der Rekordwinter im Tessin schnell genug zurückziehen würde, um den diesjährigen Season Opener planmäßig machen zu können. Und man kann sagen, der Altschnee gab uns keine unlösbaren Aufgaben auf.

Prolog

Nach der üblichen etwas längeren Anfahrt ins Tessin, dieses Mal ohne nennenswerten Stau vor dem Gotthard, starteten wir am Parkplatz knapp vor und oberhalb des Bacino Val d'Ambra auf 618 m. Dort zweigt der rot markierte Wanderweg auf die nördliche Seite des Tals ab. Man kann die Tour auch auf der südlichen Seite begehen.
Man steigt über eine Straße auf, die sich bald soweit verengt, dass man eher von einem breiten Wanderweg sprechen kann. Zunächst erreicht man in stetigem Anstieg Ramlitt (788 m), ein paar schmucke Häuschen auf einer Lichtung mit schönem Blick ins Tal. Man quert leicht absteigend in einen Tobel, dessen steile Wände kurze, atemberaubende Tiefblicke erlauben. Jenseits quert man wieder hinaus und steigt weiter leicht an, um sich dann auf knapp 900 m einzupendeln. Schließlich geht es nach Monastei (ca. 910 m) wieder einige Meter hinab, bis man zur Steinbrücke über die Rierna gelangt (868 m). Dahinter geht es wieder etwas bergauf, bald trifft man auf die Südroute, die man als schöne Kurztour auch zurück zum Startpunkt wählen könnte. Nun quert man weiter ins Tal hinein, immer etwas ansteigend, bis man auf ca. 1010 m die Abzweigung zum Rif. Tecc Stevan erreicht. Man steigt 15 m hinab zum Fluss, überquert diesen auf einer Metallbrücke und steigt jenseits zur Hütte an, die auf einer Lichtung herrlich zwischen Wald und Fluß liegt. 1 h 45 min, 470 Hm auf, 70 Hm ab, T2 (diese Zeiten und Höhenmeter sind im Beschreibungskopf nicht einbezogen).

Über die Hütte konnte ich im Vorfeld nicht sehr viel herausfinden, außer daß man sie per email beim Patriciato Personico reservieren kann, was auch toll funktioniert hat. Sie gehört zu den eher einfachen Hütten, denen man anmerkt, dass sie durch keinen Alpenverein oder eine ambitionierte Gemeinschaft gepflegt wird. So fehlt es an ein paar Dingen, die man inzwischen bei den fantastischen Hütten im Tessin schon beinahe gewohnt ist. Das fängt an beim "fehlenden" Steintisch vor der Hütte und endet bei den "fehlenden" Getränken im Schrank. Auch eine Kasse gibt es nicht. Man zahlt mit Einzahlschein.
Gravierend kam noch hinzu, dass wir nicht in der Lage waren, den Holzherd in Gang zu bringen, ohne die ganze Stube einzurauchen. Dass wir diesbezüglich nicht die ersten waren, konnte man beim ersten Betreten schon merken. So machten wir ein Feuer an der Feuerstelle vor der Hütte, was bei gutem Wetter auch gut ging.
Die Hütte hat für ca. 12 Personen Platz, es ist aber kaum mehr als eine (dünne bzw. löchrige) Decke pro Schlafplatz vorhanden. An kalten Tagen oder wenn man ein wenig verfroren ist, wäre ein mittelwarmer Schlafsack angeraten.
Allerdings besticht die Hütte durch ihre Lage. Am nahen Fluss findet sich oberhalb der Brücke ein seichtes Becken, indem man sich wie in einer Badewanne waschen kann (wenn man die Bachtemperaturen ausblenden kann), unterhalb der Hütte ist ein toller Pool, bei dem man aber auf die Strömung aufpassen muss.

Haupttour

Am nächsten Morgen nahmen wir es gemütlich und starten erst um 9 Uhr. Zurück an der Abzweigung folgt man dem Tal weiter aufwärts, wobei der Weg zunächst gutmütig bleibt. Nach einer weiteren Metallbrücke, links mit Wasserfall, erreicht man auf 1067 m eine Privathütte, die in einem den Wunsch wecken kann, hier einige Tage zu verweilen. Links geht es in den Wald, etwas aufwärts, die Abzweigung ins Val Rierna ist nicht angeschrieben, die Spur aber leicht zu erkennen. In der Folge ist immer wieder der Fluss der Star, da er unterhalb des Weges tolle Pools unterhalb von Wasserfällen bildet, ausgewaschene Felsen bearbeitet und einen dauernd zum Verweilen anregt, obgleich noch der längste Anstieg vor einem liegt. Schließlich steigt man leicht nach links vom Fluss weg an den Rand des offenen Talabschlusses, der bei uns noch teilweise unter Schnee lag. Hier findet sich an einer Ruine ein schöner Pausenplatz (Mäuerchen, ca. 1380 m). 1 h 20 min, T2.

Nun querten wir in den Kessel hinein, zunächst noch über steinige Wiesen, dann auf den Schnee und mit Respekt über den Fluss auf ca. 1440 m, der Weg verläuft ca. 20 m höher. So erreicht man einen Rücken rechts des Flusses auf dem man bald den Weg wiederfindet. Dieser steigt etwas an, quert nach rechts an den Rand einer Rinne. In diesem Bereich war der Weg durch Schneerutsche teilweise stark beschädigt. Man erreicht dichtere Vegetation und für die nächsten 300 Höhenmeter bleibt der Weg erbarmungslos, ruppig, hohe Stufen aufweisend, teilwese schlammig, also keine ganz so große Freude. Das endet dann auf Gana (1786 m), wo man an den Ruinen schöne flache Felsen findet, an denen wir unser Mittagessen einnahmen. 1 h 20 min, T3

Wenig nach der Ruine überquert man den Fluss, der hier nur mehr ein Bach ist, aufgrund von Schneeresten etwas unangenehm. Der Weg führt jenseits auf einen Rücken, dem man meist rechts der Stufen verfolgt, um dann nach links abzubiegen und eine weitere Ruine auf 1943 m zu erreichen. Nun darf man wirklich durchschnaufen, denn der Weg quert nur wenig ansteigend weiter den Hang nach links, steigt kurz nochmals an und wendet dann in eine Querung nach rechts, so dass man die letzte Ruine unmittelbar unter dem Passo di Gagnone beinahe ohne Mühe erreicht. In wenigen Schritten hinauf zum Pass, wo sich der Blick auf die Capanna Efra und den ganzen weiten Kessel öffnet. 1 h 20 min, T2-3.

Während wir bis hierher ohne größere Schneefelder auskamen, sah das am Pass in Richtung Capanna Efra noch ganz anders aus. Der Weg führt ziemlich genau nach Norden über zunächst mittelsteile Hänge hinab, in denen wir erst einmal ein Spur legen mussten, da 90% der Strecke noch unter Schnee lag. An einer steileren Stufe konnten wir den Weg kurz benutzen, aber überall dort wo es nicht ganz so steil war, lag noch Schnee. So gelangt man in eine breite Rinne, die man bis ca. 2020 m hinabgeht, teilweise konnten wir auch rutschen. Hier zweigt die Spur auf die südlicher ausgerichteten Terassen ab und leicht ansteigend erreicht man schließlich in einer Querung die Capanna Efra (2039 m). 45 min, T3+, ohne Spurlegen für eine Gruppe sicher einfacher und schneller machbar.

Dies ist eine der wirklich tollen Hütten. Es mangelt an nichts. Man könnte sich sogar aus dem Schrank heraus mit Essen verpflegen. Nur ein Gasleck im Vorratsraum machte den Gang zur Toilette zu einer Herausforderung für die Nase, was aber am nächsten Tag bereits behoben wurde. Mit dem Glück ausgestattet, die Hütte ganz für uns allein zu haben, genossen wir den Aufenthalt dort in vollen Zügen.

Eine Fortsetzung des Berichtes gibt es hier.

Tourengänger: basodino, tourinette


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