Hochflue (1699m) via Egg und Ostgrat
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Die Rigi Hochflue, einer meiner Lieblingsberge -- gut mit dem öV zu erreichen, zahlreiche Zustiege unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade, manche für Familien geeignet, ein breites Gipfelplateau mit Grillstellen und toller Aussicht... Es gibt wenige Stellen in der Schweiz, die mich so anziehen, sobald ich ein paar Wochen oder Monate nicht dort war. Was nicht heisst, dass ich oft da wäre, leider...
Diesmal wollte ich meine Grenzen etwas austesten: Schaffe ich die mit T5/II bewertete Route von Egg über die "Klettersteige"? Ich wusste einerseits aus Berichten, was mich in etwa erwartet: schlammig-rutschige Passagen mit starker Wetteranfälligkeit, ausgesetzte Stellen, Kraxeleien im II. Grad (ohne mir vorstellen zu können, was II. Grad genau bedeutet, "Drei-Punkt-Kletterei erstmals erforderlich"?), Seilsicherungen und ein Mini-Klettersteig. Andererseits fehlten mir aussagekräftige Bilder (jetzt, wo ich mich selber dran versucht hab, weiss ich warum -- es ist nicht einfach, die heiklen Stellen im Bild festzuhalten, sie gehen oft "um die Ecke" und liegen meist im Schatten). Ich wollte daher alles mitnehmen, was für eine Solo-Tour hilfreich sein könnte, und nur soweit gehen, wie ich sicher sein konnte, wieder zurückzukommen.
Die Ausrüstungsliste liest sich deshalb wie für eine dicke Hochtour: Helm, Pickel (für die schlammigen Stellen), Chainsen-Spikes (dito), Klettergurt mit Bandschlingen und Karabiner (als rudimentäre Sicherung für den Klettersteig), Steigklemme (falls irgendwo hilfreich), Halbhandschuhe (für die Stahlseile), natürlich Bergstiefel, Verbandszeug und Regenponcho (zur Sicherheit). Das meiste hab ich nicht gebraucht, Pickel und Helm sowie das Kletterzeug waren aber sehr hilfreich und die Spikes kamen nur wegen der sehr guten und trockenen Verhältnisse nicht zum Einsatz. (In Zukunft werde ich allerdings statt Pickel lieber die Stöcke nehmen...)
Der Weg ist bekannt und gut beschrieben, mein Bericht kann daher keine wirklich neuen Infos liefern. Wer sich (wie ich) trotz aller Berichte und SAC-Beschrieb fragt, was es braucht, um die Route zu gehen: ziemlich gute Trittsicherheit reicht aus, es gibt reichlich Tritte und Griffe bei den Kraxelstellen, an Abgründen sollte man sich sicher bewegen und am Stahlseil bei 60-80° klettern können. Man kann die Route wirklich ab Egg gehen und einfach schauen, wie weit man kommt, die Schwierigkeiten der "Schlüsselstellen" steigen stetig an und Rückzug ist bis zum Klettersteig immer gut möglich.
Geschätzt 50% der Strecke bis zum Klettersteig auf 1560m sind nettes, unschwieriges Gehgelände auf guten Trampelpfaden, 30% sind Wege, die bei Nässe hässlich rutschig werden, auch trocken etwas Konzentration brauchen und Abgründe neben sich haben, aber an sich waagrecht und gut zu gehen sind; 20% sind "Schlüsselstellen": kurze Kraxelstellen von 10-15m Länge, entweder recht flach oder bei Steilheit sehr gut seilgesichert. Einige sind immer etwas feucht, vor allem weiter oben, und daher leicht rutschig. Alle haben eigentlich, wie erwähnt, gut erkennbare Griffe und Tritte. Über das Schneefeld, das es oft geben soll, kann ich nichts sagen, es war vollständig abgetaut. Insgesamt eine gute, empfehlenswerte T5-Einsteigertour, wenn es drei Tage am Stück warm und trocken war.
Ich war allein unterwegs, wobei mich überrascht hat, wie voll diese als einsam vermutete Route an einem sonnigen Junitag ist. So viele Menschen sind mir auf dem Lägerngrat nie begegnet... Für mich war es hilfreich, so wusste ich, dass mich bei einem Unfall schnell jemand finden würde ;)
Der Klettersteig am Ende machte mir die meiste Mühe: rutschig, speckig und abgegriffen, mit Bügeln genau dort, wo ich sie nicht brauchen konnte. Mehrmals musste ich mich mit der Bandschlinge in einen Bügel einhängen und mich in Ruhe umschauen, wo meine Füsse als nächstes Halt finden könnten... denn immer die Wege, die ich ohne Sicherung genommen hätte, waren mit Sicherung verunmöglicht. Letztendlich schaffte ich es trotzdem glücklich über den oberen Rand und genoss die überraschend einfachen letzten Meter Wegs bis zum Gipfel, die wieder T2/T3-Charakter haben. Wenn man aus dem Klettersteig aussteigt und zum Gipfel schaut, glaubt man nicht, dass dieser Restweg ohne jede Kletterei möglich ist...
Zum zweiten Mal stand ich dann nach dem Eintrag ins schöne neue Gipfelbuch, den obligatorischen Fotos und meinem 100sten Geocache ;) an der Leiter zum Gätterlipass. Wieder entschied ich, diese Route erst von unten zu versuchen, bevor ich mich von oben ins Ungewisse stürze...
Der doppelt seilgesicherte T4-Abstieg über die Südseite zur Alp Zilistock war schön, sonnig und mit hübschen Blumen übersät. (Im Appenzell sind solche Wege und schlimmeres strikt wrw markiert, vielleicht verirrt sich sonst kein Japaner oder Ami mehr zum Rotsteinpass oder in die Fliswand?) Dann begann der bekanntermassen öde, aber schattige laaaaange Abstieg zur Bärfallen. Endlich dort angekommen gönnte ich mir nur eine kurze Pause, ich wollte schnell weiter über Tal zur Egg zurück aufsteigen und vor der Heimfahrt noch die Stockflue erklimmen.
Der Aufstieg war nur eines: STEIL! Aus irgendeinem Grund hatte ich "Sassen zwei Gestalten auf dem Donnerbalken" als Ohrwurm im Kopf und die Schritte passten sich dem Takt an... "uuund sie schrien all' nach Klopapier, Klopapier"... der Schweiss rann in Strömen, das Trinken ging zur Neige, aber ich konnte mich von dem Rhythmus einfach nicht befreien und hatte zudem ständig das Gefühl, viel zu langsam, völlig unsportlich und ohne Kondition zu sein... so langte ich statt nach zwei Stunden (Wegweiser) schon nach 1:10h wieder in Obertimpel an, vollkommen im Eimer. Und das nach nur 1100hm. Sowas war mir an diesem Berg schonmal passiert... heimtückisch.
Trotzdem, die Stockflue musste noch sein, das ist so ein schönes Gipfelchen! Ich wusste von einem früheren Besuch, dass nur die ersten 20m des Aufstiegs ab der Leiter eine wbw-Wertung rechtfertigen, aber diese 20m haben es in sich, vor allem die enge Stelle mit den Drahtbügeln... alles speckig, keine gute Möglichkeit zum Umgreifen, das rechte Stahlseil ist mehr hinderlich als hilfreich... warum hat man das Seil nicht über die ganze Länge auf der linken Seite hochgezogen?? Ich klemme mit dem Helm auf dem Rucksack fast fest, komme aber schliesslich glücklich durch und der Rest ab da bis zum Gipfel ist sehr einfach.
Dort bin ich zum ersten Mal an diesem Tag wirklich allein. Ich geniesse die mediterrane Umgebung mit den hutzligen Kiefern, trage mich auch hier wieder ins Gipfelbuch ein, beobachte einen Tandem-Gleitschirmflug beim Umkreisen der Flue... wunderschön hier oben!
Beim Abstieg ärgere ich mich nochmal kurz über das absurde Stahlseil, stecke kurz mit dem Rucksack fest etc., wie bereits gehabt... naja, wer auf den Berg will, muss leiden... oder so. Dafür gibts im Restaurant an der Seilbahn Bier und Kuchen, bis das nächste Bähnli zu Tal fährt. Eine schöne Wanderung, zwei schöne Gipfel, herrliches Wetter und ein guter Abschluss!
Diesmal wollte ich meine Grenzen etwas austesten: Schaffe ich die mit T5/II bewertete Route von Egg über die "Klettersteige"? Ich wusste einerseits aus Berichten, was mich in etwa erwartet: schlammig-rutschige Passagen mit starker Wetteranfälligkeit, ausgesetzte Stellen, Kraxeleien im II. Grad (ohne mir vorstellen zu können, was II. Grad genau bedeutet, "Drei-Punkt-Kletterei erstmals erforderlich"?), Seilsicherungen und ein Mini-Klettersteig. Andererseits fehlten mir aussagekräftige Bilder (jetzt, wo ich mich selber dran versucht hab, weiss ich warum -- es ist nicht einfach, die heiklen Stellen im Bild festzuhalten, sie gehen oft "um die Ecke" und liegen meist im Schatten). Ich wollte daher alles mitnehmen, was für eine Solo-Tour hilfreich sein könnte, und nur soweit gehen, wie ich sicher sein konnte, wieder zurückzukommen.
Die Ausrüstungsliste liest sich deshalb wie für eine dicke Hochtour: Helm, Pickel (für die schlammigen Stellen), Chainsen-Spikes (dito), Klettergurt mit Bandschlingen und Karabiner (als rudimentäre Sicherung für den Klettersteig), Steigklemme (falls irgendwo hilfreich), Halbhandschuhe (für die Stahlseile), natürlich Bergstiefel, Verbandszeug und Regenponcho (zur Sicherheit). Das meiste hab ich nicht gebraucht, Pickel und Helm sowie das Kletterzeug waren aber sehr hilfreich und die Spikes kamen nur wegen der sehr guten und trockenen Verhältnisse nicht zum Einsatz. (In Zukunft werde ich allerdings statt Pickel lieber die Stöcke nehmen...)
Der Weg ist bekannt und gut beschrieben, mein Bericht kann daher keine wirklich neuen Infos liefern. Wer sich (wie ich) trotz aller Berichte und SAC-Beschrieb fragt, was es braucht, um die Route zu gehen: ziemlich gute Trittsicherheit reicht aus, es gibt reichlich Tritte und Griffe bei den Kraxelstellen, an Abgründen sollte man sich sicher bewegen und am Stahlseil bei 60-80° klettern können. Man kann die Route wirklich ab Egg gehen und einfach schauen, wie weit man kommt, die Schwierigkeiten der "Schlüsselstellen" steigen stetig an und Rückzug ist bis zum Klettersteig immer gut möglich.
Geschätzt 50% der Strecke bis zum Klettersteig auf 1560m sind nettes, unschwieriges Gehgelände auf guten Trampelpfaden, 30% sind Wege, die bei Nässe hässlich rutschig werden, auch trocken etwas Konzentration brauchen und Abgründe neben sich haben, aber an sich waagrecht und gut zu gehen sind; 20% sind "Schlüsselstellen": kurze Kraxelstellen von 10-15m Länge, entweder recht flach oder bei Steilheit sehr gut seilgesichert. Einige sind immer etwas feucht, vor allem weiter oben, und daher leicht rutschig. Alle haben eigentlich, wie erwähnt, gut erkennbare Griffe und Tritte. Über das Schneefeld, das es oft geben soll, kann ich nichts sagen, es war vollständig abgetaut. Insgesamt eine gute, empfehlenswerte T5-Einsteigertour, wenn es drei Tage am Stück warm und trocken war.
Ich war allein unterwegs, wobei mich überrascht hat, wie voll diese als einsam vermutete Route an einem sonnigen Junitag ist. So viele Menschen sind mir auf dem Lägerngrat nie begegnet... Für mich war es hilfreich, so wusste ich, dass mich bei einem Unfall schnell jemand finden würde ;)
Der Klettersteig am Ende machte mir die meiste Mühe: rutschig, speckig und abgegriffen, mit Bügeln genau dort, wo ich sie nicht brauchen konnte. Mehrmals musste ich mich mit der Bandschlinge in einen Bügel einhängen und mich in Ruhe umschauen, wo meine Füsse als nächstes Halt finden könnten... denn immer die Wege, die ich ohne Sicherung genommen hätte, waren mit Sicherung verunmöglicht. Letztendlich schaffte ich es trotzdem glücklich über den oberen Rand und genoss die überraschend einfachen letzten Meter Wegs bis zum Gipfel, die wieder T2/T3-Charakter haben. Wenn man aus dem Klettersteig aussteigt und zum Gipfel schaut, glaubt man nicht, dass dieser Restweg ohne jede Kletterei möglich ist...
Zum zweiten Mal stand ich dann nach dem Eintrag ins schöne neue Gipfelbuch, den obligatorischen Fotos und meinem 100sten Geocache ;) an der Leiter zum Gätterlipass. Wieder entschied ich, diese Route erst von unten zu versuchen, bevor ich mich von oben ins Ungewisse stürze...
Der doppelt seilgesicherte T4-Abstieg über die Südseite zur Alp Zilistock war schön, sonnig und mit hübschen Blumen übersät. (Im Appenzell sind solche Wege und schlimmeres strikt wrw markiert, vielleicht verirrt sich sonst kein Japaner oder Ami mehr zum Rotsteinpass oder in die Fliswand?) Dann begann der bekanntermassen öde, aber schattige laaaaange Abstieg zur Bärfallen. Endlich dort angekommen gönnte ich mir nur eine kurze Pause, ich wollte schnell weiter über Tal zur Egg zurück aufsteigen und vor der Heimfahrt noch die Stockflue erklimmen.
Der Aufstieg war nur eines: STEIL! Aus irgendeinem Grund hatte ich "Sassen zwei Gestalten auf dem Donnerbalken" als Ohrwurm im Kopf und die Schritte passten sich dem Takt an... "uuund sie schrien all' nach Klopapier, Klopapier"... der Schweiss rann in Strömen, das Trinken ging zur Neige, aber ich konnte mich von dem Rhythmus einfach nicht befreien und hatte zudem ständig das Gefühl, viel zu langsam, völlig unsportlich und ohne Kondition zu sein... so langte ich statt nach zwei Stunden (Wegweiser) schon nach 1:10h wieder in Obertimpel an, vollkommen im Eimer. Und das nach nur 1100hm. Sowas war mir an diesem Berg schonmal passiert... heimtückisch.
Trotzdem, die Stockflue musste noch sein, das ist so ein schönes Gipfelchen! Ich wusste von einem früheren Besuch, dass nur die ersten 20m des Aufstiegs ab der Leiter eine wbw-Wertung rechtfertigen, aber diese 20m haben es in sich, vor allem die enge Stelle mit den Drahtbügeln... alles speckig, keine gute Möglichkeit zum Umgreifen, das rechte Stahlseil ist mehr hinderlich als hilfreich... warum hat man das Seil nicht über die ganze Länge auf der linken Seite hochgezogen?? Ich klemme mit dem Helm auf dem Rucksack fast fest, komme aber schliesslich glücklich durch und der Rest ab da bis zum Gipfel ist sehr einfach.
Dort bin ich zum ersten Mal an diesem Tag wirklich allein. Ich geniesse die mediterrane Umgebung mit den hutzligen Kiefern, trage mich auch hier wieder ins Gipfelbuch ein, beobachte einen Tandem-Gleitschirmflug beim Umkreisen der Flue... wunderschön hier oben!
Beim Abstieg ärgere ich mich nochmal kurz über das absurde Stahlseil, stecke kurz mit dem Rucksack fest etc., wie bereits gehabt... naja, wer auf den Berg will, muss leiden... oder so. Dafür gibts im Restaurant an der Seilbahn Bier und Kuchen, bis das nächste Bähnli zu Tal fährt. Eine schöne Wanderung, zwei schöne Gipfel, herrliches Wetter und ein guter Abschluss!
Tourengänger:
1Gehirner

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