Matthorn, Matterhorn, Mattesthorn...


Publiziert von 1Gehirner , 7. Juni 2014 um 15:30.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum: 6 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Pilatusgebiet   CH-OW 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1740 m
Abstieg: 830 m
Strecke:13.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:öV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:öV, Pilatusbahn
Unterkunftmöglichkeiten:???
Kartennummer:map.wanderland.ch 1:20'000

...oder wie man gelassen prüfen kann, ob die bisherige Höhenmetergrenze noch gilt...

Eine Premiere: Erste Wanderung mit meinem Bruder

Seit langem hab ich mir das mal gewünscht: Eine schöne Wanderung mit meinem zehn Jahre jüngeren Bruder! Da ich mittlerweile im Raum Zürich wohne und er in der Nähe von Stuttgart, hat sich das bisher nie ergeben. Jetzt war es endlich soweit.

Wir wussten beide nicht, was wir ihm zutrauen können ;) deshalb war die Matthorn-Besteigung eigentlich ein recht gewagtes Unterfangen, immerhin sind es gut 1700 Höhenmeter, mehr, als ich bisher selber maximal aufgestiegen bin. Letztendlich hätten wir aber gut irgendwo zwischendrin abbrechen können, das Risiko hielt sich in Grenzen.

Um die ostexponierte Aufstiegsroute via Ämsigen zu vermeiden, starten wir in Alpnach. Der Wanderweg hier ist nicht der Rede wert, er führt (die Kehren abkürzend) meist der Strasse entlang. Da wir recht früh unterwegs waren (Start um 8:40 Uhr!), hatten wir zudem Nebel. Als wir etwa auf 1000m die Strasse nach rechts in den Wald verliessen (inklusive Verhauer, weil wir den Einstieg trotz Wegweiser verpassten), beschlich uns das Gefühl, im malayischen Dschungel unterwegs zu sein. Der Weg war recht überwachsen, es war feucht und neblig... nur die bunten tropischen Blumen und der gelegentliche Tiger oder Elefant fehlten. Teils war der Weg auch durch die Feuchtigkeit etwas vorsichtiger zu begehen, rechts gehts doch ordentlich runter. Das GPS streikte in dieser Ecke permanent.

Schliesslich fanden wir sichtlos aus dem Wald heraus und mussten uns per Kompass orientieren, um die Strasse auf 1330m wiederzufinden ;) Die Sicht war bei etwa 20m, wir haben den direkt vor uns stehenden Wegweiser schlicht nicht gesehen.

Der weitere Aufstieg zur Alp Fräkmünt war nett, aber ereignislos. Der Nebel lichtete sich ab hier und der schöne Teil der Tour begann :) Im strahlenden Sonnenschein stiegen wir auf dem breit ausgebauten, manchmal etwas eintönigen Wanderweg im breiten Tal zu den Chilchsteinen auf.

Diese Farben!! Blau, weiss, grün -- ich kenne keine andere Landschaft, die so wahnwitzig klare Farben hervorbringt wie das Kalkgebirge. Wunderschön! Die Fotos fangen das nie richtig ein, die Kamera ist damit überfordert, aber die Bilder brennen sich ins Gedächtnis -- und was sind Fotos, wenn nicht blosse Anker, damit das Gedächtnis etwas hat, woran es das Erlebte wieder hervorziehen kann?

Beim Sattel lassen wir den Pilatus buchstäblich links liegen und steigen nach rechts zum felsigen Weg auf das Matthorn hinauf. Die Sicherungen hier hatten mir bei der Planung etwas zu denken gegeben, aber da die Tour mit T3 bewertet war, dachte ich "Versuchen wir's einfach". Letztendlich waren die Sorgen unbegründet; wer halbwegs trittsicher ist, braucht die Seile nicht, nur an einer Stelle ist es vom Wasser etwas rutschig. Immer ist der Fels aber so zackig, dass man sich auch daran halten könnte. Ausserdem ist die gesicherte Stelle in wenigen Minuten überwunden.

Oberhalb der Seile angekommen bestaunen wir zunächst die steile Schlucht nördlich vom Gipfel. Bestimmt sehr steinschlägig da drin... Der weitere Weg zum höchsten Punkt ist angenehm zu gehen, oben erwartet uns eine hübsche, ausgedehnte und mit Blumen übersäte Ebene, die zum Pausieren und Schauen anregt. Kurz vor dem eigentlichen Gipfelkreuz kann man ein paar alte Schafställe besichtigen, die in die Felsen gebaut wurden. Wir verstehen den Namen des Bergs jetzt besser :)

Nach einer längeren Pause steigen wir wieder ab und nehmen die "Autobahn" vom Sattel nach Ämsigen. Unglaublich, was hier für den Ausbau der Wege unternommen wird. Angenehmer zu gehen sind sie deswegen leider nicht, auch der Gegenverkehr ist manchmal etwas mühsam. Die Sonne tut ein übriges, auf diesem Wegstück brennt sie ungehindert und der helle Fels reflektiert hervorragend. Etwas erMattet (haha, Wortwitz) und ohne grosse Lust auf weitere 900hm Abstieg im Wald beschliessen wir, uns von der Pilatusbahn fahren zu lassen. Nicht der Aufstieg hat uns ermüdet, sondern die ständigen Ausweichbewegungen gegenüber den Heerscharen an Aufsteigern... und das waren noch die Sportlichen, die nicht gleich die Bahn bis zum Gipfel genommen haben ;)

Erwähnenswert ist der fast aussichtslose Kampf mit dem Billettautomaten in Ämsigen. Es empfiehlt sich, genügend Kleingeld (und Zeit!) mitzubringen, Scheine frisst er nur ausnahmsweise und nur mit sehr, sehr viel gutem Zureden. Nachdem wir beide schier dran verzweifelt sind, letztendlich aber einen Erfolg verbuchen konnten, durften wir dieselbe Komödie noch einmal bei einer älteren Frau und einer Gruppe Russen beobachten... mit Hilfe einiger getauschter Scheine (der Blick titelt "Geldwäsche am Pilatus!!"), um den wählerischen Automaten zufriedenzustellen, konnten auch diese letztendlich die Fahrt ins Tal antreten.

Eine wunderschöne Tour. Es dauert anfangs eine Weile, bis sich die Reize der Wanderung zeigen, aber spätestens ab Fräkmünt ist man in der seltenen Lage, mitten im stark überlaufenen Pilatusgebiet fast allein unterwegs zu sein.

Tourengänger: 1Gehirner


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Geodaten
 20845.gpx Matthorn

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