Kurzbericht 

Vom Jungfrau- ins Oberhasligebiet


Publiziert von Bombo , 17. Mai 2014 um 00:45.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum: 8 Mai 2014
Ski Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 4 Tage
Strecke:Jungfraujoch - Konkordiaplatz - Grünhornlücke - Finsteraarhornhütte - Oberaarjoch - Scheuchzerhorn - Lauteraarhütte - Hiendertelltijoch - Hubelhorn - Gaulihütte - Ürbachtal
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Meiringen (PP-Gebühr CHF 7.00 pro Tag) bzw. Interlaken Ost (PP-Gebühr CHF 5.00 pro Tag) via Lauterbrunnen und Kleine Scheidegg mit Bahn bis Jungfraujoch (Halbtax ca. CHF 57.00)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit Alpentaxi z.B. von Mürvorsees zurück nach Meiringen, CHF 15.00 pro Person
Unterkunftmöglichkeiten:Finsteraarhornhütten SAC, Lauteraarhütte SAC, Gaulihütte SAC

Abseits der klassischen Gipfelziele und Pfade
 
 
Nachdem ich die letzten 2 Wochen bereits schon 2 Mal im Jungfraugebiet war, siehe da und dort, soll es für den Saisonabschluss nochmals 4 Tage ins schöne und weitläufige Berner Oberland gehen. Dieses Mal jedoch geführt, nicht der Technik wegen, sondern um den geografischen Horizont wieder einmal zu öffnen und neue, mir noch unbekannte Pfade zu begehen.
 

 
Tag 1
 
Start auf dem Jungfraujoch 3454m und über den frisch eingeschneiten, noch unverspurten Jungfraufirn hinunter zum Konkordiaplatz 2800m. Ich bezweifle, dass ich jemals wieder so tolle Pow-Verhältnisse auf dem Jungfraufirn vorfinden werde, wie wir sie erleben durften – schlichtwegs genial. Hoch zur Grünhornlücke 3279m und bei erneut schönsten Schneebedingungen runter zum Fieschergletscher 2980m. Ein kurzer Gegenanstieg brachte uns zur Finsteraarhornhütte SAC 3048m, bei welcher wir auf der schönen Terrasse die Sonne und Aussicht genossen. Wahrhaftig ein toller Ort hier – da kommt man immer wieder gerne hin.
 
 
Tag 2
 
Den geplanten Frühstart verschoben wir infolge dichtem Nebel um eine Stunde. Dann aber erste Lichtblicke, also raus auf den Fieschergletscher, südlich am Rotloch vorbei, dank perfekt eingeschneitem Galmigletscher und mittlerweilen guter Sicht direkt durch die Spaltenzone und via Studergletscher hoch zum Oberaarjoch 3212m. Hinter uns nähert sich das von den Wetterfröschen angekündigte perfekte Wetter, vor uns eine unverspurte, ja zauberhafte Landschaft, wo man einfach nur eintauchen möchte und möglichst lange den Abfahrtsmodus geniessen will. Wir traversierten jedoch Richtung P. 3228, durchbrachen eine kleine Wechte und stiegen die letzten Meter zu Fuss hoch zum Gipfel des Scheuchzerhorn 3456m – eine Hikr-Première! Erstaunlich eigentlich, denn das Scheuchzerhorn ist kein unbekannter Berg in dieser Gegend, zumal dieser perfekte Abfahrtsverhältnisse verspricht.
 
Via Scheuchzerjoch 3072m erreichten wir die fantastische, perfekt geneigte Abfahrt über den Tierbergligletscher hinunter Unteraargletscher 2200m. Hier genossen wir eine sonnig heisse Verpflegungspause und liessen unsere Blicke immer wieder über die soeben genossene Abfahrt streichen – ganz bestimmt unvergesslich.
 
Nach der Arbeit sollst Du ruhn – zuerst musst Du aber noch viele Leitern tun. Etwa so könnte die Einleitung für die nächste Etappe lauten, denn der Aufstieg zu unserem Nachtlager darf infolge Gletscherschwund über unzählige Metallleitern vollbracht werden – technisch zwar nicht schwierig, mit grossem Rucksack sowie den Skis am Rücken jedoch ziemlich kräfteraubend. Endlich erreichten wir die unbewartete Lauteraarhütte SAC 2392m, wo das Einheizen sowie das Kochen zu unseren nächsten Tätigkeiten gehörte. Unbedingt alles selber mitnehmen, ausser man ernährt sich ausschliesslich von Bier… Das Abendessen genossen wir übrigens in der wärmenden Abendsonne draussen auf der Terrasse – das kennt man sonst auch nur von den Hütten im Tessin.
 
 
Tag 3
 
Via Triftleni 2327m stiegen wir dem Triftbach entlang hoch zum Vorderer Triftgletscher und erreichten bei perfekten Wetter- und Schneeverhältnisse das Hiendertelltijoch 3094m. Die oberste Abseilstelle scheint vermutlich noch eingeschneit zu sein, immerhin fanden wir eine Möglichkeit ein paar Meter weiter unten auf der nördlichen Seite. Es empfiehlt sich hier ein 60m mitzuführen (reicht bis zum Gletscher) – Vorsicht für den Seilführer, die Abseilstelle weiter unten ist bei eingeschneiten Verhältnisse nur mit Ortskenntnisse zu finden. Ebenfalls Vorsicht wegen dem Bergschrund – am besten nach dem Abseilen nicht zu Fuss sondern gleich mit den Skis an den Füssen aus der Gefahrenzone rausfahren.
 
Wir liessen nun die Skis über den unverspurten Hiendertelltigletscher bis ca. 2750m sausen und berieten nun über die Fortsetzung unserer Tour. Die Wetterverhältnisse für den Sonntag waren alles andere als berauschend, es bestand aber noch die Hoffnung auf den Hasliföhn, welcher evtl. die Front zurückhalten würde. Dies würde für die Fortsetzung der geplanten Tour sprechen. Ein vorzeitiger Tourabbruch wäre hier nun ebenfalls möglich – via Obri Bächlilicken ginge es an der Bächlitalhütte SAC 2328m vorbei raus in die Zivilisation beim Räterichsbodensee. Die Meinungen waren gespalten – wir entscheiden uns für die Fortsetzung der Tour. Via die Lücke nördlich des Hienderstock 3307m sowie en passant der Hubellücke erreichten wir bei nach wie vor perfekten Verhältnisse das Gipfelkreuz des Hubelhorn 3244m.
 
Hier könnte man über den Grienbärgligletscher südwärts ins Gauligebiet stechen, aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit sowie der zahlreichen Spalten entschieden wir uns für die – ebenfalls absolut lohnenswerte - Abfahrt über den Hiendertelltigletscher. Fantastischer, unverspurter Sulz rauschte unter unseren Skis hindurch – was für ein Privileg, hier unsere Spuren ziehen zu dürfen.
 
Wer die Gaulihütte kennt, weiss, was nun folgte. Ein ständiges Auf und Ab über die diversen mal mehr, mal weniger eingeschneiten Moränen. Es ist sicherlich von Vorteil, wenn man hier Lokalkenntnisse hat. Die aktuell unbewartete Gaulihütte SAC 2205m erreichten wir nach exakt 11h seit unserem Start, wobei einiges an Zeit für das Abseilmanöver sowie für die Beratung der Tourfortsetzung draufging. Ein grosser Dank der Hüttenwartin der Gaulihütte, welche im Wissen, dass wir kommen, unser Essen sowie sonstige kulinarische Köstlichkeiten zur Verfügung stellte. So konnten wir nach dem Einheizen einen perfekten 4-Gänger – Salat, Suppe, Röschti und Dessert – geniessen.
 
 
Tag 4
 
Die Prophezeiung wurde zur Realität. Der Hasliföhn blieb im Hintergrund versteckt, dafür aber wurden wir mit zahlreichen Wolken und später dann mit absolut dichtem Nebel für unseren gemeinsamen Entscheid bestraft. Am Frühstückstisch diskutierten wir die zwei Varianten a) Abstieg ins Ürbachtal oder b) Aufstieg zur Obli Bächlilicken und wie oben beschrieben raus zum Räterichsbodensee. Die Entscheidung fiel auf Variante Ürbachtal, eine im Winter wegen Lawinengefahr vermutlich eher selten begangene Route. Bis P. 2216 hatten wir die Skis meist am Rucksack, am gleichen Ort erreichte uns dann leider aber auch die "totale Nebelfinsternis", kombiniert mit ungemütlichem Wind. Ein Abstieg durch das felsdurchsetzte Gelände kam bei diesen miserablen Verhältnissen vorerst nicht in Frage, erschwerend wirkte sich auch noch die latente Lawinengefahr aus. Würde man einfach nur blind dem (eingeschneiten) steilen Sommerweg folgen, begibt man sich automatisch in die Gefahrenzone. So warteten wir zuerst einmal ab und diskutierten mögliche Notvarianten – u.a. auch eine Rückkehr zur Hütte.
 
Der Zufall meinte es jedoch gut mit uns und gab für wenige Minuten die Sicht Richtung Holzfadghirmi frei. Ein schneller Entschluss die missliche Lage zu verlassen und schon befanden wir uns in der Abfahrt – mittlerweilen erneut im stockdichten Nebel. Glücklicherweise hatten wir den Nebel bald über uns, sodass die Fortsetzung der Abfahrt wieder genussvoll wurde – via Leimiger ging es zu P. 1453, wo man theoretisch zur Dossenhütte SAC aufsteigen könnte. Die Brücke bei Schrätteren war noch im "Winterbetrieb" – zum Glück war die Schneedecke über den reissenden Bach dick genug – nasse Füsse wären für den nun kommenden Fussmarsch alles andere als vorteilhaft. Über Schmallauigädmer 1364m und Rohrmatten 1043m erreichten wir unser Tourenende Mürvorsess 880m, denn von hier aus brachte uns das Alpentaxi inmitten der imposanten Felswände zurück "ins Leben" nach Innertkirchen 625m bzw. Meiringen 595m.
 
 
Fazit:
 
Bis auf den letzten Tag (wetterbedingt) fantastische Tourentage in einem für mich neuen Gebiet. Die Aussicht auf den Gauligletscher (die Dakota haben wir auch aus der Ferne leider nicht gesehen…) mit den damit verbundenen zahlreichen Tourenzielen gehört sicherlich zu den Highlits der Tour. Aber auch die zahlreichen Abfahrten in meist unverspurten mit perfekten Schneeverhältnisse garnierten Gelände bleiben unvergesslich. Die Steigeisen blieben über die gesamte Zeit im Rucksack, gehören aber wie ein genügend langes Seil (60m) in die Packung. Für mich ist klar, dass ich nicht zum letzten Mal in diesem Gebiet war – auch in der Gegend des Oberaarjoch sowie der Bächlilicken gibt es noch einiges zu entdecken (und abzufahren…).
 


Tourengänger: Bombo


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