Antelao

Meist braucht es nur etwas Initiative und einen Stoss in die richtige Richtung um die endlose Ideenliste um ein Ziel zu erleichtern. Auch wenn danach die erste Reaktion ist: "Da muss ich wieder rauf!" und die Liste nicht kürzer geworden ist.  So war nach einem fünf minütigen Telefonat der Plan klar, einer der riesigen Klötze hoch über S. Vito di Cadore sollte es werden. Und um es vorweg zu nehmen, die Abfahrt über die  ausgesetzte Gipfelabdachung ist wirklich ein absolutes Highlight!

Starrten wir im Sommer vom Pelmo aus immer mal wieder hinüber zum Antelao so hatte er heute unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit, als er schon vor Cortina nicht zu übersehen ins Blickfeld rückte. Die Hoffnung bis zum Rifugio Scotter fahren zu können zerschlug sich schon kurz nach dem Ort, als wir mit dem Auto auf der Skipiste landeten. Also wurde der Weg länger. Zusammen mit 8 anderen folgten wir der Skipiste, bogen dann aber recht schnell ins Val de Forcella piccola ab. Im Nachhinein war es keine besonders gute Idee den normalen Aufstieg zu verlassen, das Tal war gefüllt mit Lawinenschnee, wurde sehr schnell eng und steil, sodass die meisten Spitzkehren des Tages schon hier fällig waren. Später sahen wir dann auch noch, wie viel Schnee auf den darüber liegenden Platten noch aufs abrutschen lauert (siehe Foto) ... Wie gesagt, keine besonders gute Idee. 

Ab der Forcella piccola kamen wir wieder auf den normalen Weg und es ging in das gewaltige Nordkar hinein, immer auf die Felsstufe zu, die den Zugang auf die gewaltige Norabdachung, der Laste vermittelt. Am Beginn des rechten Einschnitts zwischen den Felsen kamen die Ski auf den Rucksack. Nach dieser ersten Felsstufe quert man nach links in das offensichtliche Ausstiegscouloir. Dieses endet quasi in einer flachen Scharte an deren linken Rand die ebenmässig geneigten Hängen der Laste beginnen. Ist das hier im Sommer eine einzige Felsplatte so spaziert man im Winter hier wie auf einem Dachfirst dem Gipfel entgegen. Die Laste an sich ist auf ihrer Breite von 100m weder steil noch schwer, links und rechts gehts aber bis ins Tal runter. Enstprechend ist die Aussicht. Nach oben hin verjüngt sich der Hang, wird nochmals etwas steiler und endet beim Skidepot in einem Grat. 

Die letzten 150hm gilt es wieder mit den Eisen an den Füssen zu bewältigen, zunächst geht es über einen schönen Firngrat leicht aufwärts, ein kurze Steilstufe wird einfach überklettert. Danach wird es aber nochmals recht steil, aber in dem guten Trittschnee wars einfach nur Wahnsinn mit so viel Luft unter den Füssen nach oben zu steigen. Eine kurze Traverse vom Vorgipfel zum Hauptgipfel vorbei an einem abdrängenden Felsen ist dann die unangenehmste Stelle. 

Nach einer ausführlichen Rast konnten wir es aber kaum erwarten über die Laste dem Tal entgegenzufliegen. Und wir wurden nicht enttäuscht, auch wenn der leichte Bruchharsch doch nicht hätte sein müssen. Im noch nicht ganz gesetzten Schnee von Ostern ging die Steilstufe problemlos zu fahren und im weiten Nordkar erwartete uns perfekter Firn. Ab der Forcella piccola gab es dann nur mehr bremsenden Nassschnee, was aber nur unsere Beine ärgern konnte. 

Beim Antelao bekommt man eine Skitour serviert, die wirklich alles zu bieten hat: Langen Aufstieg, eine interessante Steilstufe, Exponiertheit und zum Abschluss einen Grat und leichte Mixed-Kletterei zum Gipfel. Sicherlich gibt es einige steilere und schwierigere Touren, der Aufstieg und Abfahrt über die Gipfelabdachung ist aber etwas ganz besonderes.