Ötztaler Urkund Südgipfel 3493m über Südgrat ("Partschweg")
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Endlich geht es Rüdi besser. Wir beschließen auch für den Rest der Woche hier zu bleiben. Nach einem ausgiebigen Frühstück an der frischen Luft genießen wir den Vormittag bei allerlei Blödsinn, Tiefsinn und mit Hygienetätigkeiten. Eine flache Lacke in der Nähe, die im Spätsommer sicher austrocknet, wird erkundet, die Schafe beobachtet. Gestern (Überschreitung) und vorgestern (SW-Flanke) waren wir jeweils auf dem Wilden Mannle über verschiedene Routen.
Die Wildspitze von Süden her zu überschreiten gehört schon einige Zeit zu meinen Traumtouren. Der erste Teil der Überschreitung führt über den Südgrat des Ötztaler Urkunds, den wir uns heute mal genauer anschauen. Zunächst hatte ich noch gar nicht vor, unbedingt so weit hinauf zu gehen, wollte nur den Einstiegsbereich genau einschätzen können. So brechen wir erst sehr spät auf...
Zur Breslauer Hütte (T3, Schneefelder, 50min)
Gegen 11:30 Uhr gehen wir erneut hinauf zur Breslauer Hütte mit dem zuvor zu erledigendem kurzen Abstieg. In der Nacht gab es häufig Regen, oberhalb von 2900m offensichtlich auch Schnee. An der Hütte hat es kaum 4°C.
Über den Urkundkolm bis zum Einstieg (T3, 50min)
Carsten und ich machen uns 12:30 Uhr zügig auf den Weg zum Urkundkolm, nachdem wir für ihn Gamaschen für 5€ ausgeliehen haben. Er hat kein Gepäck, ich trage nur ein paar Kleinigkeiten in meinem Tourenrucksack. Etwa ab 3000m finden wir eine geschlossene Nassschneedecke vor.
13:10 Uhr. Das Gipfelkreuz oben lassen wir schnell hinter uns, denn wir wollen uns gern den Einstieg vom Südgrat am Ötztaler Urkund anschauen.
Im Sattel davor gibt es einen kurzen, wunderschönen Schneeschauer (Schneeflocken vor blauem Himmel). Der Einstieg nun wirkt zunächst wirklich unschwierig. Wir beobachten einen kleinen Schneerutsch weit in der westlichen Flanke des Grat. Mein Tourenpartner fleht mich nach genauer Inspektion des „Einstiegs“ an soweit wie möglich hoch zu gehen.
Der Südgrat (T5, WS, mehrere Stellen II, Schnee auf Blöcken, 1h 10min)
Es handelt sich um unschwierige Firnflanken, Schutt und Blockgelände mit einigen Stellen II und oft auch Gehgelände. Die Temperaturen sind kaum über 2°C gekommen und es scheint allgemein etwas stabiler zu werden. Ich nehme eben an, dass irgendwo am Grat ein IIIer sein wird, der hinab zu unangenehm wäre und wir also nicht so weit kommen.
Diesmal gebe ich nach und wir steigen ein. Häufig werde ich überrascht, wie gut sich die Route erschließt. Die Kraxelei ist eine wahre Freude. Der Grat ist an vielen Stellen nur schwach ausgeprägt und häufig bewegen wir uns sehr nahe am Grat aber noch in der östlichen Flanke (etwas brüchig). Erst kann ich es gar nicht richtig glauben, aber wir gelangen offensichtlich hinauf bis zum Gipfelgrat. Dorthin leitet ein letzter doch recht steiler, schneereicher Aufschwung (ca. 40°). Meine Trittstufen helfen Carsten sicherer auf den Füßen stehen zu können. Gegen 14:30 Uhr erreichen wir dann den P.3493m, wo sich Südost- und Südgrat zum Gipfelgrat vereinen. Der AVF hat diesen Punkt sogar als Gipfel bezeichnet (Ötztaler Alpen S. 310). Hier bleiben wir einige Zeit.
Der Gipfelgrat Stellen III, ZS, BH, trockener Fels, 15min probiert)
Ich schaue mir noch die nächsten ausgesetzten Abschnitte des Grats an. Erst kurz Firn und dann einige herrliche Felspassagen (BH und teils Schlingen). Die erste IIIer gehe ich noch kurz, vorbei an einem Bohrhaken und einer schon gelegten Köpfel. Bis zum GK wären es noch einige Gratzacken und durch das Sichern würde das sicherlich mindestens je eine ganze Stunde benötigen.
Der Nordostgrat an der Wildspitze blitzt auch herrlich mit seinem Firn herüber. Wir genießen die Aussicht bei einigen Snacks noch eine halbe Stunde und gehen danach den Abstieg an.
Abstieg wie Aufstieg (ohne Pause 2h 30min bis Biwak)
An einigen Stellen ist es nun etwas heikel wegen loser Blöcke. Einen kleinen tritt Carsten versehentlich los – eine kleine Schrecksekunde!
Den Sattel erreichen wir um 15:40 Uhr wieder, machen noch einige Fotos und gelangen gegen 16:30 Uhr zurück zur Hütte, wo unsere Freunde schon warten. Dort genießen wir einige kühle Getränke und gehen erst zwei Stunden später zurück zum Biwak.
Am heutigen Tag haben wir sicher die richtigen Entscheidungen getroffen. Gut, dass ich auf die Mitnahme von Sicherungszeug verzichtet habe, so dass wir gar nicht erst in Versuchung kommen konnten, ein Stück vom Gipfelgrat noch mitzunehmen. Völlig frei wäre ich sicher auch nicht gern alles gegangen! Ein kleines Puzzleteil einer hoffentlich nicht allzufernen Wildspitzüberschreitung (Süd-Nordost) ist nun wieder hinzu gekommen.
Für den folgenden Tag haben wir uns den mir schon bekannten Südgrat am Vorderen Brochkogel vorgenommen.

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