Uri Rotstock (2928 m): Zentralschweizer Aussichtsgigant!


Publiziert von morphine , 14. Dezember 2013 um 13:26.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:31 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:St. Jakob - Biwaldalp - Rotstocksattel - Uri Rotstock
Kartennummer:1191 Engelberg 1:25000, 1171 Beckenried 1:25000

Letzte Chance dem U.R.S auf´s Haupt zu steigen.

Der Oktober entpuppte sich doch als sehr unbeständig. Ständige Schlechtwettergebiete ließen die Sonne immer nur für kurze Dauer während kleinerer Zwischenhochs oder bei Föhnlagen scheinen. Ich hatte meine Urlaubsplanungen für dieses Jahr schon abgeschlossen, als doch noch so ein 1-Tages-Schönwetter-Hoch anrückte. Also fuhr ich spontan nach Uri um meine letzte Chance für dieses Jahr auf den Uri Rotstock zu wahren. Von diesem legendären Aussichtspunkt der Zentralschweiz wollte ich schon immer mal hinunterschauen.


Der Aufstieg

Nach frühem Frühstück im Hotel fuhr ich über Seedorf nach Isleten und von dort über die schmale Bergstraße in´s wunderschöne Isenthal hinauf. Bei der Seilbahn in St. Jakob parkte ich meine Auto und nahm den langen Anstieg um ca. 8.00 Uhr unter die Sohlen.

Ich folgte dem breiten Weg zunächst taleinwärts und bog schon wenige Gehminuten später -dem Wegweiser zur Biwaldalp folgend-  nach links ab. Die Route wendete sich später im Wald wieder nach rechts und nun folgte eine sehr lange Geradeausstrecke den Bergwald hinauf. Der laubbedeckte Weg führte später über eine breite Holzbrücke, die nass und unangenehm glitschig war. Weiter oben bog dann der schmale Wanderweg zur Biwaldalp nach links ab. Dieser war zu Beginn recht morastig, ließ sich in der Folge aber angenehm hinaufsteigen. Bis zur Biwaldalp brauchte ich 1 1/2 Std.

Kurz nach mir erreichte ein Hund die Alp und bettelte mich schwanzwedelnd um einen Bissen von meinem Müsliriegel an. Als ich ihm ein Stück anbot, wich er jedoch zurück. Bald  danach kam die Besitzerin des Hundes an und rief "Kira" zu sich.  Die Frau stellte sich als Bewirtschafterin der Alp vor, die heute noch mal hinaufgekommen sei, um das Gebäude endgültig winterfest zu machen. Auf Nachfrage teilte sie mir mit, dass es auf dem Weg zum Uri Rotstock nach den diversen Wintereinbrüchen der vergangenen Wochen mittlerweile nicht mehr all zu viel Schnee habe. Nachdem ich mich  von der Frau und Kira verabschiedet hatte stieg ich den Wanderweg unter den imposanten Felsen des Schlieren weiter hinauf.

Auf diesem Abschnitt ergaben sich immer wieder schöne Tiefblicke auf die sonnenbeschienen verstreut liegenden Höfe im Grosstal. Auf ca. 2000 m machte sich eine noch hauchdünne Schneedecke breit. Das letzte Drittel des Weges zwischen Biwaldalp und dem Gletscherrand des Blüemlisalpfirns zog durch eine etwas steilere Schutthalde nach Osten und zum Schluss direkt unter einer auffälligen Felswand in südliche Richtung hinauf. Nach dem langen schattigen Anstieg machte ich im Sonnenschein des offenen Geländes vor dem Gletscher meine nächste Pause und aß dabei eine Kleinigkeit. Die Gitschenhörelihütte stand nur wenige Meter weiter westlich von hier entfernt.

Nach der Stärkung stieg ich den markierten Weg auf der Seitenmoräne des Gletschers weiter hinauf. Bei einem Wegweiser entschied ich mich für den längeren, aber leichteren Aufstieg. Der Weg verlief immer auf dem Grat der Moräne, bis diese sich nach P. 2517 in einer mit Felsblöcken gefüllten Senke verlor. Wegen der Schneebedeckung verlor ich auch die Wegmarkierungen aus dem Auge und stieg nach eigenem Ermessen weiter. Mal ging´s über leichte mit Felsblöcken bedeckte Rücken, mal über die schneegefüllten Senken dazwischen immer genau nach Osten  dem Grateinschnitt über dem Ende des Firns entgegen. Kurz unter dem Grat tauchten die Markierungen plötzlich wieder auf und es ging über ein steiles Schuttweglein die letzten Meter hinauf. Vom Grat hatte ich zum ersten mal  einen eindrucksvollen Blick nach Osten.

Nun stieg ich nach Westen über steilen Schutt weiter und erreichte kurze Zeit später den weiten plateauartigen Rotstocksattel. Die Aussichten von hier schürten zusätzlich die Vorfreude auf den doch noch recht weit entfernt wirkenden Gipfel. Nach dem Sattel ging es wieder steil am Grat hinauf und dicht links unterhalb der Felsen des P. 2826 zu dem dahinter befindlichen Wegweiser P. 2798. Hier mündete auch die Trasse der schwierigeren Anstiegsvariante ein.

Jetzt begann der Schlussaufstieg über die sehr steile Gipfelschuttflanke des Uri Rotstocks. Der lange Aufstieg hatte doch Tribut gefordert und so gings nur sehr langsam weiter hinauf. Doch irgendwann tauchte das Gipfelkreuz auf und meine Freude, diesen markigen Aussichtspunkt endlich erreicht zu haben, war riesengroß. 


Gipfelimpressionen

Die Ausblicke von hier oben waren einfach atemberaubend. Vollkommen frei ging der Blick über das Reusstal hinweg nach Osten. Ich hatte den Eindruck, auf einem viel höheren Gipfel zu stehen. Obwohl sich das Nebelmeer heute nicht auflösen wollte und der Urner See somit unsichtbar blieb -außerdem inneralpin auch noch Wolken die Gipfel umspielten- entfaltete das Gipfelpanorama dennoch seine volle Wirkung. Vielleicht wirkte es gerade wegen dem Nebelmeer und den höheren Wolken noch abwechselungsreicher und ein wenig dramatischer als bei vollkommen freier Aussicht. Nach einer guten Stunde Gipfelrast rappelte ich mich wieder auf und begann mit dem Abstieg.


Abstieg über die steilere kurze Variante

Beim Wegweiser P. 2798 entschied ich mich für den kürzeren Abstieg. Über steilen Schutt ging es immer in Richtung des tief unten liegenden Blüemlisalpfirns hinunter. Ich folgte dabei den Markierungen und der Spur bis zu einer mit Ketten gesicherten Felsstufe (T4). Nach Überwindung der Stufe erreichte ich über Felsblöcke schon bald wieder die Seitenmoräne des Gletschers.

In der Abenddämmerung beeilte ich mich nun, die Biwaldalp zu erreichen. Es zog sich doch ordentlich hin und die Sonne war längst verschwunden, als ich endlich bei der Alp ankam.

Nun -mal wieder mit Stirnlampe bewaffnet- den steilen Weg hinunter in den Wald. Auf dem langen Marsch durch den Bergwald bis ganz hinunter ins Tal konnte ich dann meine Gedanken und Eindrücke vom Tag in Ruhe und voller Genuß noch mal Revue passieren lassen. Meinen Parkplatz erreichte ich wieder um ca. 19.00 Uhr und mir wurde bewusst, dass meine Urlaubssaison nun endgültig ihr Ende gefunden hatten.

Ein doch recht erfreuliches Urlaubsjahr lag hinter mir. Schöne Wanderungen und langgehegte Gipfelwünsche konnte ich mir erfüllen. Der Uri Rotstock bildete dabei den mehr als würdigen Schlusspunkt.

Tourengänger: morphine


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