Septimerpass-Runde (Bivio – Septimerpass – Maloja – Julier – Bivio)


Publiziert von luckyluke , 5. Oktober 2013 um 15:54.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberhalbstein
Tour Datum: 4 Oktober 2013
Mountainbike Schwierigkeit: ZS - Fahrtechnisch anspruchsvoll
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 1824 m
Abstieg: 1824 m
Strecke:46.8

Herbstliche Berg-Bike-Rundtour über den urgeschichtlichen Pass zwischen Bivio und Bergell. Oberhalbstein-Bergell-Oberengadin.
 
Die noch heute sichtbaren Kunstbauten (Trockenstützmauern, Weg- und Randplatten sowie Querabschläge) am Pass verleihen ihm einen besonderen Charme. Diese stammen aus dem Mittelalter. 1359 erwirkte der Bischof von Chur von Kaiser Karl IV. eine Art von Exklusivrecht: Den Reichsstädten wurde verboten, andere Pässe als den Septimer zu benützen. 1387 wurde ein fahrbarer, also gepflasterter Weg zwischen Tinizong und Bergell gebaut. Den Bergellern wurde erlaubt, eine Maut für die Überfahrt über die erste Strasse über die Alpen zu erheben. Der Saumverkehr wurde erst eingestellt, als der Julier und die San Bernardino-Route an Bedeutung gewannen. (Quelle: Parc Ela, Wege zur Schweiz, Peter Donatsch)
 
Die alten Bauten sind wirklich eindrücklich, auch per Bike. Nun aber zur neueren Geschichte. Der Parkplatz an der Skilifttalstation ausgangs Bivio leistet wieder einmal beste Dienste. Viel Platz und keine Gebühr. Ich starte bei eitel Sonnenschein in Bivio (1769) und begegne auf dem Fahrweg zum Septimerpass weder Tier- noch Menschenseelen.
 
Kurz nach Bivio fühle ich mich irgendwo im Niemandsland, wäre da nicht die Hochspannungsleitung, welche mich über den Septimerpass begleitet. Am Fusse von Roccabella, Lagrev und Grevasalvas pedale ich angenehm auf den Septimerpass (2310m). Im Aufstieg wird die Aussicht auf die Oberhalbsteiner Berge immer prächtiger. Ganz ungewohnte Aussicht bietet sich auf dem Pass auf die Bergeller Pizze.
 
Nach den ersten Kurven schaue ich auf ein dickes Nebelmeer im Bergell. Da soll ich jetzt runter? Oder lieber wieder zurück? Nein, im Oberengadin wird wohl wieder die Sonne scheinen... Die Abfahrt reicht von flowig über anspruchsvoll bis wie geplant "tragbar". Immer wieder versuche ich mein Glück auf dem Sattel und wünsche mir die Römer zurück, welche den Weg bestimmt nicht in diesem Zustand akzeptiert hätten! Die Sicht liegt bei 10m. Bei Punkt 1523 biege ich links unter dem Skilift hindurch ab und folge dem Wanderweg bis San Gaudenzio, oberhalb Casaccia. Dort, auf ca. 1520m treffe ich auf die Maloja-Passstrasse und gümmele den Pass hoch.
 
In Maloja (1809m) noch immer dicker Nebel. Ich folge dem Silsersee auf der Südseite. Jedenfalls kann ich mich erinnern, dass hier ein See ist. Die offizielle Bike-Route zweigt zur Alp Fex ab. Ich bleibe bei diesem Wetter aber in der Fläche und fahre bei Isola vorbei und auf dem Wanderweg weiter nach Sils. Biker werden ab Isola gebeten, das Bike zu schieben, aus Rücksicht vor den Fussgängern. Die hätte ich, wären da Fussgänger. Bei diesem Wetter nicht erstaunlich, dass ich niemanden antreffe. Umso besser ist mein Gewissen. An einem sonnigen Tag ist hier mit vielen Fussgängern und entsprechenden „Begegnungen“ zu rechnen. An einem Nebeltag ist der Trail im Wald aber ein Genuss. Nur Maulesel und Pferde versperren mir minutenlang den Weg. Im wie ausgestorbenen Sils-Maria gönne ich mir in meinem Stammlokal „La Passarella“ eine warme Suppe. Nach Konsultation der Webcams der Region ist der Plan klar: Schnell weg aus dem nebligen Engadin an die Sonne! Hat man sowas schon mal gedacht? Ich nicht.
 
Auf dem Silvaplanersee vergnügen sich zwei hartgesottene Kite- und Windsurfer im Nebel. In Silvaplana folge ich dem Bike-Wegweiser und kürze so die ersten Kurven der Strasse ab. Sehr steil steigt der Weg durch lauschigen Lärchenwald. Auf der Passstrasse komme ich aus dem Nebel und folge der Strasse bis zur Brücke bei 2090. Dort ist mir das Teerbolzen zu blöd, ich habe ja ein MTB, und ich folge der Wegspur südlich der Strasse. Ein landschaftlich schönes, jedoch kräfte- und nervenraubendes Unterfangen auf zwei Rädern. In der Abfahrt vielleicht eher anzuraten. Bei der Alp Güglia (2196m) nehme ich wieder die Strasse und kürze nach dem Julierpass (2284m) die Strasse noch zwei Mal auf dem Wanderweg ab. Auf der Strasse bis zum Ausgangspunkt Bivio.
 
Eine durchaus gelungene Runde mit drei Tälern und drei Pässen.
 
Route:
Ab Bivio bis Sils/Silvaplana kann der nationalen Route Nr. 1 (Scuol-Thusis) gefolgt werden. Die Wegweiser folgen in die entgegensetzte Richtung, ich würde jedoch meine Richtung für die Septimer-Überquerung empfehlen.
Ab Silvaplana bis Bivio entweder alles entlang der Passstrasse oder nach Lust und Können auch auf gut markierten Wanderwegen. Dies jedoch mit einigen kurzen Tragpassagen.

Tourengänger: luckyluke


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Kommentare (1)


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haebdi hat gesagt:
Gesendet am 5. Oktober 2013 um 20:31
Hammer Tour. Welch ein Kontrast zu in 3 oder 4 Monaten, wenn sich nicht nur der Untergrund, sondern auch die Bevölkerungsverschmutzung am Julier krass verändert.
Gruess haebdi rösli


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