Weißspitze (2714m), Amthorspitze (2748m), Rollspitze (2800m) - das Tor zu Südtirol


Publiziert von gero , 27. September 2013 um 00:25.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:25 September 2013
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1110 m
Abstieg: 1110 m
Strecke:Riederbergalm - Weißsspitze - Amthorspitze - Rollspitze - Amthorspitze - Hühnerspielhütte - Riederbergalm (11,3 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Sterzing ins Pfitscher Tal, kurz vor Wiesen auf steiler Straße hinauf über Flains nach Schmuders. Die bisher geteerte Straße geht etwa bei Plan in eine geschotterte Waldstraße über; diese mehrer Kilometer holprig hinauf, an der Jausenstation Brandner Alm vorbei, bis zur Riederbergalm. Hier (gebührenfreier) P von beschränkter Kapazität.
Kartennummer:Freytag & Berndt WKS 4 (Sterzing - Jaufenpass - Brixen)

Die Weißspitze ist jedem italienreisenden Alpinisten schon (zumeist unbewußt) aufgefallen: das markante, blendendweiße Kalkdreieck hoch über Sterzing markiert das Tor zu Südtirol. Ich wollte schon lange mal hinauf - der Spitz sollte eine grandiose Aussicht bieten, und ich wurde nicht enttäuscht.

Bereits die Lage des Ausgangspunktes, die Riederbergalm (1912 m), ist eine Reise wert: wenn man das arme Auto kilometerweit die holprige Waldstraße hinaufgesteuert hat, muß man unwillkürlich dem Pflerscher Tribulaun als Blickfang, aber auch den sonstigen Stubaier Bergen mehrere Blicke widmen.

Der Anstieg zur Weißspitze folgt in zugegebenermaßen etwas monotoner Weise immer deren Westkamm: mal stangerlgrad, mal in Kehren geht es 800 Hm über Wiesengelände dem Gipfel entgegen (Weg Nr. 3, gelegentliche Markierungen und Steinmänner). Die Aussicht entschädigt jedoch voll und ganz: der Habicht wächst in den Himmel und stiehlt dem bislang beherrschenden Tribulaun die Schau. Gleichzeitig ist auch der ungehinderte Tiefblick auf die grünen Matten von Sterzing mehr als erwähnenswert, und nach einiger Zeit gesellen sich die Ötztaler Wildspitze, die Dolomiten sowie der Cevedale noch dazu. Der Anstieg wird angesichts des Panoramas zum  Genuß !

Etwa 200 m unter dem Gipfel zweigt ein Steiglein direkt hinüber zur wenig höheren Amthorspitze ab; ich aber bleibe auf dem Steig zur Weißspitze, deren Kalkcharakter erst auf den obersten 150 Hm zur Geltung kommt. Der Anstieg ist dort etwas mühsam und ähnelt mehr einem Weg in den Nördlichen Kalkalpen denn im Alpenhauptkamm - aber nach gut 2 Std. habe ich es geschafft und stehe zuerst auf dem Kreuzgipfel bzw. nach wenigen Minuten auf dem etwas höheren Hauptgipfel der Weißspitze (2714 m).

Mal abgesehen vom nicht ganz unerheblichen Höhenunterschied (800 m), ist dieser Anstieg wirklich als leicht zu bezeichnen. Ich raste auf dem Gipfel und genieße das Dasein unter dem wolkenlos blauen Himmel Südtirols, wobei dieses Prädikat heute auch nordseitig des Brenner gilt. Nur das südlichen Eisack- und das Etschtal liegen morgens noch unter dunstigen Wölkchen.

Wenn man es auf die Weißspitze geschafft hat, drängt sich der Weiterweg zur benachbarten Amthorspitze geradezu auf: zuerst über Blockwerk, dann über einen grasigen Rücken steigt man unschwierig in einen kleinen Sattel zwischen beiden Gipfeln ab (Ww). Nun geht es steil den schiefrigen Südgrat hinauf; der Steig präsentiert sich an einer Stelle sogar mit Klettereinlage: eine Aluleiter führt zu einem Gitterrost-Steg hinauf, und wenige Minuten später steht man auf der Amthorspitze (2748 m; auch: Hühnerspiel, ca. 50 Minuten ab Weißspitze). Wie auf einer Plakette zu lesen, ist dieser schrofige Gipfel benannt nach Dr. Eduard Amthor, einem Pionier des Alpinismus Mitte des 19. Jahrhunderts.

Hier halte ich mich aber nicht auf: verlockend liegt der Übergang über einen im ersten Moment abweisend scharf geschnittenen Grat hinüber zur benachbarten Rollspitze vor mir. Es geht über einige Absätze 40 m hinunter in einen kleinen Sattel - die nordseitige Ausrichtung des steilen Hanges weist einige kurze Passagen in hartgefrorenem Schnee auf, und die bisher relativ gemütliche Tour bekommt für kurze Zeit einen durchaus ernsten Charakter. Der anschließende Westgrat zur Rollspitze erweist sich aber sodann gutmütiger als erwartet: er ist zwar ausgesetzt, da er nord- und südseitig mit steilen Flanken abfällt, aber das Gelände ist bei entsprechender Trittsicherheit überall als Gehgelände einzustufen. Eine knappe halbe Stunde benötige ich für den Übergang von der Amthor- zur Rollspitze (2800 m; auch Ralsspitze); sie bietet eine phantastische Aussicht in die Stubaier und Zillertaler Berge, aber auch ins Karwendel, das Wetterstein, die Dolomiten und die ferne Ortlergruppe.

Übrigens hat die Rollspitze zwei Gipfel: ich begnüge mich mit dem südlicheren, minimal niedrigeren Kulminationspunkt, denn der Übergang zum Hauptgipfel führt kurzzeitig in die exponierte, mit hartem Altschnee bedeckte Nordflanke des Berges, und diesem Risiko mag ich mich heute nicht aussetzen. Beide Gipfel tragen aber ein Kreuz.

Der Rückweg führt wieder zur Amthorspitze; ich wandere deren Westhang hinunter, vorbei an den mächtigen Fachwerk-Funktürmen, die unterhalb ihres Gipfels stehen, und den verfallenen Überresten des einstigen Sesselliftes. In vielen Kehren geht es zügig 900 Hm hinunter zur lauschig am Waldrand mit prächtigem Blick auf die Stubaier Berge gelegenen Hühnerspielhütte (1868 m), und von dort gelange ich, leicht ansteigend und vorbei an der ebenfalls bewirtschafteten Platzalm (1885 m) wandernd, in einer halben Stunde zurück zum Ausgangspunkt, dem Parkplatz an der Riederbergalm.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 18082.gpx In den südlichen Bergen des Tuxer Kammes - das Tor zu Südtirol

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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 11. Oktober 2013 um 07:14
eine schöne Tour - mit "ernsteren" Abschnitten ...

Uli_CH hat gesagt: Danke
Gesendet am 12. August 2017 um 18:45
Servus Georg
Danke für deine Tourenbeschreibung, die mich zu meiner heutigen Tour animiert hat. Aufgrund Föhnsturms und Nebels habe ich allerdings davon abgesehen, noch zur Rollspitze rüberzugehen.
Gruss aus dem Pfitschtal, Uli


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