Val Tomé und Larasedo

Das schöne Dorf Broglio besitzt zwei sehr unterschiedliche Alpgebiete. Auf der einen Seite die lieblichen Monti di Rima, heute mit einer Fahrstrasse erschlossen und daher ein beliebter Ort für Ferienhäuschen. Auf der anderen Seite die wilden, zerklüfteten Hänge des Val Tomé und des Val Mala, wo die Alpwirtschaft dermassen hart war, dass die wenigen Alpen schon in den 1940er Jahren aufgegeben wurden.

Dank des wunderschönen Sees und dank des kleinen Rifugio Tomeo ist das Val Tomé aber trotzdem nicht gänzlich ausgestorben. Im Gegenteil, seit es die Via Alta Vallemaggia gibt, nimmt die Besucherzahl zu, so dass es nötig wurde, die kleine Hütte mit ihren 8 Plätzen mit einen grossen Neubau, der noch nicht fertig ist, zu ergänzen.

Heute mache ich einen Besuch beim Larasedo, der auf der Karte falsch bezeichnet ist und bei den Einheimischen Mött Tónd heisst (dieser Name ist auf der Karte weiter westlich eingetragen). Larasged (Larasedo) ist der Name des winzigen Älpchens, das sich unter dem Gipfel auf ca. 1900 m befindet.

Von der Hütte gehe ich zum Ausfluss des Sees hinunter, wo sich der Bach problemlos überqueren lässt. Durch steiles Kraut und über Blockfelder geht es leicht rechts haltend mühsam aufwärts, bis ich den Grat zwischen P. 1864 und dem Gipfel erreichen kann. Der Grat ist ziemlich stark mit Alpenrosen bewachsen, er ist aber bis auf den letzten Aufschwung gut begehbar.  Diesen letzten Aufschwung erklimme ich an seinem linken Rand (Tierspur, exponiert), vermutlich geht es auch rechts irgendwie durch.

Der Abstieg in den Sattel nördlich (Bocchèta du Mött Tónd) geht ziemlich genau der Gratkante entlang in einfacher Kletterei. Danach gehe ich über Blockfelder zur zerfallenden Hütte von Larasged (man könnte auch über den Verbindungsgrat zum Pizzo Val Mala weiter kraxeln). Eine nahezu horizontale, weglose Querung führt nach Ganne, einzig an einer Felsstufe findet sich noch eine schöne Treppe. Bald darauf stosse ich auf den weiss-blau markierten Weg der Via Alta Vallemaggia und folge ihm bis zum See, der sich für ein erfrischendes Fussbad anbietet. Danach eine lange Mittagspause beim Rifugio und schliesslich der Rückweg nach Broglio...und leider schon die Heimreise nach einem schönen, verlängerten Tessiner Wochenende.