Pizzo Sambrog Centrale (ca. 2300m)


Publiziert von أجنبي , 15. September 2013 um 21:13.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Misox
Tour Datum:12 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Val Cama   CH-GR   I 
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 750 m
Strecke:Cama – Ogreda – Provesc – Promegn – Alp di Besarden – Tambò – Lagh de Cama – P. 1495 – Alp d'Albion – Alp Vec – Alp de Sambrog – Laghet de Sambrog – Bocchetta de Sambrog – P. 2336 (?) Laghet de Sambrog – Alp de Sambrog – Alp Vec – Alp d'Albion
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV bis Cama
Zufahrt zum Ankunftspunkt:-
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Alp d'Albion
Kartennummer:LK 1:25.000: 1294 Grono

Da das Wetter auf der Alpennordseite unbrauchbar war, zog es uns durch den Gotthard in den Süden. Dort wollten wir Neuland entdecken, Ruhe geniessen und auf ein paar Hügel kraxeln. Mesocco – das tönt zunächst einfach mal schön und wenn man dann auf der Karte auch noch einen See entdeckt, ist der Entschluss schnell mal gefasst: auf ins Val Cama!

 

Der Website des Tals entnahmen wir, dass die beiden Unterkünfte am Lagh de Cama seit Ende August geschlossen sind. Fälschlicherweise ist die Alp de Lagh, wo sich Ende Juli ein tragisches Unglück (Felssturz) ereignete, nach wie vor auf der Seite aufgeführt – inklusive Natelnummer der verstorbenen Älplerin. Die Hütte mitsamt den Jurten steht zwar noch, ist im Nachgang des Bergsturzes aber noch immer eine Sperrzone.

 

Als unser Zug den Gotthardtunnel verliess und sich etwas blauer Himmel zeigte, stellten wir fest: unser Entscheid konnte so falsch nicht sein. Etwas weniger Glück hatten wir dann aber in Bellinzona, wo wir uns am Bahnhofkiosk das nötige Kartenmaterial besorgen wollte. Ausser einem avec fanden wir dort nichts – und Karten gab's dort ebenso wenig. Immerhin hatte ich für alle Notfälle noch einen Ausdruck der Swisstopo-Onlinekarte dabei.

 

Kurz nach 9 Uhr spuckte uns das Postauto in Cama an den Strassenrand. Nach einem Einkauf und der Erkenntnis, dass sich auch vor Ort keine Karten kaufen liessen, zottelten wir gemütlich hinüber nach Ogreda, wo eine Infotafel zum Val Cama steht. Unsere Befürchtung, dass wir mitten in der Jagdsaison keine Unterkunft finden würde, linderte sich etwas, als wir keinerlei Hinweise darauf ausmachen konnte. Am Telefon hatte uns ein Vertreter der Gemeinde Verdabbio gesagt, er glaube, dass im Moment Pause sei.

 

Der Weg zum Lagh de Cama führt zunächst durch einen Kastanienwald hoch, bevor's ins Tal hinein geht. Unser Tempo war nicht allzu hoch und unser Fortkommen erschwerte sich bald dadurch, dass wir links und rechts des Weges Essbares erspähten, welches unser Nachtessen in ein Festmahl verwandeln würde. Da sich die Natur mit dem Angebot nicht zurück hielt, reichte der Ertrag dann auch noch für's abendliche Risotto am Folgetag...

 

Nun, die Nahrungssuche hatten wir nicht in unseren Marschplan eingerechnet und so erreichten wir den Lagh de Cama erst um 13 Uhr, also mehr als eine Stunde später als erwartet. Hier musste nun endlich der Magen gefüllt werden, bevor's weiter gehen konnte. Ein paar Pferde wollten sich dann die Besucher mal aus der Nähe anschauen, was uns schliesslich die Rucksäcke schnell wieder packen liess. Nicht, dass die Tiere unfreundlich gewesen wären – einfach etwas gar aufdringlich.

 

Im Korridor zwischen der abgesperrten Alp de Lagh und dem Lagh de Cama liefen wir ein Stück nach hinten, bevor links der Weg zu unserer nächtlichen Bleibe, dem Rifugio Alp d'Albion hoch führte. Hier präsentierte sich das Misox von seiner typischen Seite: es wurde stellenweise richtig steil. Mit mittlerweile noch viel grösserer Verspätung auf unseren Marschplan erreichten wir die wunderbar gelegene Hütte und konnten befriedigt fest stellen: wir würden hier wohl die Einzigen sein.

 

Das Rifugio präsentierte sich sehr sauber und weit besser ausgestattet als erwartet. Die Hütte wurde 2004 renoviert, bietet vier Schlafplätze, einen Gasherd, ein Cheminée, Teller und Besteck, drei Wolldecken und für Notfälle mindestens 10 Kilogramm Pasta. Auf letztere mussten wir nicht zurückgreifen, da wir unser eigenes Essen hoch geschleppt hatten. Trinkwasser gab's neben dem Haus und auf dem Aussenplatz fand sich eine schöne Feuerstelle.

 

Eigentlich hätten wir den restlichen Nachmittag auch bei der Hütte faulenzen können, doch irgendwie wollten wir die Welt dann schon noch etwas von oben anschauen gehen bzw. einen Blick ins benachbarte Italien erhaschen. Daher brachen wir um 15.30 Uhr erneut auf und liefen den steilen Weg hoch zur Alp de Sambrog. Von der Alp zum See hoch lautete die Devise dann „querfeldein“, einen Weg konnten wir jedenfalls nicht mehr ausmachen.

 

Neben einer Horde autonomer Geissen erblickten wir nun auch ein paar Gemsen, welche den Beginn der Jagdsaison überlebt hatten. Eigentlich wollten wir am See umkehren, um beim Rifugio noch im Hellen unser Nachtessen kochen zu können. Allerdings lockte der Blick ins Valle Bodengo schliesslich doch stärker, so dass wir auf einem Trampelpfad zur südlichen Bocchetta de Sambrog hoch liefen (T4). Zunächst versuchten wir uns am Südgipfel des Piz de Sambrog (P. 2312), doch bei der von Zaza kurz *beschriebenen plattigen Flanke auf dem Weg zum Westgrat kapitulierten wir. Wir waren bereits ziemlich müde und ich wollte mich zu dieser Zeit nicht noch auf die Äste hinaus wagen.

 

Wie mir Barna10 nach der Tour mitteilte, wäre der Aufstieg durch die italienische Flanke einfacher gewesen: „diese queren und von dort in ziemlich logischer Route vor der nächsten sehr steile Rinne oder deren Kante hoch (T5).“

 

Wir liefen also zurück zur südlichen Bocchetta de Sambrog und knöpften uns den nächstbesten Gipfel (mit Steinmann) des Piz de Sambrog vor, den unkotierten Piz de Sambrog Centrale quasi, der zwischen der südlichen und der nördlichen Sambrog-Lücke (P. 2248) liegt. Während Madame den Grat bevorzugte, stieg ich zunächst durch die Flanke auf. Dies war ein guter Entscheid, denn als ich kurz vor dem Gipfel zum Grat hoch kraxelte, blickte Madame von einer 3-5 Meter hohen Platte hinunter. Recht ausgesetzt und etwas trittarm kletterte sie dann auf der italienischen Seite von dieser herunter. Im Abstieg bevorzugten wir dann meine Variante.

 

Die letzten paar Dutzend Meter auf dem Grat gestalteten sich einfach, doch einigermassen schmal. Hin und wieder durften die Hände zur Hilfe genommen werden. Um 17.15 Uhr erreichten wir dann den Gipfel-Steinmann, hatten vom Rifugio Alp d'Albion also 1h 45min benötigt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal derart spät am Tag auf einem Gipfel stand. In letzter Zeit dominierten Gipfel-Zeiten zwischen 9 und 10 Uhr morgens...

 

Im Nachgang zu unserer Tour beschrieb mir Barna10 übrigens noch, wie wir den benachbarten Fil de Sambrog (P. 2416) hätten erklimmen können: „den nördlichen Gipfel der Pizzi de Sambrog in der Südostflanke umgehen, was in Richtung Norden noch eine etwas heikle Passage hat. Am einfachsten von Westen, der Aufstieg ist etwas versteckt (T6).”

 

Nach kurzem Aufenthalt auf dem Gipfel und vielen Fragezeichen, was all die Gipfel auf der italienischen Seite betraf, stiegen wir wieder ab. Trotzdem wir erst um 18.15 Uhr beim Rifugio ankamen, blieb noch genügend Zeit für unser kulinarisches Feuerwerk, den Genuss des Sonnenuntergangs und der Installation unseres gemütlichen und erstaunlich wenig kalten Nachtlagers.


Tourengänger: أجنبي


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