Gerlachovský štít / Gerlachspitze, 2655m
|
||||||||||||||||||||||||
Das Beste kommt zum Schluss … - das zumindest erhofften wir uns von der letzten Tour in der Tatra. Der höchste Berg der Slowakei (und auch von der hohen Tatra insgesamt) stand auf der Traktandenliste. Kein einfaches Unterfangen. Diese Ansicht sowie die Tatsache, dass der Berg nur mit einem Bergführer bestiegen werden darf (sollte ...), erleichterte uns den Entscheid, einen einheimischen Bergführer zu engagieren. Ein weiser Entschluss, wie sich herausstellen sollte; doch der Reihe nach …
Der Berg hat eine bewegte Zeit hinter sich, zumindest was seinen Namen betrifft: ursprünglich erhielt er seinen Namen vom Dorf Gerlachov, das am Fusse des Berges liegt; also Gerlachovský štít (Gerlachspitze). Während der österreich-ungarischen Zeit (k.u.k.) benannte man den Berg Franz Josef. Später, nach dem 2. Weltkrieg, hiess der Berg Stalin, bevor er dann ab 1959 erneut Gerlachovský štít genannt wurde, resp. einfach Gerlach, wie ihn die Einheimischen nennen.
Per email & SMS hatten wir uns vorab geeinigt, am Sonntag den Aufstieg zu versuchen, da das Wetter dann am stabilsten zu sein versprach. Wir verabredeten uns um 6 Uhr in Tatranska Polianka, eine halbe Stunde später als ursprünglich vereinbart. Der Grund lag im bereits vollen Transport bis zur Hütte um 5.30 Uhr (der Hüttenwart hat mit seinem Jeep eine Spezial-Bewilligung, die kleine Strasse bis zur Hütte hoch zu fahren. Er kann jeweils bis zu 8 Personen transportieren, was sicher auch noch ein willkommener, kleiner Zustupf ist (EUR 5.-- / P.).
Nur, der Hüttenwart hatte nicht 6 Uhr verstanden, sondern 6.30 Uhr … - so starteten wir also etwas später. Kein Problem, meinte Tomas, unser Bergführer; wir seien ja sicher fit und würden deshalb einfach etwas schneller gehen … ;-)
An diesem wunderschönen Sonntag-Morgen waren wir nicht die Einzigen, welche die Gerlach als Ziel auserkoren hatten. Mehrere Bergführer waren mit Gästen unterwegs (jedoch sollten wir aufgrund unterschiedlicher Aufstiegs-Geschwindigkeiten einander nicht in die Quere kommen). Um 6.45 Uhr starteten wir schliesslich bei der Sliezsky dom (1670m) bei noch relativ frischen Temperaturen; die erste halbe Stunde absolvierten wir noch im Schatten.
Sobald uns die ersten Sonnenstrahlen erreicht hatten, wurde es auch sogleich warm (vielleicht lag es ja auch am steiler werdenden Gelände, welches mich ins Schwitzen brachte …).
Nach etwas 45 Min. erreichten wir den Einstieg auf der Ostseite. Gstälti an, Helm auf; für die nächsten gut 2 Std. hiess es nun klettern / kraxeln. Es wäre etwas einfacher gegangen, aber die ersten Höhenmeter wollte uns Tomas wohl testen und nahm die Direttissima, wir hinterher – „probieren bestanden“ …!
Das Tempo war für mich an der oberen Grenze, aber Markus war schon immer der Stärkere von uns beiden und für den jungen Bergführer war das Tempo sowieso kein Thema. V.a. aber fühlte ich mich auch sonst nicht in Topform; jedenfalls musste ich jetzt schon leiden …
Schnurgerade ging’s die Rinne hinauf, mal „normal“ aufsteigend, oft jedoch kraxelnd. Dann war der Frühstücksplatz erreicht und ich war froh um die Pause. War’s bis anhin schönstes Wetter, zogen leider bereits wieder erste Nebelschwaden auf. Weiter ging’s, bis wir ziemlich genau 2 Std. nach Abmarsch den Sattel auf ca. 2400m erreichten.
Nun folgte der Wechsel auf die Südseite und nachfolgend die teilweise ausgesetzte Querung des riesigen Kessels, welcher vom Tal aus gut zu sehen ist. Der Granit ist fest, meistens finden sich genügend Griffe, sich irgendwo festzuhalten. Dann und wann finden sich Bohrhaken, wo uns Tomas sichern kann. Während des ganzen Aufstiegs sind jedoch nirgends Markierungen zu finden. Ist man einmal in den Felstürmen drin und steckt auch noch wie wir im Nebel, ist die Orientierung kaum noch möglich. Dafür haben wir jedoch Tomas, der uns sicher lotst.
Es folgte ein Kamin, dann war die nächste Krete erreicht und wir wechselten auf die Westseite des Berges. In einem ständigen auf- und abklettern bewegten wir uns immer auf etwa 2500m. Waren wir im ersten Aufstiegs-Abschnitt (Einstieg bis Frühstücksplatz) noch 3 Gruppen, waren wir jetzt längst alleine unterwegs, was auch allfälligen Steinschlag reduzierte.
Nach genau 3 Std. (gemäss Tomas eine „sehr schnelle Zeit“) erreichten wir den höchsten Punkt der Slowakei und der Tatra insgesamt, Gerlachovský štít (2655m). Ein schönes Gefühl, auch wenn wir hier wiederum im Nebel standen (somit „Nebel-Gipfel“ Nr. 3 in drei Tagen …). Es waren insgesamt etwa 10 Leute auf dem Gipfel, was für einen Sonntag doch eher wenig ist. Sollte das Wetter perfekt und auch noch ein Wochenende sein, können gemäss Tomas auch mal 100 Leute unterwegs sein (was mich dann doch wiederum erstaunt, zieht man die Schwierigkeiten in Betracht).
Nach einigen (Nebel-)Fotos stiegen wir wieder ab; diesmal auf der Westseite. Um das grössere Altschneefeld zu vermeiden, machten wir einen Umweg und stiegen nochmals ein Stück auf dem Aufstiegsweg zurück. Im Abstieg war ich nun vorderster Mann. Die Couloirs sahen alle ähnlich aus und es brauchte ab und zu die Anweisung von Tomas, damit ich den richtigen „Weg“ erwischte.
Auch den Einstieg in die Eisenleiter hätte ich prompt verpasst, da sie von oben nicht einsehbar ist. Wobei „Leiter“ masslos übertrieben ist. Es gibt ein paar Tritte und Eisenstifte, welche jeweils ziemlich weit auseinanderliegen und für Leute mit kurzen Beinen beinahe nicht erreichbar sind … Senkrecht (und an einer Stelle leicht überhängend) geht’s hinunter. Nicht ganz trivial, diese Passage und ich bin froh, dass uns Tomas zusätzlich sichert.
Nachdem dieser Mini-Klettersteig gemeistert war, geht’s weiterhin steil hinab. Zum Schluss wird das Gestein immer brüchiger; wir mussten aufpassen, dass wir keine Steine lostraten und unter uns gehende Seilschaften trafen.
Nach ca. 1.5 Std. wars geschafft, wir waren am Ausstieg angelangt. Wir machten hier nochmals eine gemütliche Pause und konnten Gstältli & Helm verstauen.
Der See Batizovske pleso war nun nicht mehr weit, die Strecke zur Sliezsky dom zog sich jedoch noch ziemlich in die Länge. Um 13.30 Uhr erreichten wir schliesslich wieder unseren Ausgangspunkt. Eine feine Gulaschsuppe mit einem etwas gewöhnungsbedürftigen Kofola (ein in Tschechien hergestelltes, süsslich schmeckendes Cola) war nun sehr willkommen.
Anschliessend wurden wir wiederum per Jeep nach Tatranska Polianka hinuntergefahren.
Fazit:
Eine rassige Felstour, die es in sich hat! Jedenfalls bis anhin einer der anspruchsvollsten europäischen Landeshöhepunkte
Bemerkungen:
Bergführer ist Pflicht; die slowakischen Behörden hüten „ihren“ Berg wie ein Augapfel (übrigens sind auch andere Gipfelbesteigungen in der hohen Tatra nur mit Bergführer erlaubt). Falls jemand ein paar Euro sparen will, empfehle ich auf der Abstiegsroute auf- und abzusteigen; jedenfalls ist die Sliezsky dom zu meiden, wo alle Bergführer sind ...
Wie bereits im Text erwähnt: die Orientierung für die beschriebene Route ist ziemlich schwierig, selbst bei guter Sicht. Im Nebel hat man keine Chance. Es gibt keine Markierungen; vereinzelt Bohrhaken, dann und wann Pfadspuren.
Für die Rundtour werden normalerweise 7- 9 Std. veranschlagt.
Zeiten:
- Sliezsky dom - Sattel (ca. 2400m): ca. 2 Std.
- Sattel - Gipfel: ca. 1 Std.
- Gipfel - Ausstieg: ca. 1.5 Std.
- Ausstieg - Sliezsky dom: ca. 1.5 Std.
Der Berg hat eine bewegte Zeit hinter sich, zumindest was seinen Namen betrifft: ursprünglich erhielt er seinen Namen vom Dorf Gerlachov, das am Fusse des Berges liegt; also Gerlachovský štít (Gerlachspitze). Während der österreich-ungarischen Zeit (k.u.k.) benannte man den Berg Franz Josef. Später, nach dem 2. Weltkrieg, hiess der Berg Stalin, bevor er dann ab 1959 erneut Gerlachovský štít genannt wurde, resp. einfach Gerlach, wie ihn die Einheimischen nennen.
Per email & SMS hatten wir uns vorab geeinigt, am Sonntag den Aufstieg zu versuchen, da das Wetter dann am stabilsten zu sein versprach. Wir verabredeten uns um 6 Uhr in Tatranska Polianka, eine halbe Stunde später als ursprünglich vereinbart. Der Grund lag im bereits vollen Transport bis zur Hütte um 5.30 Uhr (der Hüttenwart hat mit seinem Jeep eine Spezial-Bewilligung, die kleine Strasse bis zur Hütte hoch zu fahren. Er kann jeweils bis zu 8 Personen transportieren, was sicher auch noch ein willkommener, kleiner Zustupf ist (EUR 5.-- / P.).
Nur, der Hüttenwart hatte nicht 6 Uhr verstanden, sondern 6.30 Uhr … - so starteten wir also etwas später. Kein Problem, meinte Tomas, unser Bergführer; wir seien ja sicher fit und würden deshalb einfach etwas schneller gehen … ;-)
An diesem wunderschönen Sonntag-Morgen waren wir nicht die Einzigen, welche die Gerlach als Ziel auserkoren hatten. Mehrere Bergführer waren mit Gästen unterwegs (jedoch sollten wir aufgrund unterschiedlicher Aufstiegs-Geschwindigkeiten einander nicht in die Quere kommen). Um 6.45 Uhr starteten wir schliesslich bei der Sliezsky dom (1670m) bei noch relativ frischen Temperaturen; die erste halbe Stunde absolvierten wir noch im Schatten.
Sobald uns die ersten Sonnenstrahlen erreicht hatten, wurde es auch sogleich warm (vielleicht lag es ja auch am steiler werdenden Gelände, welches mich ins Schwitzen brachte …).
Nach etwas 45 Min. erreichten wir den Einstieg auf der Ostseite. Gstälti an, Helm auf; für die nächsten gut 2 Std. hiess es nun klettern / kraxeln. Es wäre etwas einfacher gegangen, aber die ersten Höhenmeter wollte uns Tomas wohl testen und nahm die Direttissima, wir hinterher – „probieren bestanden“ …!
Das Tempo war für mich an der oberen Grenze, aber Markus war schon immer der Stärkere von uns beiden und für den jungen Bergführer war das Tempo sowieso kein Thema. V.a. aber fühlte ich mich auch sonst nicht in Topform; jedenfalls musste ich jetzt schon leiden …
Schnurgerade ging’s die Rinne hinauf, mal „normal“ aufsteigend, oft jedoch kraxelnd. Dann war der Frühstücksplatz erreicht und ich war froh um die Pause. War’s bis anhin schönstes Wetter, zogen leider bereits wieder erste Nebelschwaden auf. Weiter ging’s, bis wir ziemlich genau 2 Std. nach Abmarsch den Sattel auf ca. 2400m erreichten.
Nun folgte der Wechsel auf die Südseite und nachfolgend die teilweise ausgesetzte Querung des riesigen Kessels, welcher vom Tal aus gut zu sehen ist. Der Granit ist fest, meistens finden sich genügend Griffe, sich irgendwo festzuhalten. Dann und wann finden sich Bohrhaken, wo uns Tomas sichern kann. Während des ganzen Aufstiegs sind jedoch nirgends Markierungen zu finden. Ist man einmal in den Felstürmen drin und steckt auch noch wie wir im Nebel, ist die Orientierung kaum noch möglich. Dafür haben wir jedoch Tomas, der uns sicher lotst.
Es folgte ein Kamin, dann war die nächste Krete erreicht und wir wechselten auf die Westseite des Berges. In einem ständigen auf- und abklettern bewegten wir uns immer auf etwa 2500m. Waren wir im ersten Aufstiegs-Abschnitt (Einstieg bis Frühstücksplatz) noch 3 Gruppen, waren wir jetzt längst alleine unterwegs, was auch allfälligen Steinschlag reduzierte.
Nach genau 3 Std. (gemäss Tomas eine „sehr schnelle Zeit“) erreichten wir den höchsten Punkt der Slowakei und der Tatra insgesamt, Gerlachovský štít (2655m). Ein schönes Gefühl, auch wenn wir hier wiederum im Nebel standen (somit „Nebel-Gipfel“ Nr. 3 in drei Tagen …). Es waren insgesamt etwa 10 Leute auf dem Gipfel, was für einen Sonntag doch eher wenig ist. Sollte das Wetter perfekt und auch noch ein Wochenende sein, können gemäss Tomas auch mal 100 Leute unterwegs sein (was mich dann doch wiederum erstaunt, zieht man die Schwierigkeiten in Betracht).
Nach einigen (Nebel-)Fotos stiegen wir wieder ab; diesmal auf der Westseite. Um das grössere Altschneefeld zu vermeiden, machten wir einen Umweg und stiegen nochmals ein Stück auf dem Aufstiegsweg zurück. Im Abstieg war ich nun vorderster Mann. Die Couloirs sahen alle ähnlich aus und es brauchte ab und zu die Anweisung von Tomas, damit ich den richtigen „Weg“ erwischte.
Auch den Einstieg in die Eisenleiter hätte ich prompt verpasst, da sie von oben nicht einsehbar ist. Wobei „Leiter“ masslos übertrieben ist. Es gibt ein paar Tritte und Eisenstifte, welche jeweils ziemlich weit auseinanderliegen und für Leute mit kurzen Beinen beinahe nicht erreichbar sind … Senkrecht (und an einer Stelle leicht überhängend) geht’s hinunter. Nicht ganz trivial, diese Passage und ich bin froh, dass uns Tomas zusätzlich sichert.
Nachdem dieser Mini-Klettersteig gemeistert war, geht’s weiterhin steil hinab. Zum Schluss wird das Gestein immer brüchiger; wir mussten aufpassen, dass wir keine Steine lostraten und unter uns gehende Seilschaften trafen.
Nach ca. 1.5 Std. wars geschafft, wir waren am Ausstieg angelangt. Wir machten hier nochmals eine gemütliche Pause und konnten Gstältli & Helm verstauen.
Der See Batizovske pleso war nun nicht mehr weit, die Strecke zur Sliezsky dom zog sich jedoch noch ziemlich in die Länge. Um 13.30 Uhr erreichten wir schliesslich wieder unseren Ausgangspunkt. Eine feine Gulaschsuppe mit einem etwas gewöhnungsbedürftigen Kofola (ein in Tschechien hergestelltes, süsslich schmeckendes Cola) war nun sehr willkommen.
Anschliessend wurden wir wiederum per Jeep nach Tatranska Polianka hinuntergefahren.
Fazit:
Eine rassige Felstour, die es in sich hat! Jedenfalls bis anhin einer der anspruchsvollsten europäischen Landeshöhepunkte
Bemerkungen:
Bergführer ist Pflicht; die slowakischen Behörden hüten „ihren“ Berg wie ein Augapfel (übrigens sind auch andere Gipfelbesteigungen in der hohen Tatra nur mit Bergführer erlaubt). Falls jemand ein paar Euro sparen will, empfehle ich auf der Abstiegsroute auf- und abzusteigen; jedenfalls ist die Sliezsky dom zu meiden, wo alle Bergführer sind ...
Wie bereits im Text erwähnt: die Orientierung für die beschriebene Route ist ziemlich schwierig, selbst bei guter Sicht. Im Nebel hat man keine Chance. Es gibt keine Markierungen; vereinzelt Bohrhaken, dann und wann Pfadspuren.
Für die Rundtour werden normalerweise 7- 9 Std. veranschlagt.
Zeiten:
- Sliezsky dom - Sattel (ca. 2400m): ca. 2 Std.
- Sattel - Gipfel: ca. 1 Std.
- Gipfel - Ausstieg: ca. 1.5 Std.
- Ausstieg - Sliezsky dom: ca. 1.5 Std.
Hike partners:
Linard03
Communities: Europäische Höhepunkte
Minimap
0Km
Click to draw, click on the last point to end drawing
Comments (6)