Marchspitze - Kompletter Südgrat


Publiziert von Futanari , 30. Juni 2013 um 13:12.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 3 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Elbigenalp - Bernhardstal - Birgerkar - Herrmannskarturm - Herrmannskarspitze - Marchspitze - Spiehlerscharte - Birgerkar - Elbigenalp

03.07.2010 - Wieder einmal lockte mich das Allgäu. Immerhin steht ja seit Jahren ein Ziel auf meiner Wunschliste. Und das ist, alle Berge des Allgäu, die höher als 2600 m sind zu besteigen. Dazu gehört unter anderem auch die Marchspitze.

Sicherlich gehört die Marchspitze nicht zu den überlaufenen Bergen - und jetzt weiß ich auch warum :-)

Als ich mir meinen brandneuen Allgäuführer (11. Auflage - 1979) genauer angeschaut habe, fand ich heraus, dass man die Marchspitze recht geschickt mit dem Herrmannskarturm und der Herrmannskarspitze verbinden kann. Das würde dann sozusagen den kompletten Südgrat der Marchspitze ergeben - so etwas wie den Peutereygrat des Allgäus?

Im Nachhinein würde ich von so einem Vergleich Abstand nehmen. Zwar ist die Tour lang, aber gerade der Abstieg von der Herrmannskarspitze ist nicht wirklich spaßig. Nicht schwierig, aber eben Allgäuer Steilgeröllrutscherei allererster Güte. Aber so ein unangenehmes Stück soll es ja auch am Peutereygrat geben :-)

Also hieß es, von Elbigenalp aus über die Gibleralm und Bernhardstal das Birgerkar zu erreichen. Von dort ging es zum Fuß der Südkante des Herrmannskarturms. Das war alles durchweg Gehgelände, wenngleich auch stellenweise ein bissl steil und schattenlos, was bei der ungetrübt brennenden Sonne kein Zuckerschlecken war.

Steil stellt sich die S-Kante auf. Mein brandaktueller Führer gibt die Schwierigkeit mit IV an, wohingegen der Kletterführer Herrmann von Barth Hütte aus dem Jahre 1989 lediglich eine III auswirft - und das mit einem Stern.

Hochgerechnet auf 2010 sollte das besseres Wandergelände sein, mit mindestens 3 Sternen.

Die Realität sieht dann aber anders aus: Stellenweise ist der eine Stern sicherlich richtig, was wie üblich leider vergessen wurde ist, dass man auch die leichten Routen saniert. So folgte ich den sporadisch vorhandenen Rostgurken, die sicherlich gut ihr Eigengewicht tragen. Etwas neidisch habe ich aber die Reihe neuer goldener Dübel gesehen, die neben mir, im schwierigen Gelände nach oben zog.

Also folgte ich meinem Erstbegeher-Alpinerschliesser-Instinkt und schlängelte mich, immer den Weg des geringsten Widerstandes suchend, nach oben. Wie schon erwähnt, sporadisch fand ich alte Haken und war sicherlich auf dem rechten Weg.

Komisch kam mir dann vor, dass ich nach der vermeintlichen Schlüsselstelle nicht der Kante folgen konnte, sondern einer sehr steilen Rinne, die doch einige nicht wirklich festen Felsen aufweist. Noch dazu führen die schönen goldenen Haken ebenfalls durch eben diese Steilrinne zu einem Wandbuch.

Auch mein Führer spricht von einer brüchigen Rinne, allerdings erst nach dem Quergang, der an Stelle des Wandbuches ansetzt. Ich würde die Steilrinne und die darunter leigende Wandstelle mit dem oberen III. Schwierigkeitsgrad einstufen, also gemäß dem HvB-Führer.

Nach dem Quergang unterhalb des Gipfelblocks stellen sich ein paar mehr oder weniger kurze Steilstufen in den Weg. Ausgesetzt ist es dort allerdings nicht mehr. Nach wenigen Minuten stand ich auf dem Gipfel des Turms, der sicherlich nicht allzu oft betreten wird. Laden doch die silbern glänzenden Standketten an der Nachbarroute zum sofortigen Abseilen ein.

Eine gemütliche Pause später ging es über Allgäu-Schrofengelände hinab zur Scharte zwischen Herrmannskarturm und -spitze. Ohne nennenswerte Schwierigkeiten geht es dann gegenüber auf die Herrmannskarspitze, die am Ende mit der linken Kante an einer hellen Platte sogar noch ein paar Klettermeter bietet.

Vom Gipfel geht es dann mehr oder weniger auf dem Grat, oder etwas links davon in Richtung Putzscharte. Sicherlich hätte ich härter am Grat bleiben können, wo das Gestein sicherlich solider gewesen wäre.
Allerdings war es etwas nervig, immer bis an die Steilabbrüche zu gehen, um dort zu sehen, dass man ggf wieder ein bissl zurück mußte. Daher auch hier der Ansatz des geringsten Widerstandes. So stand ich bald in der Putzscharte, von der aus der Südgrat zur Marchspitze empor steigt. In meinem alten Führer mit III+ angegeben, während der neue HvB Führer gerade eine II auswirft. Die schwierigste Stelle ist definitiv der Abstieg von einem Gratzacken, was sich irgendwo im unteren III. Schwierigkeitsgrat abspielt.

Die Kletterei am Grat ist unterhaltsam und nirgends zwingend schwierig. Also insgesamt kann man wohl schon die III- stehen lassen, oder aber man seilt das Stück ab, wenn man denn ein Seil dabei hat :-)

Die Aussicht von der Marchspitze ist wie zu erwarten super schön und der Blick ins Gipfelbuch zeigt, dass man auf einem erlesenen Gipfel steht, der von den Massen verschont bleibt. Das Buch wird sicherlich noch einige Jahrzehnte halten :-)

Der Abstieg folgt dann dem Westgrat, den Hr. von Barth wohl zuerst erkraxelt hat. Wieder einmal die Situation, dass das Erforschen im Abstieg einige Nerven kostet, und das eine oder andere Mal ein unnötiges Ausweichen in die geröllige Nordflanke ergibt, bis ich über Altschneefelder gemütlich gen Spiehlerscharte rutschen konnte. Von dort war es dann kein Thema mehr, bis ich auf dem Düsseldorfer Weg stand, der mich zurück in das Birgerkar brachte. Von dort ging es den Aufstiegsweg entlang zurück.

Alles in allem eine sehr anstrengede und lange Tour, die ich nur konditionsstarken Alpinisten anraten würde. Gerade das leichte Geröllgelände ist nicht jedermanns Sache. Würde hier die Notwendigkeit enstehen alles zu sichern, kommt schnell noch ein Biwak hinzu... 

Also viel Spaß bei einer Begehung des 'Kompletten Südgrates' der Marchspitze..

Tourengänger: Futanari


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5 II
21 Okt 18
Marchspitze (2.609 m) · Manu81
II
13 Nov 15
Von der Hermann-von-Barth-Hütte auf drei Gipfel · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II
T5 I
23 Jul 14
6. Allgäuer Hüttentour · Kauk0r
T5 II
T5- II
3 Aug 20
Marchspitze 2609m · hebel
T3

Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

kardirk hat gesagt:
Gesendet am 30. Juni 2013 um 15:09
Gratuliere,

die Tour steht bei mir schon lange auf der Wunschliste, allerdings in der leichteren Variante ohne S-Kante.
Sieht Super aus.

VG
Dirk

Schmiger hat gesagt: Wie ausgesetzt...
Gesendet am 9. August 2013 um 11:22
...würdest du denn die Südkante bezeichnen? Will nämlich so oder so diesen Spätsommer/Frühherbst mal für eine Erkundungstour auf die HvB-Hütte (Ausweichkletterziel falls nächstes Jahr die Tannheimer Hütte abgerissen wird), und in dem Zuge auch Marchspitze, Hermannskarspitze & -turm besteigen... für die letztgenannten gibts ja als alternative den Zustieg durch die Rinne in die Scharte zwischen den Gipfeln, für mich persönlich wäre eben die Frage wie exponiert & ausgesetzt denn die Südkante ist? Weil viel findet man dazu nicht grade im Netz an Informationen... sinds eher immer wieder kurze knackige Passagen die exponiert sind, oder auch eher über längere Strecken mal? Gruß Micha


Kommentar hinzufügen»