Monte dei Pizzoni - Monte Bronzone: Im wilden Felsgarten zwischen Val Canale und Ceresio


Publiziert von marmotta , 2. Juni 2013 um 01:39.

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum:31 Mai 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:San Mamette - Loggio - Drano - Monte dei Pizzoni - Forcola - Monte Bronzone (P. 1414) - Forcola - Drano - Loggio - San Mamette
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Lugano, dann mit der SPT-Buslinie Lugano-Menaggio bis San Mamette. Näheres zu dieser Busverbindung hier. Mit PW via Lugano nach San Mamette oder Drano (ausreichende Parkiermöglichkeiten)

Steil und wild ragen die bewaldeten Bergflanken am Nordufer des Lago di Lugano gleich hinter dem schmalen Ufersträsschen auf, durch das sich der Durchgangsverkehr zwischen Luganer- und Comersee wälzt. Diverse Campingurlaube in Porlezza (I) am Ostende des Lago di Lugano, von wo das wilde Hinterland mit seinen zerklüfteten Felstürmen den Betrachter unweigerlich in seinen Bann zieht, hatten in mir den Wunsch geweckt, dieses Bergmassiv hoch über dem See einmal zu erklimmen und den wohl einzigartigen Tiefblick zu geniessen. Die Steilheit, die schroffen Felsen und die üppige Vegetation lassen die Felsbastion des Monte dei Pizzoni (1303 m) auf den ersten Blick ziemlich unnahbar erscheinen, doch leitet ein gut markierter Steig durch den Irrgarten aus Felsspalten und -türmen und dichter Vegetation auf den höchsten Punkt. Seit den ersten Berichten von Gianluca und Delta erlangte die Überschreitung des Monte dei Pizzoni auf Hikr.org zunehmende Popularität und ist mittlerweile fast schon zum Klassiker (nicht nur) für "Wetterflüchtlinge" aus dem Norden geworden.
 
Mit dem Wetter ist es ja derzeit schon mühsam: Über Tage anhaltender, intensiver Dauerregen - da hilft einmal mehr nur die Flucht in den Süden! Da Zaza Ähnliches im Sinn hat und chaeppi ohnehin bereits seit Tagen in der "Sonnenstube" weilt, ergibt sich eine gemeinsame Tour, fast schon ein kleiner Hikr-Treff…
 
Die Überschreitung des Monte dei Pizzoni mit Start und Ziel in San Mamete (272 m) oder Drano (473 m) wurde hier bereits mehrfach dokumentiert, der guten Beschreibung von Delta ist nicht viel hinzuzufügen. Ausser, dass wir offenbar zu ungeduldig waren und von der breiten Mulattiera, welche von Drano zu den Alpen im Val Canale führt, bereits auf Höhe einer Schneise mit auffälligem Steinmann und einer (alten?) Transportseilbahn nach rechts (Osten) abgezweigt sind, obwohl die überall beschriebenen rot-weissen Markierungen dort nirgends zu sehen waren. Auf diese stiessen wir jedoch einige (steile) Meter weiter oben, kurz danach verzweigt sich der Steig in die Routen 30 und 31. Wir folgten der (im Aufstiegssinn) rechts hinaufführenden Route 30, die Markierungen sind so gut und zahlreich, dass man die Route unter normalen Umständen -trotz des teilweise unübersichtlichen Geländes- kaum einmal verfehlen kann. Vor dem eigentlichen Gipfel steigt man kurz in einen Sattel ab, von dem auch eine rot-weiss markierte Route nach Norden hinab führt. Diese Route umgeht den Gipfel auf der Nordseite und führt zu dem kleinen Sattel unmittelbar nordöstlich des Gipfelkopfs - will man jedoch erst auf den Gipfel, folgt man weiter dem Kamm nach Osten, auf einem Felsen ist dann auch, etwas versteckt, das Wort "vetta" aufgepinselt und das geschulte Auge findet auch sogleich wieder Markierungen. Schwierigkeit insgesamt T3-T4, einige ausgesetzte Stellen, bei Nässe unangenehm.
 
Praktisch auf der gesamten Route über den Westgrat des Monte dei Pizzoni geniesst man prächtige Aus- und Tiefblicke auf den Luganersee und die Ebene zwischen Lago di Lugano und Lago di Como. Bei guter Fernsicht reicht die Sicht nach Westen bis zu den Walliser 4000ern, im Osten sind die (momentan noch oder wieder schneebedeckten) Gipfel jenseits des Comersees omnipräsent.
 
Da wir uns vorgängig nicht ganz genau mit dem weiteren Verlauf der Route zur Forcola (1195 m) befasst hatten, zogen wir zunächst einen Direktabstieg nach Norden in Erwägung - nach einer kurzen Inaugenscheinnahme des bald in senkrechten Wänden abbrechenden Gipfelgrätchens hatte sich die Sache allerdings schnell erledigt…:-)
 
Tatsächlich kommt man nicht umhin, auf der Aufstiegsroute mindestens bis zur markanten Felsspalte zurückzusteigen, wo in Auf- und Abstieg ein 2 m hohes Wändchen in einfachen Kletterschritten (I) überwunden werden muss. Von dort leiten (ältere) rote Markierungen steil den Abhang nach Norden hinunter: Leicht nach links querend steigt man zunächst entlang einer Felsrippe zu einer gerölligen Runse ab (T5), um dann der Runse nach unten zu folgen, bis man auf die hier querende rot-weiss markierte Route zur Forcola trifft, welche etwas weiter westlich, am oben erwähnten Sattel, beginnt. Der steile Abstieg zur Runse ist auf wenigen Metern ziemlich unangenehm, da der Untergrund (zumindest an diesem Tag) ziemlich feucht ist. Es hat jedoch gute Griffe an Wurzeln und Felsen, so dass die Sache bei entsprechender Konzentration nicht allzu dramatisch ist.
 
Vom Sattel nördlich des Gipfelkopfs des Monte dei Pizzoni geht es nochmals über eine felsige Erhebung, den Monte dei Pizzoni Orientale (1289 m) hinweg (man halte sich am besten direkt auf der Gratschneide), bevor man zur Forcola absteigt. Während meine Tourenpartner von hier direkt ins Tal zum ersehnten Bier resp. Kaffi strebten, wollte ich noch den mehr oder weniger bewaldeten Doppelgipfel des Monte Bronzone (P. 1414 und P. 1434) "mitnehmen". Auch hier hat es Markierungen, irgendwann führen diese jedoch etwas umständlich auf der Ostseite des Bergs entlang, weshalb ich die letzten 100 Hm weglos (zunächst etwas westlich haltend, zuletzt über den Südgrat auf den mit mächtigen Laubbäumen bestockten Südgipfel) zurücklegte. Den etwas weiter nördlich gelegenen Gipfel schenkte ich mir, da die Aussicht ohnehin kaum besser als zuvor auf dem Monte dei Pizzoni ist. Dessen Gipfelkopf und die steil abfallenden Felswände des Westgrats sehen übrigens aus dieser Perspektive sehr imposant aus, insofern haben sich die 240 Extrahöhenmeter doch gelohnt.
 
Zurück an der Forcola, begebe auch ich mich auf den Abstieg entlang des gut markierten Pfades über die Alpe Ranco und die hübsch gelegenen Bergdörfchen Drano und Loggio bis hinab nach San Mamette, wo ich eine Stunde später - stark "unterhopft" ankomme. Meine beiden Tourenpartner haben es sich in der Zwischenzeit bereits vor der Dorfbeiz gemütlich gemacht und es kommt mir nicht ungelegen, dass in diesem Moment gerade chaeppi mit einem frisch gezapften Bier herausspaziert kommt und mir dieses anbietet! Vielen herzlichen Dank nochmals dafür und natürlich für´s Mitnehmen auf diese schöne, unvergessliche Tour!!        

Tourengänger: Zaza, chaeppi, marmotta


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T5 II

Kommentare (3)


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chaeppi Pro hat gesagt:
Gesendet am 2. Juni 2013 um 06:36
wie geht es deinen Zecken? ;-)

marmotta hat gesagt: Zecken
Gesendet am 2. Juni 2013 um 09:32
Also, diejenigen, welche bereits im ICN aus den Hosen gekrabbelt waren, sind nach Basel weitergefahren - andere wiederum sind nach Deutschland eingereist, mindestens eine hatte sich leider auch bereits festgebissen. Beachtlich finde ich, dass diese Tiere auch eine Maschinenwäsche mit einstündigem Schleudern mit 1400 U/min völlig unbeschadet überstehen. Jedenfalls sind sie beim Aufhängen der Wäsche quitschfidel aus den Taschen und Säumen der Hosen gekrabbelt!!!

Ein solches Zeckenaufkommen wie am Pizzoni habe ich wirklich noch gar nie erlebt. Ich hoffe, Ihr hattet keine Bisse zu verzeichnen!?

chaeppi Pro hat gesagt: RE:Zecken
Gesendet am 2. Juni 2013 um 10:12
ja das sind zähe Tierchen. Zaza ist heil davon gekommen, ich hatte nur einen Biss aber von der gestrigen Tour wo diese Sch...viecher auch zahlreich vorhanden waren;.)


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