Skitour Saykogel Umrundung von Vent aus

Freitag: 
Tiroler Hüttenzustiege sind ja oft nicht allzu spannende Forstwege, die kann man leicht auch bei Schneetreiben gehen - lästern wir auf der Hinfahrt. Aber  so schlecht wie im Wetterbericht vorhergesagt ist es gar nicht, es schneit nicht einmal, als wir bei den Rofenhöfen starten. Dafür stellt sich der Zugang zum Hochjochhospiz als ganz schön schmales Weglein heraus, hoch über der Rofen Ache, stellenweise mit Drahtseil gesichert und im Sommer sicher sehr nett. Man sollte sich vielleicht nicht nur die Tour selbst, sondern auch den Hüttenzustieg vorher genau auf der Karte anschauen... Wir schnallen also die Ski an den Rucksack, meine Steigeisen bleiben aber in selbigen, da der Schnee doch recht weich ist. Irgendwie zieht sich der Weg, wir brauchen drei Stunden und sind um 19:30 Uhr erst an der Hütte, bekommen aber - Vorteil gegenüber der Schweiz - auch zu so später Stunde noch Spaghetti und Sachertorte. 

Samstag:
Der Flugwetterbericht hatte doch recht, die vorhergesagte Blauthermik ist eingetreten. Trotzdem verwerfen wir unser eigentliches Ziel, die Weißkugel, da HH ihre Ski nicht noch einmal über den gestrigen Hüttenzustieg hinuntertragen möchte. Als Alternative bietet sich der Saykogel an, mit Abfaht auf der Südseite und über die Martin Busch Hütte zurück nach Vent. Der Fluchtkogel mit Abfahrt über die Vernagthütte wäre auch noch eine Option gewesen, aber auf dem war ich schon mal. Dienstlich sozusagen, ich hatte im Frühjahr 1990 einen HiWi-Job bei den Glaziologen der Uni München und musste Schneeproben auf dem Vernagtferner sammeln.

Vom Hochjochhospiz fährt man zunächst gute 100 Höhenmeter nach Südwesten ab und quert den Bach über die Wanderweg-Brücke auf 2292m. Zwischen Arzbödele und der kleinen Schlucht  hält man sich dann immer nach Süden, dem Weg zur Schönen Aussicht folgend. Die Wanderwegbrücke auf 2460 m Höhe lässt man links liegen und biegt erst etwa 750 Meter danach nach Südosten ab. Wir sind der vorhandenen Spur gefolgt, bis klar war, dass diese über den Kreuzferner auf die Nordseite des Saykogels führt, wo wir gar nicht hin wollten, da dort kein (einfacher) Übergang möglich ist. Wir waren aber erst auf einer Höhe von ca 2900 m und konnten noch problemlos an der weit in den Gletscher hinein ragenden Felsrippe vorbei queren, die den Westgrat des Saykogels bildet. Am Ausläufer dieser Felsrippe, auf knapp 3000 m Höhe, befindet sich ein Regenmesser. Der Anstieg zum Saykogelübergang über den namenlosen Gletscher nördlich von Finailspitze und Hauslabkogel ist problemlos. Wir haben ein paar alte Abfahrtsspuren gefunden, aber keine Aufstiegsspur. Leider hat es - wie im Wetterbericht vorhergesagt - mittags zugezogen. Die ca 40 Höhenmeter am Grat entlang zum Gipfel haben wir ausgelassen, da wir abfahren wollten, solange man noch einen Hauch von Sicht hat. Dass es später nochmal aufreißen und die Gipfelwolke sich komplett auflösen würde wussten wir oben leider nicht, das oberste Steilstück hinunter zum nördlichen Sayferner war ein ziemliches Gestochere im Nebel.

Zwischen der Nord- und der Südseite herrschte ein bemerkenswert großer Temperaturunter-schied mit entsprechender Auswirkung auf die Schneequalität. Statt des glitzerenden Pulvers beim Aufstieg mussten wir in ziemlich schwerem Firn abfahren. Abfahrtsgenußtechnisch wäre die Tour anders herum also besser gewesen. Dafür ist das Hochjochhospiz eindeutig gemütli-cher als die große und durch die vernagelte Verandatreppe abweisend wirkende Martin Busch Hütte. Außerdem ist das lange Tal hinaus nach Vent ist problemlos zu fahren, ohne dass man die Ski abschnallen muss. 

Anzahl Tourengänger: 3 (Damentour mit HH und AS)