Nach den zwei 1A-Skitouren auf den
Tälligrat und den
Pazolastock verspürte ich Lust auf mehr. Die perfekten Prognosen und die mässige Lawinengefahr motivierten zusätzlich. Und wo findet man so oft den begehrten Pulverschnee? Richtig, im Bisistal...
Wir wollten im Aufstieg und auf dem Gipfel unsere Ruhe haben und rechtzeitig wieder zuhause sein, weshalb wir relativ früh aufbrachen. Im Schein unserer Stirnlampen montierten wir unsere Felle, konnten dann aber ohne künstliches Licht losziehen. Der Aufstieg durch den Ruosalper Wald war mühsam, da die Spur recht steil angelegt und teilweise gefroren war.
Danach ging's in flottem Tempo auf Route 650 in die Höhe. Wohl von Madame angesteckt litt ich unter starken Halsschmerzen und Husten und der kalte Wind machte mir das Leben zusätzlich schwer. Zunächst schlug sich dies nicht auf meine körperliche Fitness nieder, je länger wir unterwegs waren desto mehr schwanden aber meine Kräfte – etwas, was ich mich eigentlich gar nicht gewohnt bin.
Die steile Querung beim Munggenband (35° auf 50Hm gemäss SAC-Führer) bereitete keinerlei Probleme und auch meine Kollegin (3. Skitour) kämpfte sich tapfer hoch. Die Spitzkehren gelingen ihr mit jeder Tour besser. Im Tälchen hinter dem Chli Glatten entdeckte ich eine Spur auf den Gipfel. Angesichts meiner schwindenden Kräfte war ich nahe dran, anstelle des grossen Bruders diesen Ersatzgipfel zu besteigen, damit der Aufstieg bald beendet sei.
Da uns bald die Sonne erreichte, meine Hände wärmer wurden und ich mich auf das Panorama vom Glatten freute, schleppte ich mich weiter. Ich kann mich nicht erinnern, mich je in einem Aufstieg derart schlapp gefühlt zu haben. Als ich auf dem Hochplateau den abgeblasenen Gipfel erblickte, war für mich Feierabend. Knapp dreieinhalb strapaziöse Stunden waren genug. Während meine Kollegin noch schnell die letzten 200m zum höchsten Punkt hinüber unter die Skis nahm, suchte ich mir ein Plätzchen an der Sonne und widmete mich der Erholung.
Nun stand nämlich die Ausführung dessen an, was meine Wahl auf den Glatten fallen liess: meine erste Abfahrt durch den Nordhang. Nun, die Abfahrt lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Genialer Pulver von oben bis unten, wobei noch genügend Platz für eigene Spuren existierte. Die Querung am Steilhang zwischen Chli Glatten und Glatten gelang uns gut, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht wirklich einfach ausschaute.
An der Einfahrt in den Hang hätte ich – sofern ich noch eine Stimme gehabt hätte – jauchzen können. Die Verhältnisse waren – wie erwartet – perfekt und die Steilheit (gemäss SAC-Führer bis 38°) beeindruckte mich nicht im Geringsten. Dass mir die Kraft etwas fehlte und ich dauernd anhalten und pausieren musste trübte den Spass nur wenig. Und eins ist klar: diesem Traum-Hang werde ich wohl noch paar Mal in den nächsten Wintern einen Besuch zollen.
SLF: mässig (Alt- und Triebschnee oberhalb 2000m)
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