Nach dem samstäglichen
Misserfolg am Wichelhorn wollten wir's wenigstens am Sonntag noch auf einen Gipfel schaffen. Die Idee, im Meiental den Murmetsplanggstock zu besteigen, verwarfen wir. Wir wollten nicht noch einmal an diesem Wochenende vom Schnee zur Umkehr gezwungen werden. Die Wahl fiel auf den Chaiserstock... und zwar auf den ganzen Chaiserstock.
Auf Hikr fand sich bloss ein Beitrag, worin der Chli Chaiser Erwähnung findet.
Tobi hatte ihn im Rahmen einer
Liderner Gipfelsammeltour bestiegen, knapp beschrieben und die Sache mit T4 I bewertet. Ein SAC-Führer mit dem gewünschten Inhalt fehlt leider in meinem Regal. Mehr oder weniger zuversichtlich und zur Sicherheit mit Seil und Zubehör im Rucksack begann in der Folge unsere Entdeckungsreise.
Aber wie bloss gelangt man am Schnellsten zum Einstieg am Fuss des Chli Chaisers? Von der Skitouren-Route, welche unterhalb des Schmal Stöckli durchführt und dann zwischen diesem und dem Schnüerstock hochzieht, erhofften wir uns nicht viel. Zu P. 1831 abzusteigen machte auch nicht wirklich Lust und so versuchten wir's halt via Husmätteli zu P. 1976 hinüber. Es gelang, war aber mühsam und sicher nicht die schnellste Variante.
Nach P. 1976 wartete die sehr steile Traverse (43°), die mir von der
Blüemberg-Skitour in Erinnerung war. Wir hielten uns fleissig an der örtlichen Vegetation fest, um den Steilhang ohne Abgang zu queren. Nach der Querung ging's etwas weniger steil hoch zum Fuss der Nordflanke, die wir zunächst in aller Ruhe studierten. Uns war klar: Einstieg links unten, Ausstieg rechts oben, Details klären sich unterwegs.
Nun, wir kraxelten definitiv etwas weiter nach oben, als nötig gewesen wäre. Unsere Route (siehe Foto) ist daher sicherlich nicht die optimale Variante. Gleich zu Beginn nach rechts zu kraxeln wäre evtl. einfacher gewesen. Die Angelegenheit war jedenfalls ziemlich steil, mit viel lockerem Geröll gespickt und bei manch einem Griff schien das Haltbarkeitsdatum abgelaufen zu sein.
Item. Mit der Hochkraxlerei war eigentlich das heikelste Manöver geschafft. Die Traverse unterhalb des obersten Felsbandes war einfacher, das Gelände weniger steil. Am Ausstieg durften noch einmal die Hände eingesetzt werden und schon ersetzte Gras den gerölligen Untergrund. Der Einstieg war somit geglückt und der breite Rücken des Chli Chaisers erreicht.
Auf diesem wartete nun recht einfaches Gelände. Man konnte sich zumeist aussuchen, ob man auf Gras oder auf Karstfeldern aufsteigen wollte. Pfadspuren fanden wir auf dem Chli Chaiser übrigens nirgends, ebenso keinerlei Markierungen. Kurz vor dem Gipfel verengte sich der Rücken zu einem kurz etwas schmalen, doch problemlos zu begehenden Grat. Nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden erreichten wir den Gipfel, den wir für uns alleine genossen, während die Stimmen im Chaisertor unter uns immer zahlreicher wurden.
Nach einer Pause stiegen wir zum Chaisertor ab. Der Abstieg ist nicht ganz trivial, aber auch nicht besonders schwer. Wir kletterten durch eine Rinne in der kleinen Ostwand zum Weglein hinunter, welches zum Chaisertor führt. Die Rinne findet man, wenn man auf dem Gipfel des Chli Chaisers ein paar Meter in die Richtung des Chaisertors läuft und dann links nach unten schaut.
Der Rest ist schnell erzählt: Auf der Normalroute stiegen wir in rund einer halben Stunde auf den Chaiserstock hoch, wo wir bei warmer Luft und abwesendem Wind den Gipfelkaffee genossen und unsere Mägen befriedigten. Für den gesamten Aufstieg (inkl. Pausen) benötigten wir rund dreieinhalb Stunden, also etwa eine Stunde mehr, als gewöhnlich über den Normalweg. Letzteren beschritten wir dann im Abstieg.
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