Schienen im Cunewalder Tal
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Unwiederbringlich Geschichte
Im Sommer des Vorjahres war ich bei der Tour über Czorneboh und Bieleboh auf die Reste der Bahnstrecke durch das Cunewalder Tal gestoßen. Ich recherchierte und begann mich in die Geschichte der Bahn einzulesen. Nun sollte eine Streckenbegehung folgen, immer den Gedanken im Hintergrund, dass es dafür bald zu spät sein könnte. An einem schönen Junitag im Jahr 2006 begab ich mich dazu nach Weigsdorf-Köblitz und parkte am einstigen Haltepunkt (Bahn-km 3,9). Von hier aus lief ich auf dem Gleis talaufwärts. Das Laufen gestaltete sich mühsam, der Schritt von einer Schwelle zur Nächsten erschien zu klein, zur Zweiten dann aber zu weit. Auf dem Schotter zu laufen war auch keine rechte Erfüllung, also wählte ich die Tippelschritte. Zunächst ging ich durch einen Einschnitt, dann folgte rechts der Weigsdorfer Teich. Nach Überquerung der Straße erreichte ich das Bahnhofsgelände von Cunewalde (km 5,3). Gemeindearbeiter beseitigten hier gerade die zunehmende Verbuschung. Nun stieg die am Ortsrand verlaufende Trasse merklich an. Ich höre in der Ferne einen 12 KVD-Dieselmotor brüllen, Hornstöße folgen an den vielen ungesicherten Bahnübergängen und die Spurkränze kreischen in den engen Kurven - nein, dass kommt nie wieder! Ich kam zum Haltepunkt Mittelcunewalde (km 6,7). Unterhalb liegen hier das Bad und Sportanlagen. Dahinter führte das Gleis zwangsschienengesichert um den Hoppeberg herum. An baumbestanden Abschnitten der Trasse hatte sich eine Menge Jungwuchs im Schotterbett breitgemacht und erschwerte das Vorankommen erheblich. In der Folge erreichte ich den Bahnhof Obercunewalde (km 8,4). Dieser war von 1890 bis 1928 Endpunkt der von Großpostwitz kommenden Strecke, dann wurde sie bis Löbau verlängert (sächs. GL-Linie). Jetzt passierte ich den Haltepunkt Obercunewalde (km 9,7) und die Ortsgrenze von Cunewalde. Die freie Strecke führte nun durch den Eichbusch. Am Ende des Waldes am Kulminationspunkt der Strecke schloss sich der Haltepunkt Halbau am Hochstein (km 12,0) an. Durch landwirtschaftlich geprägtes Areal ging ich nun leicht fallend auf der 1972 mit Betonschwellen ausgestatten und heute noch in gutem Zustand befindlichen Trasse bis zum Haltepunkt Kleindehsa (km 13,8). Mit nur wenig veränderter Höhenlage erreichte ich danach den einsam am Ortsrand liegenden Haltepunkt Großdehsa (km 15,2). Kurz danach folgte nun der einstige Anschluss des Minol-Tanklagers (km 16,0). Hinter einer ausgebauten Weiche setzte sich die Trasse nach Löbau fort, nach wenigen Metern wäre aber hier der Unterbruch durch die Umfahrungsstraße zu sehen gewesen. Unüberbrückbar und ununtertunnelbar hat man die Strecke zerschnitten. Dies war letztendlich der Todesstoß gegen einen Verkauf der Strecke an die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde (OSEF).
Um das nicht ansehen zu müssen, kehrte ich zunächst auf dem Gleis bis zum Haltpunkt Großdehsa zurück. Hier wechselte ich auf die Dorfstraße. Auf der Straße lief ich später durch Kleindehsa und hinüber nach Halbau am Hochstein. Wenig Verkehr machte dies recht angenehm. Hinter Halbau bog ich nach rechts auf einen Waldweg ein. Am Abzweig am Waldrand fanden sich hier zwei interessante Sühne- oder Mordkreuze. Der Wanderweg mit der Markierung „Grüner Punkt“ führte zunächst durch den Wald, dann über eine Wiese, vorbei an einigen Teichen. Am Fuße des Czorneboh umging ich so die Ortslage Cunewalde. Später kam ich nach Schönberg. Auf der anderen Seite des Ortes stieg der Weg an der Flanke des Herrnsberges hinauf. Wieder fallend gelangte ich abschließend nach Weigsdorf-Köblitz zurück.
Im Jahr 2008 wurden die Gleise abgebaut, vom damals versprochenen Radweg war bei meinem letzten Besuch im Cunewalder Tal im Frühjahr 2012 noch nichts zu sehen.
Fakten zur Bahnstrecke Großpostwitz-Löbau
Länge: 19,4 km
Inbetriebnahme: 1890/1928
Einstellung des Güterverkehrs/Personenverkehrs: 1995/1997
Stilllegung: 1998
Rückbau: 2008
Literaturtipp:
Hans v. Polenz, Die Bahn im Cunewalder Tal, Ostsächsische Eisenbahnfreunde 1999
Im Sommer des Vorjahres war ich bei der Tour über Czorneboh und Bieleboh auf die Reste der Bahnstrecke durch das Cunewalder Tal gestoßen. Ich recherchierte und begann mich in die Geschichte der Bahn einzulesen. Nun sollte eine Streckenbegehung folgen, immer den Gedanken im Hintergrund, dass es dafür bald zu spät sein könnte. An einem schönen Junitag im Jahr 2006 begab ich mich dazu nach Weigsdorf-Köblitz und parkte am einstigen Haltepunkt (Bahn-km 3,9). Von hier aus lief ich auf dem Gleis talaufwärts. Das Laufen gestaltete sich mühsam, der Schritt von einer Schwelle zur Nächsten erschien zu klein, zur Zweiten dann aber zu weit. Auf dem Schotter zu laufen war auch keine rechte Erfüllung, also wählte ich die Tippelschritte. Zunächst ging ich durch einen Einschnitt, dann folgte rechts der Weigsdorfer Teich. Nach Überquerung der Straße erreichte ich das Bahnhofsgelände von Cunewalde (km 5,3). Gemeindearbeiter beseitigten hier gerade die zunehmende Verbuschung. Nun stieg die am Ortsrand verlaufende Trasse merklich an. Ich höre in der Ferne einen 12 KVD-Dieselmotor brüllen, Hornstöße folgen an den vielen ungesicherten Bahnübergängen und die Spurkränze kreischen in den engen Kurven - nein, dass kommt nie wieder! Ich kam zum Haltepunkt Mittelcunewalde (km 6,7). Unterhalb liegen hier das Bad und Sportanlagen. Dahinter führte das Gleis zwangsschienengesichert um den Hoppeberg herum. An baumbestanden Abschnitten der Trasse hatte sich eine Menge Jungwuchs im Schotterbett breitgemacht und erschwerte das Vorankommen erheblich. In der Folge erreichte ich den Bahnhof Obercunewalde (km 8,4). Dieser war von 1890 bis 1928 Endpunkt der von Großpostwitz kommenden Strecke, dann wurde sie bis Löbau verlängert (sächs. GL-Linie). Jetzt passierte ich den Haltepunkt Obercunewalde (km 9,7) und die Ortsgrenze von Cunewalde. Die freie Strecke führte nun durch den Eichbusch. Am Ende des Waldes am Kulminationspunkt der Strecke schloss sich der Haltepunkt Halbau am Hochstein (km 12,0) an. Durch landwirtschaftlich geprägtes Areal ging ich nun leicht fallend auf der 1972 mit Betonschwellen ausgestatten und heute noch in gutem Zustand befindlichen Trasse bis zum Haltepunkt Kleindehsa (km 13,8). Mit nur wenig veränderter Höhenlage erreichte ich danach den einsam am Ortsrand liegenden Haltepunkt Großdehsa (km 15,2). Kurz danach folgte nun der einstige Anschluss des Minol-Tanklagers (km 16,0). Hinter einer ausgebauten Weiche setzte sich die Trasse nach Löbau fort, nach wenigen Metern wäre aber hier der Unterbruch durch die Umfahrungsstraße zu sehen gewesen. Unüberbrückbar und ununtertunnelbar hat man die Strecke zerschnitten. Dies war letztendlich der Todesstoß gegen einen Verkauf der Strecke an die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde (OSEF).
Um das nicht ansehen zu müssen, kehrte ich zunächst auf dem Gleis bis zum Haltpunkt Großdehsa zurück. Hier wechselte ich auf die Dorfstraße. Auf der Straße lief ich später durch Kleindehsa und hinüber nach Halbau am Hochstein. Wenig Verkehr machte dies recht angenehm. Hinter Halbau bog ich nach rechts auf einen Waldweg ein. Am Abzweig am Waldrand fanden sich hier zwei interessante Sühne- oder Mordkreuze. Der Wanderweg mit der Markierung „Grüner Punkt“ führte zunächst durch den Wald, dann über eine Wiese, vorbei an einigen Teichen. Am Fuße des Czorneboh umging ich so die Ortslage Cunewalde. Später kam ich nach Schönberg. Auf der anderen Seite des Ortes stieg der Weg an der Flanke des Herrnsberges hinauf. Wieder fallend gelangte ich abschließend nach Weigsdorf-Köblitz zurück.
Im Jahr 2008 wurden die Gleise abgebaut, vom damals versprochenen Radweg war bei meinem letzten Besuch im Cunewalder Tal im Frühjahr 2012 noch nichts zu sehen.
Fakten zur Bahnstrecke Großpostwitz-Löbau
Länge: 19,4 km
Inbetriebnahme: 1890/1928
Einstellung des Güterverkehrs/Personenverkehrs: 1995/1997
Stilllegung: 1998
Rückbau: 2008
Literaturtipp:
Hans v. Polenz, Die Bahn im Cunewalder Tal, Ostsächsische Eisenbahnfreunde 1999
Tourengänger:
lainari

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