Allalinhorn Hohlaubgrat


Publiziert von Tasaio , 22. August 2012 um 09:17. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:19 August 2012
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1087 m
Abstieg: 663 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bergbahn bis Felskinn...dann 1 Stunde bis zur Hütte
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Metro Alpin und Bergbahn bis Saas Fee
Unterkunftmöglichkeiten:Britanniahütte (SAC)
Kartennummer:LKS 1328 (Randa) / 1329 (Saas)

Für den zweiten Tag unseres Aufenthaltes auf der Britanniahütte hatten wir uns das Allalinhorn vorgenommen, allerdings nicht über die überlaufene und landschaftlich nicht so schöne Normalroute, sondern über den berühmten Hohlaubgrat. Wir durften sogar 'ausschlafen' und wurden erst um 4 Uhr vom Hüttenteam geweckt. Nach einem kurzen Frühstück packten wir unsere Sachen, schalteten die Stirnlampen an und stapften hinaus in die Nacht...zusammen mit gefühlt 50 anderen Leuten. Naja es ist bombastisches Wetter und Sonntag..klar das hier Betrieb herrscht. Wir ließen uns kurz die mögliche Wartezeit vor dem Felsriegel durch den Kopf gehen..nicht unberechtigt wie sich später herausstellen sollte.
 

Wir stiegen zunächst auf den Hohlaubgletscher ab. Entgegen unserer Führerliteratur (SAC Hochtouren Führer Wallis 3.Auflage 2002) stiegen wir (und auch keine andere Gruppe) allerdings nicht Richtung Geröllschulter (P3105) hoch auf den Grat. Wir hatten uns die Stelle am Vortag auf dem Rückweg vom Strahlhorn angeschaut und erhebliche Zweifel bekommen, das der Teil der Route noch aktuell ist. Geröllschulter ist noch harmlos ausgedrückt...es handelt sich eher um einen losen Trümmerhaufen. Ein Mitglied der Hüttencrew hatte uns auch dann bestätigt, das dieser Teil nicht mehr begangen wird. Stattdessen stiegen wir gemächlich zunächst in einer ausholenden Kurve westlich den Hohlaubgletscher in Richtung Stollenausgang der Mittelstation Hohlaub hinauf um dann auf dem folgenden Gletscherplateau Richtung Zustieg zum Hohlaubgrat (südlich) zu schwenken. Verschiedene andere Gruppen sind auch direkt auf der steilen südlichen Seite des Gletschers aufgestiegen, mussten sich dann aber durch die ausgedehnte Spaltenzone auf der Kuppe kämpfen, was am Ende mehr Zeit kostete als unsere Kurve. Diese ist zwar ein Umweg, erlaubt aber einen moderat steilen Zustieg und man trifft nur auf wenige Spalten.

 

Der Zustieg zum Hohlaubgrat ist der erste wirklich steile Aufschwung und wir marschierten in serpentinenreicher Manier langsam hinauf zum Sattel auf ca. 3500m. Halbzeit. Und auch gleichzeitig Sonnenaufgang. Nachdem wir mit dem Staunen über den tollen Rundumblick fertig waren, nutzen wir eine der kleinen Felsgruppen für eine Frühstückspause. Natürlich wurde nun auch fleißig Sonnencreme aufgetragen und die Sonnenbrillen angezogen. Nachdem wir genüsslich unser zweites Frühstück verzehrt hatten folgte der zweite steile Aufschwung. Zunächst zwischen den Felsen über sehr aperes Eis (gottseidank gab es eine gut eingehackte Spur) und dann über einen steilen Firnhang hinauf bis wir P3837 links liegen ließen.

Vor uns lag nun der letzte, steile, und relativ schmale Grataufschwung hinauf zum Felsriegel. Mit einem Blick wussten wir das sich unsere Befürchtungen bewahrheiten würden. Vor dem Felsriegel hatte sich schon eine solide Warteschlange gebildet. Also gingen wir den Aufstieg eher locker an...trotzdem mussten wir uns am Ende weit hinten in der Schlange einreihen..hier verloren wir durch Warten eine ganze Stunde!
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit waren wir endlich an der Reihe. Der Felsriegel entpuppte sich als einfache und gut abgesicherte Kletterei, und unser Vorsteiger hatte keine Probleme. Wir waren allerdings überrascht, wie sich die dünne Luft bemerkbar machte. Nach einigen Kletterbewegungen musste jeder erst mal ordentlich nach Luft schnappen. Auch ist die Brüchigkeit der Felsen hier nicht zu vernachlässigen. In dem Riegel hängen einige fette Brocken die nur darauf warten von einem unvorsichtigen Kletterer herausgerissen zu werden. Man sollte alles erst einmal antasten bevor man sich dran hochzieht...insbesondere wenn unten die Warteschlange steht. Schließlich waren alle wohlbehalten oben angekommen und wir seilten für die letzten Meter noch einmal um. Ein Blick nach unten zeigte uns das die Warteschlange nochmal ordentlich angeschwollen war...was ein Glück das wir zu dem ersten Drittel der Seilschaften gehörten die dort ankamen. Und leider konnten wir auch ein Negativbeispiel eines Bergführers beobachten der seine Kunden im steilen Eishang an der Warteschlange vorbei zum Felsaufschwung führte...wie unverschämt ist das denn!!!

 

Dann ging es um die letzten Felsgruppen herum steil auf den Gipfelgrat...und PUFF...willkommen in Disneyland!!! Wir dachten schon das wir mit vielen Leuten von der Hütte aufgebrochen waren, doch hier auf dem Plateau unter dem Gipfel machten sich Massen von Leute breit..und im Minutentakt kamen neue Seilschaften den Normalweg hinauf gestapft. Von Jeanshosen bis zu Halbschuhen war hier alles vertreten. Zum Glück erwischten wir gerade ein kleines Zeitfenster, während dessen das Gipfelkreuz nicht von einer Menschentraube behangen war. Also schnell ein paar Fotos gemacht und dann ab zwischen die Felsen zur Gipfelrast. Dank der wirklich sommerlichen Temperaturen ließ es sich hier auch ganz gut aushalten.
 

Irgendwann haben wir uns dann an den Abstieg über die Normalroute zum Mittel Allalin gemacht. Zunächst kamen wir wirklich gut voran, doch nach dem Feejoch mussten wir uns gezwungenermaßen in die Kette der absteigenden Seilschaften einreihen und die letzten 200 Höhenmeter ging es im Schritttempo hinab...hier standen wohl einige Leute zum ersten Mal auf Steigeisen. Schließlich jedoch erreichten wir die Skipiste und packten unsere Ausrüstung weg. Ein kurzer Fußmarsch führte uns zum Mittel Allalin und eine anschließende Metro Alpin Fahrt zurück ins Tal nach Saas Fee, wo uns brütende Hitze empfing.
 

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Hohlaubgrat seinem Ruf als atemberaubende Route vollkommen gerecht wird...man hat fast durchgehend eine fantastische Aussicht auf die umliegende Bergwelt. Dank des guten Wetters konnten wir einen vollen Rundumblick genießen....Monte Rosa, Mont Blanc, das Matterhorn, Weisshorn, Mishabelgruppe, Bietschhorn und Weissmiesgruppe....was will man mehr. Die Bewertung der Route ist so eine Sache...im SAC Führer steht ZS/AD was sich allerdings wirklich nur auf den dreissig Meter Felsriegel beziehen sollte, und dieser ist wirklich gut abgesichert. Der Rest ist definitiv nicht mehr als WS/PD.


Tourengänger: Tasaio, Elminster, da_miche, tomzim


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