Grundkurs Schnee und Eis im Turtmanntal (Berg+Tal)


Publiziert von Burnee , 13. Juni 2011 um 11:59.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum: 9 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bahn - Seilbahn - Taxi bis Gruben
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto Zinal
Unterkunftmöglichkeiten:Turtmannhütte SAC, Tracuithütte SAC, Zinal

Viel gelernt, ein paar Mal gezittert, ein einmaliges Erlebnis!

Nachfolgender Bericht beschreibt meine Eindrücke während des Grundkurses "Schnee und Eis im Turtmanntal" welcher von bergundtal.ch angeboten wird. Die Tour fand statt vom Do. 9. - So. 12. Juni 2011 und hatte als Höhepunkt die Besteigung des Bishorn (4153) - mein erster Viertausender!
Teilnehmer: 8 Personen + 1 Bergführer

1. Tag
 
Aufgrund eines Brandes im Simplontunnel wurde leider meine erste Fahrt mit dem Zug durch den Lötschbergtunnel verhindert. In Spiez mussten wir auf den Zug wechseln, welcher via Kandersteg/Goppenstein ins Wallis führt. 1 Stunde später als vorgesehen traf sich die Gruppe am Bahnhof Turtmann. Nachdem das Mietmaterial verteilt war, fuhr uns ein Taxi-Bus nach Gruben im Turtmanntal (die Seilbahn nach Oberems war in Revision). Nach einer Mittagspause wanderten wir bei Regen und Nebel zur Zunge des Turtmanngletschers. Dort übten wir das Gehen mit Steigeisen auf Eis (eindrücklich, wie diese Steigeisen halt geben) und die Sicherung mit Eisschrauben. Danach wanderten wir noch den Rest zur Turtmannhütte hinauf (T2)

Aufstieg: ca. 600 m
Abstieg: 0 m

2. Tag 
Wir starteten gemütlich in den Tag und machten uns auf zur Firnausbildung und der Seilhandhabung. Wir vergruben Pickel und Steigeisen im Schnee, übten einige Knoten und übten das Gehen am langen und kurzen Seil. Am Nachmittag übten wir dann bei der Hüttenfassade die Selbstrettungstechniken mit Klemmknoten. Immerhin hing ich dort zum ersten Mal in einem Seil und kam mit Hilfe der Knoten sogar rauf unters Dach. Nach einem weiteren feinen Nachtessen befassten wir uns noch mit der Planung der Tour vom nächsten Tag.

3. Tag 
Zur Ausbildungstour über den Brunegg-Gletscher und den oberen Teil des Turtmann-Gletschers zur Tracuit Hütte starteten wir frühzeitig. Gleich nach der Hütte galt es eine kurze Felspassage, das Gässi zu meistern (T3). Dies gelang uns (trotz des Neuschnees) ohne Probleme. Wir seilten uns an und gingen über ein kurze Strecke über den Brunegg-Gletscher weiter zum Klettersteig auf die Adlerflüe (2913m, WS). Die beiden ersten Felsstufen bereiteten keine Probleme. Bei der dritten und steilsten Passage (senkrecht) forderte meine fehlende Erfahrung (zum ersten Mal in einem Klettersteig) mittem im Fels ihren Tribut. Unser super Bergführer sicherte uns jedoch zusätzlich von oben ab und schon gings fast wie von alleine weiter hoch (die Macht der Psyche, unglaublich).

Im Wechsel von Nebel und Sonne querten wir den Turtmanngletscher und stiegen aufgrund der schlechten Schneeverhältnisse (viel zu warm & nass) über die Seitenmoräne auf zur Tracuit Hütte (3256 m). Unser Bergführer spurte für uns durch den nassen und tiefen Schnee. Bei der Tracuit Hütte angekommen nahmen wir den Holzofen in Betrieb und richteten uns für den Abend und die (kurze) Nacht ein. Die Hütte eröffnet offiziell erst eine Woche später, da aber 50 Tourengänger angemeldet waren, kam der Hüttenwart und seine Familie hoch und bewirteten uns tiptop. Während der Tourenplanung erklärte uns der Bergführer, dass die Besteigung des Bishorns abhängig davon ist, ob es in der Nacht aufklart und die Schneeoberfläche einfrieren lässt. Denn fürs Gehen durch den Schnee würden wir zuviel Zeit und Kraft benötigen.


Aufstieg: ca. 900 m
Abstieg: ca. 150 m

4. Tag 
Am 03.45 stehen wir auf und dürfen fesstellen, dass der Himmel klar ist und wir die Tour durchführen können. Am 04:45 brechen wir, zusammen mit anderen Seilschaften, im Sonnenaufgang bei klarem Himmel auf. Ohne Mühe queren wir den Gletscher bis zur ersten Pause. Es überholen uns zwar Seilschaften, dafür dürfen diese dann den Weg hoch zum Gipfel spuren.
Ich war doch ein bisschen überrascht, dass - trotz des langsamen und gleichmässigen Schrittes - der Aufstieg einiges an Anstrengung (vorallem der Atmung!) benötigte. Für meine Begriffe nichts da von wegen "Kinderwagen-Viertausender" oder wie das Bishorn manchmal genannt wird. Ich war über jeden Akklimatisations-Tag und jede im Vorfeld absolvierte Trainingseinheit froh.

Kurz vor dem Gipfel mussten wir über eine kleine Spalte rüberspringen und eine kurze aber steile Flanke bewältigen. Beim Anblick der Herausforderungen begann ich schon ein wenig zu zittern, aber der Bergführer motiviert uns und für die letzten 10 Höhenmeter sicherte er uns nochmals ab. Am 09.30 Uhr stand ich zum ersten Mal auf einem Viertausender-Gipfel und war überwältigt vom Erlebnis. Stolz über das Erreichte und tiefe Dankbarkeit darüber, dass es mir überhaupt möglich ist, solche Touren vorzunehmen. Nach 30 min. Gipfelrast bei quasi Windstille und bester Fernsicht drängte uns der Bergführer zum Abstieg, da wir um 15.44 in Zinal das Postauto erwischen wollen.

Der Weg zurück zur Hütte begann recht locker und flockig im Tiefschnee der Aufstiegsspur entlang hinunter. Der 2. Teil des Weges wurde dann aber regelrecht zur Tortur. Die Sonne hatte nämlich bereits die tragende vereiste Schneeschicht aufgeschmolzen so dass wir sehr oft im tiefen Schnee einsunken. Dies machte uns vorallem zu Beginn sehr nervös, da wir ja über Gleschterspalten gingen. Mit der Zeit und der Häufigkeit des Einsinkens gewöhnte man sich daran und es war einfach nur noch sehr mühsam. Auf diesem Teil des Weges verloren wir ca. 45 min. gegenüber dem Zeitplan. Da wir aber an diesem festhalten wollten, verkürzten wir halt die Mittagsrast bei der Hütte und stiegen schon bald auf dem Hüttenweg (T3) nach Zinal ab. Die Zeitangabe auf dem Wegweiser von 2h 30m ab Hütte bis Zinal benötigten wir auf die Minute. Wir erreichten pünktlich und glücklich über die absolvierte Tour das Dorf Zinal. Das Postauto fuhr uns bis Sierre an den Bahnhof, wo sich die Wege der Teilnehmer trennten.


Aufstieg: ca. 900 m
Abstieg: ca. 2'500 m

Vielen Dank der Firma Berg+Tal für die Organisation und vorallem dem Bergührer, welcher sein Arbeit hervorragend machte!!!

Tourengänger: Burnee


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T2 L
ZS+ WS+
10 Jun 18
Mission Bishorn NE-Wand · danski
L
L
22 Jul 09
Bishorn 4153m · roger_h
L
3 Aug 95
Bishorn 4153 m · basodino

Kommentar hinzufügen»