Forgotten Wall 7b am Inner Wissberg


Publiziert von anaximandr , 6. September 2012 um 22:11.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Avers
Tour Datum:11 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: VIII+ (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 912 m
Abstieg: 912 m
Strecke:7 km

Die Skepsis war gross, als Arno mir das erste Mal von der neuen Sportkletterroute im Avers erzählte. Das Avers gilt gemeinhin nicht als Sportklettermekka, sondern als Hochburg der in Graubünden leider so verbreiteten Brüchigkeit. Am Ende sind seine Überredungskünste aber erfolgreich.

Der Zustieg von Cresta ist in 1.5 Stunden zu machen und bietet keine grösseren Schwierigkeiten. Auf dem Weg durch die Geröllhalde am Fuss der Wand sieht man die ganze Palette von Formen, die das Gestein am Inner Wissberg annehmen kann. Und wir sollten auch jede Sorte unter die Finger kriegen. Als wir um 9 Uhr beim Einstieg ankommen, liegt die Wand noch im Schatten. Ein Sandwich hilft beim Warten auf die Sonne. Der Einstieg ist leicht zu finden, die Bohrhaken sind gut sichtbar.

Die Seillängen im Detail. Die Bewertungen sind meine Einschätzung. Für die Bewertung der Erstbegeher siehe Topo.

1. SL, 6a+
Schöne Seillänge zum Start. Die Vielseitigkeit des Gesteins zeigt sich schon hier.

2.SL, 6b
Etwas steiler und griffiger gehts weiter.

3. SL, 6b+
Kurz nach dem Stand schwierige Moves über die Platte links von der potenziell brüchigen Verschneidung. Vielleicht wäre es rechts einfacher.

4. SL, 6c
Die beste Seillänge der Route. Steilplattenkletterei an kleinen bombenfesten Knobs.

5. SL, 6b
Meist gutgriffige, steile Risskletterei, mit etwas unschönem Ausstieg in die Botanik. Aber kein Problem, da der Bohrhaken auf Hüfthöhe rumlungert.

6. SL, 7b?
Vom Verlauf und der Kletterei her ganz ähnlich wie SL 4, nur fehlen hier die Knobs.  Und die Felsoberfläche tendiert ein wenig zu einer schuppigen Brüchigkeit. Die Schlüsselstelle verwendet ein scharfes spitzes Tropfloch. Ich konnte die Seillänge nicht komplett frei klettern, deshalb fällt mir eine Bewertung schwer.

7. SL,  5b
Grasige Länge.

8. SL, 6b+
Kann mich nicht mehr erinnern.

9. SL,  5c
Seillänge durch gestuftes Gelände. Zwischendurch geht’s mal über ein senkrechtes Wändchen hoch, wo ein schwieriger Mantle wartet. Nach einigem Probieren, das zu einem seltsamen Schulterkrampf führte, hatte ich genug und umging die Stelle links. Wenn man da direkt geht (was aufgrund der Bohrhaken logisch wäre), ist es mindestens 6b.

10. SL, 6a+
Weiter über geneigtes Gelände, mit kniffliger Plattenstelle in der Mitte.

11. SL, 2
Diese Seillänge haben wir gleich angehängt, das geht gut. Gehgelände durch eine Marmortrümmerlandschaft.

12. SL,  6b+
Vom Stand schräg nach rechts in strukturiertem Fels, der aber nie die Griffe präsentiert, die man erwartet. Um die Kante und es wird etwa weniger steil, mit coolen (aber sehr glatten) Marmorleisten. Fand ich richtig schwierig, vielleicht setzte auch nur langsam die Müdigkeit ein. Bei der Pause vor dieser Seillänge wäre ein Espresso nötig gewesen, wie Arno richtig erkannte.

13. SL, 3
Diese Seillänge kann man auch gleich anhängen. Hier ist etwas Vorsicht gefragt, um nicht zu viele Steine ins Tal zu schicken.

14. SL, 6c
Vom Stand am Fuss der Schlucht geht es zuerst  mit etwas Spreizen, dann mit pumpiger Kletterei in 1a Fels hinauf. Sehr schöne Seillänge.

15. SL,  5c
Einem Pfeiler folgend kommt man jetzt in die brüchige Ausstiegszone. Mit etwas umsichtigem Klettern ist das aber kein Problem.

16. SL, 5c+
Stapel von Lasagneblättern gilt es hier zu überwinden.  Der Routenverlauf  umgeht aber geschickt ein paar sehr brüchig aussehende Zonen.

Und dann ist es geschafft. Wir gehen gleich weiter auf den Gipfel und geniessen die Aussicht auf Platta und Co. 

Abstieg:
Die Route ist zum Abseilen eingerichtet, aber empfehlen würde ich es nicht. Der Fussabstieg geht so: Vom Gipfel des Inner Wissberg nach Südwesten dem breiten Rücken nach, bis man auf den grossen Steinmann trifft (siehe Fotos). Von dort nach links resp. Norden, bis eine Rampe nach Osten runterzieht. Schwache Trittspuren sind hier erkenbar Die Rampe wird steiler und endet am Schluss in einem Abruch. Vorher nach links in eine Rinne queren und 5 - 10 Meter abklettern. Danach rechts haltend dem Wandfuss entlang und hinunter zum Wanderweg. In diesem Bericht *Inner Wissberg, 2948 m - Mittler Wissberg, 3002 m von roko ist der Routenverlauf auch beschrieben.

Fazit: Eine lohnenswerte Tour, die ich zur Wiederholung empfehle. Ein paar sehr schöne Seillängen. Die Brüchigkeit hält sich in Grenzen. Dort wo es fest aussieht, ist es auch fest. Mit etwas Umsicht kein Problem. Mehrere Seilschaften gleichzeitig in der Route würde ich trotzdem nicht empfehlen.
Die Absicherung ist sehr gut. Nach Plaisirskala zwischen gut+ und super. Die schwierigen Stellen lassen sich mit Hakenhilfe überwinden.

Ein paar Tage nach der Tour erfuhren wir, dass wir die erste Wiederholung der Route gemacht haben. Das gibts auch nicht alle Tage und ein bisschen stolz waren wir schon. Da bleibt mir nur noch, den Erschliessern Wendelin, Kasimir und Jean-Paul (www.gravityline.ch) herzlich zu danken. Tolle Sache!

Das Topo findet man unter http://www.gravityline.ch/index_htm_files/Forgotten%20wall.pdf

Tourengänger: anaximandr


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