Kebnekaise – der höchste Berg Schwedens
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Bergsteigen in Schweden - eine unverhofft schöne Bergtour auf den höchsten Gipfel
Wie schon bei den unvergesslichen Bergtouren in Alaska vor nur wenigen Wochen hatte ich es auch diesmal den Gletschern zu verdanken, dass ich in den Genuss von einigen Touren kam, welche nicht gerade vor der Haustür beginnen. Es verschlug uns an den Fuss des „in der Szene“ bestens bekannten Storglaciären, in die Forschungsstation Tarafala, welche 25 Kilometer vom Ende der nächsten Strasse entfernt in einem wunderschönen, von Schneebergen und Gletschern umgebenen Bergtal einiges nördlich des Polarkreises liegt. Dank Mitternachtssonne blieb uns neben der Arbeit noch genügend Raum in Randzeiten auf Berge zu steigen, als Höhepunkt natürlich auf den naheliegenden Kebnekaise, seines Zeichens höchster Berg von Schweden.
Der Kebnekaise ist im Sommer überlaufen und auf der Normalroute einfach zu besteigen – jeder Schwede will einmal im Leben hier oben gewesen sein! 7 Kilometer unterhalb unseres Basislagers in Tarfala gibt es eine grosse Station mit hunderten von Übernachtungsmöglichkeiten. Von dort pilgert man über breite Rücken zum höchsten Punkt des Kebnekaise, dem Sydtoppen. Dieser ist jedoch nur noch rund 3 Meter höher als der Nordgipfel, und die Reihenfolge der beiden wird sich bald ändern, da der Nordtoppen aus Fels besteht, während der Sydtoppen eine wegschmelzende Eiskappe ist. Die Route von Tarfala auf den Kebnekaise hat etwas mehr Pepp, da sie über eine rund 100 Meter hohe Steilstufe seitlich hinauf auf den Kamm der Normalroute führt, und unterwegs auch einige Gletscher gequert werden. Normalerweise ist der Kebnekaise also eine Wanderung, auf unserer Route jedoch eine einfache Hochtour, welche entsprechende Ausrüstung erfordert.
Der Höhepunkt des Tages war definitiv der Besuch des Nordtoppen. Erst dort wird das Gelände richtig alpin und eindrücklich. Der Grat weist gewaltige Wächten auf und plötzlich erscheint der von Süden her eher langweilige Hauptgipfel als fantastische Schneepyramide, welche sich in den Himmel reckt. Erstaunlicherweise unternimmt praktisch keiner der täglich wohl weit über 100 Gipfelsieger den Umweg zum Nordtoppen, weshalb man dort auf einen Schlag völlig alleine ist. Das ist jedoch wohl nicht durch die fast schon unheimliche Stimmung zwischen den beiden Gipfeln begründet: Im März ist genau dort ein grosses Militärflugzeug in tausend Teile zerschellt, welche jetzt langsam aus dem Schnee erscheinen. Bei der Spurarbeit glaubt man durch einen Kerosintank zu waten – eindrücklich vier Monate nach dem Unfall!
Bei strahlendem Sonnenschein starten wir in Tarfala und wandern mit einer grossen Gruppe gemütlich über die Seitenmoräne auf den Storglaciären hoch. Angeseilt geht es über den immer noch schneebedeckten Gletscher, wo wir das lokale Messprogramm bewundern. Gegen halb zwei Uhr Nachmittag setzen wir uns ab und steigen über Schneefelder und Geröll auf den breiten Kamm hinauf, welcher den Gletscher südseitig begrenzt. Leicht ansteigend umrunden wir den Geröllkamm und gelangen nach einer beträchtlichen Distanz zum Björlingsglaciär. Der Gletscher wird gequert und wir steigen einen markanten Schneekamm gegen die langgezogene Wand hinauf, welche sich bis zum Gipfel des Kebnekaise zieht. Schnell sind die Fixseile gefunden, welche zuerst eine Querung auf einem Felsband sichern und dann durch eine rund 45° steile Schneerinne hinaufführen. Die Route ist gut gespurt, der Schnee ist aber sehr matschig. Wir steigen mit Pickel und Steigeisen auf. Dank den Seilen wäre es aber auch ohne möglich. Wenn kein Schnee mehr in der Rinne liegt, dürfte Steinschlag dort ein grösseres Problem sein.
Beim Ausstieg aus der Rinne steht man dann mitten im Getümmel der Normalroute, welche wir über den breiten Geröllrücken verfolgen. Rund 10 Minuten vor dem Gipfel, sieht man es, das formschöne Schneespitzchen des Sydtoppen. Es gleicht einem Ameisenhaufen. Am meisten davon hat es ganz oben. Bald darauf geniessen auch wir die formidable Aussicht und amüsieren uns über die Glücksschreie der teils völlig ausgepumpten Gipfelbezwinger, die mit Sätzen wie: „es war ein Riesenscheiss, doch jetzt bin ich oben“ den Kebne erreichen, und im Akkord sogleich das Handy zücken, um es auf Facebook und Twitter zu posten. Jedem das Seine.
Wir folgen den alten Trittspuren über den stark verwächteten, aber problemlosen Grat gegen den Nordtoppen. Der Übergang dauert länger als erwartet, da der Schnee äusserst mies ist, und wir immer wieder bis über die Oberschenkel einsinken. Überall liegen Reste des zerstörten Flugzeugs herum und es riecht extrem nach Kerosin. Die Aussicht vom Nordgipfel zurück zum Sydtoppen ist einfach nur unbeschreiblich schön – ein richtiges Bergerlebnis! Wir geniessen geraume Zeit und wandern dann in unseren Spuren zurück. Die Überschreitung wäre verlockend gewesen, eine super Tour, doch wir trauen uns wegen Lawinengefahr und einer nicht einsehbaren Felsstufe nicht sie anzugehen. Abstieg auf demselben Weg über die Fixseile auf den Björlingsglaciär. Diesmal seilen wir an und steigen über den Gletscher zum Firnsattel über dem Storglaciären hoch. Über den noch gut eingeschneiten Gletscher steigen wir schnell ab und erreichen Tarfala um halb sieben genau richtig zum Abendessen.
Wie schon bei den unvergesslichen Bergtouren in Alaska vor nur wenigen Wochen hatte ich es auch diesmal den Gletschern zu verdanken, dass ich in den Genuss von einigen Touren kam, welche nicht gerade vor der Haustür beginnen. Es verschlug uns an den Fuss des „in der Szene“ bestens bekannten Storglaciären, in die Forschungsstation Tarafala, welche 25 Kilometer vom Ende der nächsten Strasse entfernt in einem wunderschönen, von Schneebergen und Gletschern umgebenen Bergtal einiges nördlich des Polarkreises liegt. Dank Mitternachtssonne blieb uns neben der Arbeit noch genügend Raum in Randzeiten auf Berge zu steigen, als Höhepunkt natürlich auf den naheliegenden Kebnekaise, seines Zeichens höchster Berg von Schweden.
Der Kebnekaise ist im Sommer überlaufen und auf der Normalroute einfach zu besteigen – jeder Schwede will einmal im Leben hier oben gewesen sein! 7 Kilometer unterhalb unseres Basislagers in Tarfala gibt es eine grosse Station mit hunderten von Übernachtungsmöglichkeiten. Von dort pilgert man über breite Rücken zum höchsten Punkt des Kebnekaise, dem Sydtoppen. Dieser ist jedoch nur noch rund 3 Meter höher als der Nordgipfel, und die Reihenfolge der beiden wird sich bald ändern, da der Nordtoppen aus Fels besteht, während der Sydtoppen eine wegschmelzende Eiskappe ist. Die Route von Tarfala auf den Kebnekaise hat etwas mehr Pepp, da sie über eine rund 100 Meter hohe Steilstufe seitlich hinauf auf den Kamm der Normalroute führt, und unterwegs auch einige Gletscher gequert werden. Normalerweise ist der Kebnekaise also eine Wanderung, auf unserer Route jedoch eine einfache Hochtour, welche entsprechende Ausrüstung erfordert.
Der Höhepunkt des Tages war definitiv der Besuch des Nordtoppen. Erst dort wird das Gelände richtig alpin und eindrücklich. Der Grat weist gewaltige Wächten auf und plötzlich erscheint der von Süden her eher langweilige Hauptgipfel als fantastische Schneepyramide, welche sich in den Himmel reckt. Erstaunlicherweise unternimmt praktisch keiner der täglich wohl weit über 100 Gipfelsieger den Umweg zum Nordtoppen, weshalb man dort auf einen Schlag völlig alleine ist. Das ist jedoch wohl nicht durch die fast schon unheimliche Stimmung zwischen den beiden Gipfeln begründet: Im März ist genau dort ein grosses Militärflugzeug in tausend Teile zerschellt, welche jetzt langsam aus dem Schnee erscheinen. Bei der Spurarbeit glaubt man durch einen Kerosintank zu waten – eindrücklich vier Monate nach dem Unfall!
Bei strahlendem Sonnenschein starten wir in Tarfala und wandern mit einer grossen Gruppe gemütlich über die Seitenmoräne auf den Storglaciären hoch. Angeseilt geht es über den immer noch schneebedeckten Gletscher, wo wir das lokale Messprogramm bewundern. Gegen halb zwei Uhr Nachmittag setzen wir uns ab und steigen über Schneefelder und Geröll auf den breiten Kamm hinauf, welcher den Gletscher südseitig begrenzt. Leicht ansteigend umrunden wir den Geröllkamm und gelangen nach einer beträchtlichen Distanz zum Björlingsglaciär. Der Gletscher wird gequert und wir steigen einen markanten Schneekamm gegen die langgezogene Wand hinauf, welche sich bis zum Gipfel des Kebnekaise zieht. Schnell sind die Fixseile gefunden, welche zuerst eine Querung auf einem Felsband sichern und dann durch eine rund 45° steile Schneerinne hinaufführen. Die Route ist gut gespurt, der Schnee ist aber sehr matschig. Wir steigen mit Pickel und Steigeisen auf. Dank den Seilen wäre es aber auch ohne möglich. Wenn kein Schnee mehr in der Rinne liegt, dürfte Steinschlag dort ein grösseres Problem sein.
Beim Ausstieg aus der Rinne steht man dann mitten im Getümmel der Normalroute, welche wir über den breiten Geröllrücken verfolgen. Rund 10 Minuten vor dem Gipfel, sieht man es, das formschöne Schneespitzchen des Sydtoppen. Es gleicht einem Ameisenhaufen. Am meisten davon hat es ganz oben. Bald darauf geniessen auch wir die formidable Aussicht und amüsieren uns über die Glücksschreie der teils völlig ausgepumpten Gipfelbezwinger, die mit Sätzen wie: „es war ein Riesenscheiss, doch jetzt bin ich oben“ den Kebne erreichen, und im Akkord sogleich das Handy zücken, um es auf Facebook und Twitter zu posten. Jedem das Seine.
Wir folgen den alten Trittspuren über den stark verwächteten, aber problemlosen Grat gegen den Nordtoppen. Der Übergang dauert länger als erwartet, da der Schnee äusserst mies ist, und wir immer wieder bis über die Oberschenkel einsinken. Überall liegen Reste des zerstörten Flugzeugs herum und es riecht extrem nach Kerosin. Die Aussicht vom Nordgipfel zurück zum Sydtoppen ist einfach nur unbeschreiblich schön – ein richtiges Bergerlebnis! Wir geniessen geraume Zeit und wandern dann in unseren Spuren zurück. Die Überschreitung wäre verlockend gewesen, eine super Tour, doch wir trauen uns wegen Lawinengefahr und einer nicht einsehbaren Felsstufe nicht sie anzugehen. Abstieg auf demselben Weg über die Fixseile auf den Björlingsglaciär. Diesmal seilen wir an und steigen über den Gletscher zum Firnsattel über dem Storglaciären hoch. Über den noch gut eingeschneiten Gletscher steigen wir schnell ab und erreichen Tarfala um halb sieben genau richtig zum Abendessen.
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Delta
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