Im Nebel von der Tierwies bis zum Lütispitz


Publiziert von KraxelDani , 5. Juli 2012 um 12:55.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:22 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AR   CH-SG 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 750 m
Abstieg: 1950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Postauto auf die cff logo Schwägalp, Seilbahn bis zur Stütze.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto ab cff logo Ennetbühl, Bernhalde/Lutert.
Kartennummer:1:25'000: 1115 Säntis, 1114 Nesslau

Schon einige Zeit war ich nicht mehr "richtig" in den Bergen. Der gute Wetterbericht und die Gelegenheit, im Büro spontan frei zu machen, bieten sich für eine Wanderung an. Leider bleiben im Alpstein (wie so oft) die Wolken einfach hängen, heute leider auf tiefem Niveau.

Ich möchte heute von der Säntisbahnstütze westwärts gehen. Schon seit Jahren schreckt mich bei der Säntisbahn ab, dass man als ÖV-Nutzer von Urnäsch her auf der Schwägalp jeweils 28 Minuten warten soll für den Halbstundentakt der Seilbahn. Und die Hoffnung, dass das Postauto einige Minuten zu früh eintreffen könnte, zerschlägt sich schon frühzeitig, weil die Appenzellerbahn wegen regem Schulreiseverkehr knappe 10 Minuten Verspätung hat. Nun, wenigstens habe ich wettermässig keine Eile. Auf der Seilbahnfahrt sind wir kurzzeitig ausserhalb der Wolke, welch schönes Wetter! Aber schon beim Aussteigen auf der Stütze ist es wieder trüb, windig und kalt. Abrupt ist man hier in der Wildnis, ein erster Test auf dem Schnee zeigt: gute Verhältnisse.

Weil sich die Wolken etwas verziehen, entscheide ich mich, gleich mal den nahen Grauchopf zu besteigen. Bis ich oben bin, ist der Nebel wieder da. Und er bleibt da, ich steige wieder ab zur Tierwies (geschlossen). Gleich auf der anderen Seite steige ich hoch zum Grenzchopf. Auf dem Gipfel mache ich eine längere Pause in der Hoffnung, dass sich der Nebel verzieht. Kurzzeitig sehe ich mal ansatzweise den Säntisgipfel. Aber schliesslich gehe ich ohne Ausblicke weiter. Es folgt eine Begegnung mit Wild.

Die Silberplatten lasse ich aus, da ich nicht denke, dass sich der Nebel bald verziehen wird. Es folgt ein längeres Stück über Schnee mit schwieriger Orientierung im Nebel. Die Kälte des Schnees lässt die Feuchtigkeit erst recht kondensieren! Auf dem Stosssattel begegnen mir zwei andere Wanderer. Immer noch dicker Nebel, ich lasse den Stoss bleiben, es folgt der Abstieg zur Lauchwies und etwas weiter, kurz vor die Alp Schrenit.

Wie schon die letzten Male versuche ich eher zu weit oben den Kessel zum gewünschten Couloir zu queren, ich müsste mir dies endlich mal merken! Das Couloir selbst ist etwas weniger herausfordernd wie das letzte Mal mit Kind am Rücken. Einzig der "Bergschrund" vom Schneefeld mit den letzten zwei Metern vor dem Sattel ist steil und plattgewalzt. Wie weiter? Der Schwarzchopf ist im Nebel. Na ja, dann gehe ich wenigstens aufs Unghüür, vielleicht lichtet sich später der Nebel. Es gibt eine Mittagspause, aber die Wolken bleiben knapp über mir.

Ich quere den Kessel zur Schofwis, und ab hier bis zum Gipfel bin ich wieder im dichten Nebel. wenigstens findet man den Gipfel (Schafwisspitz) leicht. Es folgt nun das mir unbekannte Stück via Stöllen zum Lütispitz. Trotz Nebel möchte ich es ausprobieren. Bei den Stöllen stosse ich wie erhofft auf rote Wegmarkierungen. Ohne jene hätte ich mich wahrscheinlich verlaufen. Ansonsten ist der Grat nicht zu verfehlen. Wie schön das wohl bei klarer Sicht sein muss? Dafür kann ich mich nun auf die Botanik-Schönheiten auf dem Grat konzentrieren. Auch für den Schlussanstieg auf den Lütispitz ist nochmals Kraxeln vom Feinsten angesagt.

Geschafft, ich stehe oben auf dem Gipfel vom Lütispitz. Und immer noch im Nebel. Ich begrabe meine Hoffnungen auf Sonnenschein für heute. Und ich habe genug. So nehme ich beim Windenpass den kürzesten Heimweg: Hoffert - Lutertannen und dort das Postauto. Man könnte ja auf dem Grat weiter bis nach Stein SG. Der Abstieg nach dem Windenpass ist von eher anstrengender Natur. Ich habe länger als erwartet, schaffe es aber gerade rechtzeitig aufs letzte Postauto nach Urnäsch. Zuhause beim Addieren der gemachten Höhenmeter weiss ich dann auch, warum der Schluss an den Kräften gezehrt hat.


Allgemeine Routenbeschreibung:
  • Säntisbahn Stütze - Grauchopf - Tierwis: T4
    weg- und markierungslos über Schnee- und Karrenfelder, im Abstieg einige Pfadspuren
  • Tierwis - Grenzchopf - Pkt 2067 müM.: T3
    Pfadspuren dem Grat entlang ohne Markierungen
  • Pkt 2067 müM. - Stosssattel - Lauchwis - 1700 müM. oberhalb Schrenit: T3
    markierter Bergwanderweg, zu Beginn häufig unter dem Schnee versteckt.
  • 1700 müM. oberhalb Schrenit - Sattel NW Pkt 1843: T4
    Ansätze von Pfadspuren ohne Markierung für den Couloir-Aufstieg. Vorzeitig aufsteigen lohnt sich nicht, erst ins Couloir queren und erst dann aufsteigen.
  • Sattel NW Pkt 1843 - Schofwis - Schafwisspitz (1987 müM.): T3
    zuerst deutliche Wegspuren ohne Markierung, dann einfach über die Wiese auf den Gipfel.
  • Schafwisspitz - Stöllen - Lütispitz: T4
    manchmal deutliche, manchmal kaum Pfadspuren dem Grat entlang. Über die Stöllen gute Markierung (ich hätte mich sonst garantiert verlaufen im Nebel). Im Aufstieg zum Lütispitz nur kurzzeitiges Ausweichen in die Nordflanke.
  • Lütispitz - Windenpass - Hoffert: T3
    markierter Bergwanderweg
  • Hoffert - Bernhalden/Lutertannen: T2
    markierter Bergwanderweg, breit.


Unterwegs von 10:10 bis 17:10 Uhr
Tour im Alleingang


Allgemeine Hinweise zu meinen T4/T5-Touren:
Eine Nachahmung dieser Touren erfolgt auf eigenes Risiko. Gerne darf man mich vorher (oder auch nachher) kontaktieren. Abschnitte ohne Markierungen / Pfadspuren können auch mit Beschreibung schwierig auffindbar sein und teilweise habe ich sie in früheren Touren rekognosziert. Grundsätzlich bin ich ohne Kletterausrüstung unterwegs und eher bei trockenen Verhältnissen.

Ich freue mich auf jeden Fall auf ein Echo!
Sende mir eine Nachricht über hikr.org oder per Mail.

Tourengänger: KraxelDani


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Kommentare (3)


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Seeger hat gesagt: hohem Niveau
Gesendet am 5. Juli 2012 um 18:57
Hallo Dani
Auch wenn die Wolken auf tiefem Niveau lagen, Deine Tour, die Beschreibung und die Fotos sind von hohem Niveau.
Wofür ich Dir gratuliere.
Gruss
Andreas

KraxelDani hat gesagt: RE:hohem Niveau
Gesendet am 8. Juli 2012 um 14:53
Danke fürs Kompliment und auch für Deine detaillierten Berichte. Und pass auf Dich auf!
Gruss, Dani.

silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 5. Juli 2012 um 20:46
Heute habe ich paar Mal die Webcam vom Plattebödeli angeschaut. Stets dicke Suppe.

Wärend des nächsten Wartens auf die Seilbahn vertreib Dir doch die Zeit mit ein paar Schritte auf einem der Themenwege. Da könntest Du Natur bestauenen die in der Höhe nicht vorkommt.


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