Jungfrauversuchung - vom Winde verweht

Nach dem mässig guten Wetter über Ostern, bot dieses Wochenende ein eigentlich gutes Fenster, nur recht windig war es prognostiziert. Leider dann doch deutlich böiger als erwartet und angekündigt...

Freitags ging es mit der Bahn aufs Jungfraujoch, und bei windigem Wetter weiter zur Mönchsjochhütte.
Geplant hatten wir, in den nächsten Tagen auch Mönch und Jungfrau zu steigen und abschliessend via Äbeni Flue nach Blatten abzufahren. Auf der Möchsjochhütte wollten wir zwei Nächte bleiben, ursprünglich.

Da sich die Wetterprognose verschlechterte, beschlossen wir die Jungfrau auf Samstag vorzuziehen. Morgens brachen einige Gruppen auf, zur Jungfrau hoch sind wir die einzigen, andere ziehen zum Louwitor weiter.

Das Wetter sieht passabel aus, nur doch sehr windig. Noch nennen wir es nicht stürmisch.
Doch je weiter wir auf dem Rücken Richtung Rottalsattel kommen, bieten wir dem Wind eine einladende Angriffsfläche. Und müssen, spätestens als der Wind uns böig in die waagerechte zwingt, die Verhältnisse als "sehr stürmisch" bezeichnen. Schnell ist klar, dass es nicht besser wird, der Gipfel völlig illusorisch ist und es auch am Rottalsattel nicht spassig wird aus dem Windschatten zu klettern.
Kurz, wir brechen ab. Bei der Abfahrt begegnen wir noch zwei Italienern, die sich für unsere Spurarbeit bedanken. Später folgen sie dann auch unseren Abfahrtsspuren, sie versuchen sich aber anders als wir noch (vergeblich) am Mönch.

Desillusioniert beschliessen wir unsere ganze Planung in den Wind zu schiessen und mit der Bahn gen Heimat zu fahren. Doch dieser Plan löst sich leider in Luft auf, in sehr stürmische Luft. Die Bahn fährt wegen Föhnsturm nicht mehr.

Zurück auf der Mönchsjochhütte wollen wir der Dinge harren. Später kommen noch andere Gruppen, die für den "Aufstieg" zur Hütte, teilweise auf allen vieren, sage und schreibe 15 Minuten brauchten - um sich mit wehenden Skiern im Arm die 50 Meter zum Eingang hoch zu kämpfen.
Nun begann für alle die Wartezeit, die Frage wann die Bahn wieder fährt.

Um die Beschreibung an dieser Stelle nicht unnötig in die Länge zu ziehen, die Bahn fuhr nicht mehr am Samstag, ebenso nicht am Sonntag.
Wer die "sanitären" Einrichtungen der Mönchsjochhütte kennt, weiss das es für einen unfreiwilligen, ungeplant langen Hüttenaufenthalt geeignetere Unterkünfte gibt.
Bei vielen der Eingeschlossenen war der Plan gereift, sollte die Bahn auch Montag nicht fahren, durch den Stollen abzusteigen. Bestimmt ein Abenteuer, besonders wenn doch ein Zug entgegenkommen sollte...

Doch nach einem langen Frühstück, welches sich brunchartig bis zur entscheidenden Nachricht dehnte, war die erlösende Nachricht einer möglichen Bahnfahrt überbracht. Das die Bahn dann doch etwas später fuhr und auch die Anschlüsse alles andere als passgenau waren, geschenkt.
 
Fazit: vier Tage im Jungfraugebiet, drei Nächte auf der Mönchsjochhütte, kein Gipfel, zwei ausgelesene Bücher aus der Hüttenbibliothek (Des Schweizers Schweiz von Peter Bichsel und Ich dachte ich wär ein Panther sowie diverse Asterix).
 
Das windige Phänomen ist hier nett beschrieben: wikipedia.org/wiki/Alpenföhn
Als besonderes Phänomen bei südöstlichem Südföhn gibt es den Guggi-Föhn. Hierbei weht der Wind aus südöstlicher Richtung von der Jungfrau ins Tal Richtung Lauberhorn und erreicht dort nicht selten Orkanstärke...