Helvetische Bahnbesonderheiten


Publiziert von Henrik , 3. Mai 2012 um 19:28. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Aargau
Tour Datum: 1 Mai 2012
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO   CH-AG   CH-LU 
Zeitbedarf: 2:30
Strecke:Meterspur und Normalspur - Bahnbesonderheiten
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:ein Einheimischer

 ...  der 1. Mai ist nicht ein eidgenössisch gefeierter freier Tag, so „heilig“ wie in ihn die Basler zu pflegen pflegen (hier gilt er sogar als der höchste Feiertag im Jahr), ist er anderswo eben nicht, es wird „geschuftet und/oder gebügelt“, banaler ein Alltag im Alltag! Vielen, die so den anstehenden  1. Mai als freien Tag im Voraus anplanen können, die „Brücke“, die zur Freizeit und Freiheit gereicht, schätzen es sehr, denn dann können sie wie dieses Jahr fast in der Mitte der Woche auf Reisen gehen oder sich an Tunneleingängen nord- bzw. südwärts plagen, oder sich dem zu Nutze machen, dass bei schöner Witterung man sich wieder zu Tische setzen kann, anders gesagt, sich der „Use-Stuhlete“ (wer hier den Dialekt nicht versteht, bitte ich um Nachsicht) widmen. Ich fuhr nach Luzern, ergötzte mich noch nicht den üppig spriessenden Landschaften, sondern las profan die Zeitungen und Mode-zeitschriften!
 
 ... in Luzern erwartete mich Lagopus, ihr Tobi sei gerade auf der Anfahrt, und würde jeden Moment eintreffen, mit dem Bus vom Arbeitsplatz. In Lozärn sei der 1. Mai eben nicht ein Feiertag! Touris aus Japan und Südostasien wogten wie Wellen auf dem Bahnhofsplatz uns entgegen, der historische Bogen stand still, darunter eine Gruppe Menschen, die gerade von einer Stadtführerin Interessantes zu Luzern berichtet erhielten. Stadt- und Post-Busse rollten beinahe lautlos an uns vorbei. Am Seequai ein einzelnes Kursschiff.
 
 ... statt wie üblich irgendwo in den Landen unterwegs und vorgängig einige Höhenmeter geleistet zu haben, begeben wir uns in ein städtisches Lokal, das wir betreten und das mich sofort an jenes erinnert, das Tobi und ich vor 14 Tagen in Solothurn besucht haben. Dieses, das Helvetia ist genau die Nummer, auf die ich stehe. Für die Wahl sei hier auf das Herzlichste gedankt. Wir setzten uns an den von Lagopus reservierten Tisch. Die Menuentscheidung erfolgte innert weniger Sekunden: Menu 1 und 3 sowie einen Chardonnay bzw. L’eau gazeuse. Ich mag Speiselokale, deren Tische entweder schönes Holz zeigen oder eben die nächst höhere Stufe verfolgen: weisses Gedeck. Das manchmal dämliche Werbeplakat, das unter einem Teller steht, stört meinen Genuss, ist es noch doppelseitig bedruckt, kann ich nicht ausweichen. Manche mögen sich an dieser Stelle vielleicht schon gefragt haben, wie ich zuhause esse: erstens wenig und ich zelebriere essen eigentlich nur im Restaurant und nun auch auf hikr. als TuT. Deshalb hier die Vorankündigung an dieser Stelle, am 13. Mai geht es wieder hinaus zum TuTen – ich freue mich auf Teilnehmer.
 
 ... Lagopus kann im Gegensatz zu Tobi nicht den Nachmittag in Bus und Bahn verbringen und sich Landschaften hingeben ... die Arbeit ruft. Die beiden ferrophilen Hiker nehmen ab Bahnhofsplatz den Gelenksbus nach Menziken. Zuvor schlendern wir noch ein wenig auf dem Gelände des KKL herum, betrachten den Brunnen des Künstlers Wagenbach (Seite 9) und vernehmen aus der Luft das Gekreische der Möwen, die sich um Krumen streiten. Auf der Strasse streiten sich Verkehrsteilnehmer am Rotlicht – mit Hupe und quietschenden Reifen. 

 ... zwischen Baldegger- und Sempachersee liegt eine Landschaft, die meine Erinnerungen nur streifen,  vor Jahrzehnten bin ich um Beromünster herum mit dem Range Rover unterwegs gewesen. Die Fahrt mit der Linie 50 ins Hinterland nördlich von Luzern eröffnet einen eine noch von der Landwirtschaft stark geprägte Umgebung, mit Weilern, Hügelzügen, die zunehmend im Sog der Pendler angekommen ist. Neubausiedlungen sind in allen Dörfern deutlich, die Strassen werden verbreitert und Kreisels gebaut. Noch in Luzern fährt die Linie 50 auf die Autobahn, was in der CH nur an wenigen andern Orten der Fall ist – auch das wäre mal eine Aufgabe an einen hikr, sich dessen anzunehmen. In Rothenburg, einer Agglogemeinde bei Luzern, sieht man vom Bus aus sogar noch eine gedeckte Holzbrücke (gerne erinnern wir uns dabei an Seeger), später passieren wir Ortsteile und Flurbenennungen (Bushaltestellen), die sich nicht von alleine klären: Sandblatte, Hunghus, Hapfere, Suesstanne, Hildisrieden (die mögliche Koinzidenz mit Hildebrand haben wir also nicht per se gesucht!), Gormund (hat nichts zu tun mit dem Dänenkönig „Gorm, den Gamle) und schliesslich erreichen wir Beromünster, dass der älteren Generation auf hikr. gewiss noch ausreichend in Erinnerung verblieben ist. Hier entspringt auch die Wyna, deren Tal wir später mit der AAR erfahren dürfen. Beim Zollhus (ohne Maut) verlassen wir den Kanton Luzern und befinden uns kurze Zeit später im Aargau. In Menziken beginnt ein Schienenstrang, auf dessen Geleisen neueste Trieb- und Personenwagen geführt werden und die einen wichtigen Teil zu den Pendlerströmen nach Aarau, Lenzburg und dessen Umgebung leisten. Die Fahrplandichte im Viertelstundentakt überrascht uns. Und sie führt auch 1.-Klasse-Abteile mit! Früher noch ein Tram, wurde die AAR in den letzten 10 Jahren auf ein eigenes Trassee zurückgebaut. In Suhr steigen wir um, um uns in Oberentfelden eine schweizerische Bahnbesonderheit anzusehen. Die AAR (Meterspur) kreuzt die Bahngeleise der SBB (Normalspur)  – das führt zu einem speziell gefertigten Geleise-X und auch zu unterschiedlichen Spannungen in der Oberleitung. Wir verweilen einige Minuten auf diesem Platz, der so unscheinbar wirkt und wohl früher technisch anspruchsvoll gewesen sein dürfte. In Oberentfelden setzen wir uns für einen Coffee ins AAR-eigene Stationskaffee, auch für die dringende Notdurft. Hernach nehmen wir das Bähnli nach Aarau. Der Frühling ist da, und damit die langen nackten Beine des Modesommers 2012. 

  ... Aarau ist ein Durchgangsbahnhof, das impliziert, dass häufige Zugsdurchfahrten regelmässig durch die Lautsprecher angekündigt werden – wir haben uns gefragt, mit welchen Geschwindigkeiten die SBB hier durchrast und dabei wie in den Filmen von MM die Röcke der modischen Damenwelt zu Petticoats werden lässt, huch....
 
 ... mit einem Regioexpress fahren wir nach Olten, sehen uns noch eine weitere Bahnsehenswürdigkeit an, das Relief des Johann Jakob Speiser auf Gleis 7, dem Mitbegründer der ersten CH-Eisenbahngesellschaft. Auf Gleis 12 findet sich der Bahnkilometer 0 für das CH-Bahnnetz. Olten, zuhanden des Berglurch, ist also mehr als nur ein Kreuzungspunkt der Bahnlinien – an/mit und um Olten kommt der Bahnkunde eigentlich seltenst ungeschoren davon. Störungen, die hier fast täglich passieren, haben für das ganze Netz Folgen. Wir werden uns also weiter in Olten treffen, Tobi und ich! 


Tourengänger: Henrik , Tobi, Lagopus
Communities: Touren und Tafeln


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Kommentare (3)


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Felix hat gesagt: Helvetia
Gesendet am 3. Mai 2012 um 21:22
ein nicht nur von mir und meinen in Luzern wohnhaften Töchtern bevorzugtes Restaurant - es legt Wert auf einheimische und gesunde Kost; will heissen, auf Goût-Mieux- und teilweise bio-suisse-Qualität.

Danke für deinen Bericht - und herzlichen Gruss

Felix

bidi35 hat gesagt:
Gesendet am 4. Mai 2012 um 10:12
interessanter Bericht...weckt Erinnerungen...wie sich die Zeiten doch ändern...

LG Heinz

ABoehlen hat gesagt:
Gesendet am 5. Mai 2012 um 10:36
Schöner Bericht! Als Kind bin ich unzählige Male mit den orangen Triebwagen der WSB zu meiner Grossmutter nach Schöftland gefahren. Schön, dass es sie immer noch gibt!

LG Adrian


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