Pulver, Sulz und Seuche im Avers


Publiziert von Kik , 13. April 2012 um 22:54.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Avers
Tour Datum:24 März 2012
Ski Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 5 Tage

Cresta, 23.-28. März 2012

Vier Oldies wollten die Averser Skigipfel erobern. Alles war bestens geplant, gutes Hotel, optimales Wetter, Schnee gerade genug, und zu allem wurde noch ein Führer organisiert, zur sicheren Bewältigung kniffliger Gipfelaufstiege.
 
Kurz vorher entschlossen wir uns, zur Akklimatisation einen Tag früher hinzureisen und ein gemütliches Einlauftürli zu machen. Dieses liess sich prima an. Der morgens harte Hang von Juf zum Stallerberg wurde mit Harscheisen problemlos bewältigt und der Punkt 2774 uf da Flüe erwies sich als günstiger Punkt für die weitere Tourenplanung. Besonders spannend sah die Route zum Piz Piot aus. 5 Hangstufen liessen sich bis zum Punkt 3037 ausmachen, mit Spuren verziert, die auf besten Pulver hinwiesen.  Das sollte unser nächstes Ziel sein. Bei der Abfahrt nach Juf war dann der SW-Hang im bestem Sulzstadium:  Ja, genau so hatten wir uns die Ferien vorgestellt!
 
Am nächsten Morgen lag das erste flache Stück im Tal der Jufer Alp schnell hinter uns. Danach führte uns Thomas gekonnt durch die Tälchen und Stufen, im Schatten pulvrig und ohne Spitzkehren bis zum Piotjoch, wo wir eine Pause einlegten. Die Traverse zum Sattel 2926 versprach skifahrerisch weniger Genuss als der aufsteilende Hang zum Nordgrat, auch wenn wir danach den Grat (zu Fuss) nicht bewältigten.  Aber ein Kamerad meinte plötzlich, er sei irgendwie schlapp, für ihn müsse der Gipfel nicht sein. In meinen Innereien hatte es seit einer Weile zu rumpeln begonnen, und auch mir schien die Infrastruktur des „Edelweiss“  nun erstrebenswerter als der Gipfel.  So kehrten wir um, völlig getröstet durch die fünf Pulverhänge. Auf der Terrasse des „Edelweiss“ erholten wir uns  und bewunderten die Spur eines konditionsstarken Skiläufers, der vis à vis, westlich neben der Rinne im 700m Hang des Wengenhorns, eine ununterbrochene Wellenlinie vom Gipfel bis zur Brücke hinunter gezogen hatte. Das war das passende Programm für Morgen, kurz, aber rassig.
 
Nur, dieses Programm musste leider ohne mich über die Bühne gehen. Das Wengenhorn  hielt, was es versprach, und meine Kameraden waren begeistert. Aber auch sie lagen danach plötzlich flach. Unser Hotel rüstete auf, und uns mit Hakle, Tee und Zwieback aus. Der abendliche Apero zur Tourenplanung glich einem Stationsrapport.
 
Am 4. Tag  hatte ich zum ersten Mal im Leben einen Bergführer für mich allein. Von Pürt an spurte Thomas in sanfter Steigung über die weiten Hänge der Pürter Alp zum Punkt 2469.5, danach über den angenehmen NO-Rücken zum Punkt 2798m (auf der neusten Karte Chli Hüreli, auf meiner älteren Ausgabe wird Pt. 2904 so bezeichnet). Das ging trotz völlig leeren Batterien zwar nicht schnell, aber erstaunlich gut. Oben belohnte eine klare Sicht bis zur Mischabel die Beharrlichkeit. Imposant war auch der Pizzo di Stella im hintersten Val di Lej, eine ebenmässige  Piramide mit scharfen Kanten. Gegenüber winkten unter den Wissbergen wunderschöne Sulzhänge, die von Cresta aus mit ca. 20 Minuten Skitragen erreichbar wären - vielleicht etwas für Morgen?
Und dann die Abfahrt: der Nordhang hatte viele Spuren, aber der Pulver war so leicht, dass die Skier fast von selber drehten. Dann eine Traverse im Schatten des NO-Rückens, immer noch pulvrig, worauf wir auf die Ostseite wechselten. Und da, immer möglichst  ostseitig, fand sich bester Sulz, einfach herrlich.
 
Am letzten Tag rappelten sich zwei der drei Kameraden auch wieder auf. Wieder stiegen wir auf die Pürter Alp, diesmal aber aufs Grosshorn. Dieses steht noch freier als das gestrige Ziel und die Aussicht geht das Tal hinaus bis zum Piz Segnes. Der Gipfelhang war nicht ganz so ideal ausgerichtet, aber immer noch gut fahrbar, und der Sulz im unteren Teil zischte fast noch mehr als gestern.
In Cresta geht es auch meiner Freundin wieder besser, doch nun sind die Skitage vorbei. Die stolzen Gipfel blieben unbezwungen, aber das Avers ist auch für Rekonvaleszenten-Touren zu empfehlen. Ein grosses Lob an Thomas, der uns mit Anpassungsfähigkeit und dem nötigen Humor ermöglicht hatte, was eben möglich war.

Tourengänger: Kik


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

CarpeDiem hat gesagt:
Gesendet am 18. April 2012 um 22:27
Oh jemine, die Innereien die rumpeln wenn man auf Skitouren ist!! Es freut mich zu lesen, dass Du trotzdem noch zum türele kamst...

Gruss, Anne-Catherine

Kik hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. April 2012 um 22:08
Es war ein guter Tourenwinter, und der nächste kommt bestimmt, auch wieder für Dich!
Liebe Grüsse
Kik


Kommentar hinzufügen»