Moreggi Grenzstein 75B – der südlichste Punkt der Schweiz. Ein Besuch.


Publiziert von Seeger , 6. April 2012 um 20:16.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Sottoceneri
Tour Datum: 6 April 2012
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   I 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 489 m
Abstieg: 489 m
Strecke:9.37km: Chiasso Via Sottopenz 240m – Kirche San Stefano 491m – Pedrinate 424m – Moreggi Grenzstein 75B – Laghetto 537m – Grenzsteine 72 bis 70 – Maiocca 441m – Ca dei Ladri 350m – Chiasso Via Sottopenz 240m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ö.V.: SBB Station Chiasso. Gelbe Markierung durch Unterführung zur Via Sottopenz. Auto. In Chiasso beim 2. Kreisel Richtung Pedrinate. Parkplätze vor Unterführung zur Via Sottopenz vorhanden.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Kartennummer:1373 Mendrisio

SPEZIALAUSGABE TESSIN: Das Magazin der Schweizer Wanderwege widmet das ganze Wanderland-Heft April, 2/2012 dem Südkanton. Sein Inhalt ist hervorragend und deren Lektüre sehr zu empfehlen. Und da wäre eben auch die heutige Tour, welche ich zum Schrecken meiner Begleiterin nach Belieben abgeändert habe.
Karfreitag ist laut Wetterfrosch der schönste Tag der Woche. Vor allem im Sotto-Ceneri sei es vorwiegend sonnig. Abends Gewittertendenz. So stand es fest, eine nicht zu lange Tour im südlichen Teil des Tessins zu machen.
Wir starten hinter den „sieben Geleisen“ des Güterbahnhofs von Chiasso. Bis 1960 mäanderte dort der Fluss Faloppia im Süden der Grenzstadt so friedlich vor sich hin, bis das Bedürfnis des Ausbaus des Bahnhofs Chiasso die Auen-Landschaft zum Verschwinden brachte. Brücken, Damm, Kanal entstanden in grossem Rahmen. Auf der Teerstrasse  - Via Sottopenz 240m  -, gleich parallel dazu, beginnt unsere Tour. 1.3 km flach gegen Westen unterhalb dem Bosco Penz hindurch und dann nach links auf malerischem Weg durch diesen hinauf. Auffallend bei diesem Wegstück sind drei Dinge: Zum Ersten ist der Weg kopfsteingepflästert, zum Zweiten sind immer wieder Nagelfluhfelsen mit riesigen Einschlüssen zu bewundern, zum Dritten sind die üppige Bodenbedeckung und reiche Flora der Laubwälder beeindruckend.
Die Umgebung zur Kirche San Stefano 491m ist sehr gepflegt und mit Auto erreichbar. Die Liebe steckt im Detail: Der Holzadler, die neugepflanzten Flieder, die Olivenbäume und der Olivenzweig ob der Pforte, die Zypressen, der gepflegte Rasen. Das Innere der Kirche birgt sehr alte Fresken. Der Eingang ist geschlossen.
Menü 1 auf dem Bänklein mit Ausblick gegen Süden auf das toskanisch anmutende, italienische Gebiet. Sanfte Hügel des Alpenvorlandes. Nun bequem leicht abwärts nach Pedrinate 424m. Erstaunlich grosszügige Einfamilienhäuser und riesige Kindergarten- und Schulanlagen lassen auf eine vermögende Gemeinde schliessen. Zum Kreisel hinunter.
Dort Richtung Drezza. Nach 300m zweigt gut sichtbar ein gelb beschilderter und markierter Weg nach links in den Wald hinauf ab: „Moreggi/Punto estremo Sud della Svizzera“. Die Erhebung Moreggi lassen wir im Kraut liegen und umkreisen ihn auf bestunterhaltener Strasse links herum im Uhrzeigersinn. Zuerst ist der mächtige, etwa einhundert Jahre alte Eisen-Grenzzaun zu sehen: Massives Betonfundament, pro 3 m ein vertikaler Doppel-T-Träger, horizontale U-Schienen und darauf die kleinen, senkrechten U-Profil-Schienen genietet und geschweisst. Später der Grenzstein 75A und schliesslich der Moreggi Grenzstein 75B mitten im Wald. Der mühsame Versuch, diesem Punkt Odem einzuhauchen, hat ein groteskes Bild abgegeben. Nun stell Dir vor: Vor einem etwa 250cm hohen Eisenzaun steht das Symbol vom Tellschuss – eine Apfel-mit-Pfeil-Skulptur. Am Eisenzaun sind holzgeschnitzte Tafeln angebracht. Und ganz brav inmitten dieses Dekors steht der Granit-Grenzstein mit der Nummer 75B.
Das Schengen-Abkommen hat zum Glück ihre Spuren hinterlassen. So sind am abweisenden Grenzzaun (welcher früher noch mit kleinen Glöcklein versehen war) einige Eisenstäbe demontiert. So erreichen wir das italienische Hoheitsgebiet (Legi nicht vergessen) und treten in ein Naturreservat ein. Wohl mit betoniertem Parcours, aber dennoch sehr lauschig mit den vielen Tümpeln. Nun auf Rot/weiss markiertem Weg Nr. 2 nach Laghetto 537m. Dort dem Zaun entlang an den unteren Rand der Liegenschaft und durch den etwa auf 2 m Breite geöffneten Grenzzaun nach links hindurch zum Beginn der Grenzsteine 72 bis 70.
Dann alles schön des neu erstellten Weges dem Flüsschen nach hinunter und rechts an Maiocca 441m vorbei (viele Rodungen) nach Ca dei Ladri 350m in angenehmen Zick-Zacks. Hier öffnet sich der Wald und schön angelegte und gut gepflegte Reben haben den letzten Schnitt hinter sich. Einschossig – alle Ruten nach links. In Reih und Glied. Speziell hat mir die Pergola gefallen: Damit der Boden noch anderweitig benutzt werden kann, werden die Reben mittels Granitpfeiler und Kastanienholz-Träger in der Höhe kultiviert.
Immer mehr ist der Lärm der Stadt zu hören. Wir sehen bald auf Chiasso hinunter und erreichen über einen guten Weg ziemlich direkt die Via Sottopenz 240m.
Grenzwanderungen berühren mich immer besonders. 

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (4)


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tapio hat gesagt:
Gesendet am 6. April 2012 um 21:14
Danke Andreas für deinen Bericht,
die sind die Orte meiner Kindheit (Majocca, Penz, Pedrinate usw. und die Wälder dort…)

Einfach Sehnsucht nach etwas, das nicht zurückkommt…

Liebe Grüsse, Fabio

Seeger hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. April 2012 um 12:07
Ciao Fabio
La moglie m'ha detto, chè molto speziale, come gli uomini possono scrivere con cuore.
Ma solo in HIKR !!!
Grazie per la risposta.
Cari saluti
Andreas

Zanna hat gesagt:
Gesendet am 8. April 2012 um 14:07
Ciao Andreas
Schön süffig geschrieben, wie immer. Ich staunte nicht schlecht, als ich solch einen ausführlichen Bericht aus meiner Heimat lesen durfte !
Bravo Andreas !!

Cari saluti
Stefano

Seeger hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. April 2012 um 21:32
Ciao Stefano
Stimmt ja schon: Es gibt keine Heimäter.
So ist dies Deine Heimat, welche ich zufälligerweise besuchte.
Dass genau Du (und auch Fabio) sich an meinem Bericht freust ist ein echter Aufsteller.
Denn der Tessin ist meine zweite Heimat.
Heimäter???
Cari saluti
Andreas


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