Wandern in den "Miniatur-Dolomiten": Rifugio Rosalba (1730 m) im 2. Anlauf


Publiziert von marmotta , 11. März 2012 um 22:30.

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum: 2 März 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:Piani Resinelli - Rifugio Alippi - Sentiero Foppe (N° 9) - Colle del Pertusio - Rifugio Rosalba retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto: von Lecco Richtung Valsassina bis nach Ballabio, von dort Abzweig nach Piani dei Resinelli mit öV: von Lecco mit Bus Nr. D35 nach Ballabio und von dort mit Bus Nr. 7 zum Piani Resinelli (verkehrt nur im Sommer regelmässig) => Fahrplan
Unterkunftmöglichkeiten:div. Hotels und B&B-Unterkünfte auf Pian dei Resinelli (www.resinelliturismo.it)

Befindet man sich im Grigne-Massiv hoch über Lecco am Comersee, drängt sich ein Vergleich mit den grossartigen Dolomiten förmlich auf. Zwar mag der Vergleich angesichts der völlig verschiedenen Dimensionen etwas hinken, doch identisch sind das Gestein und die bizarr aufragenden Felssäulen, Zinnen und Türme - begehrte Objekte einheimischer und auswärtiger Kletterer.
 
Das am Fusse des berühmten "Segantini-Grats" gelegene Rifugio Rosalba (1730 m) ist ein beliebtes Ausflugsziel und Ausgangspunkt für die verschiedenen Kletterfahrten an der Grignetta, wie die südliche Grigna Meridionale (2177 m) von den Einheimischen liebevoll genannt wird. Die Hütte kann auf verschiedenen Routen von praktisch allen Himmelsrichtungen erreicht werden, wir hatten eigentlich eine Überschreitung geplant, doch blieb uns diese schlussendlich wegen nicht optimaler Vorbereitung und Ausrüstung verwehrt…
 
26.02.2012: Versuch Rifugio Rosalba von Norden via Sentiero N° 13
 
Ausgangsort ist Rongio (400 m) oberhalb von Mandello del Lario. Der Nordföhn, der bereits am Vortag auf unserer Anreise aus dem Norden die Temperaturen in Chiavenna auf unglaubliche 22 °C hochgetrieben hatte, blies noch immer heftig und bescherte uns bei tiefblauem Himmel eine glasklare Fernsicht. Nach den obersten Häusern von Rongio folgten wir der Beschilderung und den Markierungen des Sentiero N° 13, der uns nordseitig zum Rifugio Rosalba am Colle Pertusio führen sollte.
 
Wir waren recht spät dran und unterschätzten sowohl die Marschzeit als auch die Verhältnisse. Da es von unten so aussah, als sei alles komplett schneefrei, nahmen wir keine Steigeisen auf diese wirklich einfache Wanderung mit. Immerhin hatte am Comersee längst der Frühling Einzug gehalten, die Menschen sassen und flanierten im Freien - wie sich das im Süden gehört. :-)
 
Dank der guten Markierung ist die Wegführung und Orientierung in den Nordflanken des Monte Malovello und Zucco Pertusio kein Problem, jedoch stiessen wir bereits ab einer Höhe von ca. 1200 m auf unangenehme, hartgefrorene Schneereste, die sich natürlich ausgerechnet im schmalen Wegtrassee gehalten hatten, während ringsherum in den steilen Grasflanken alles schneefrei war. Die Begehung dieses völlig ausgedörrten Steilgrases ist jedoch selbst für einen hartgesottenen Voralpengänger wie mich kein Vergnügen, die Gefahr des Ausgleitens auf den langhalmigen, seifigen Stängeln ist sehr gross. Die Begehung des Weges war zwar auch ohne Steigeisen gut möglich, jedoch stellenweise sehr mühsam, da man immer erst Tritte in den harten Schnee hauen musste. An den Rändern war alles vereist, was die Sache nicht angenehmer machte.
 
Kurz vor der Querung in eine schluchtartige Rinne, die man dann ein Stück hinaufsteigt, kam uns eine Gruppe italienischer Wanderer entgegen. Das vereinfachte den Weiterweg zwar etwas, da nun bereits eine Spur durch die schneebedeckten Wegpassagen gelegt war. Dennoch waren unsere Kraft- und Zeitreserven kurze Zeit später aufgebraucht, so dass wir vor einer weiteren, längeren nordseitigen (und damit schneebedeckten) Querung auf einer Höhe von ca. 1300 m die Segel strichen. Ich unternahm noch einen Versuch, direttissima über einen steilen, grasigen Sporn den Kamm zwischen dem Zucco Pertusio und dem Rifugio Rosalba zu erreichen. Ca. 100 Hm unterhalb der Grathöhe bildet eine bizarre Gruppe von Felszähnen einen Absatz, der unter den gegebenen Umständen nur sehr heikel zu umgehen gewesen wäre. Man hätte entweder durch die Felszähne hindurchklettern (Schwierigkeit?) oder diese rechts (im Aufstiegssinn) auf sehr heiklen und mit hartgefrorenem Schnee bedeckten Bändern (Gamsspuren) umgehen müssen. An dieser Stelle kehrte ich um und wir stiegen gemeinsam auf unserem Aufstiegsweg zurück nach Rongio. Überall im Wald blühen die Christrosen und man kann den Frühling förmlich riechen. Trotz des Nordföhns ist es angenehm warm und wir lassen den (aus alpinistischer Sicht) wenig erfolgreichen Tag in einer Gelateria an der Schiffslände in Mandello del Lario ausklingen.
 
02.03.2012: Rifugio Rosalba von Süden via Sentiero Foppe (N° 9)
 
Dieses Mal wollten wir alles besser machen und waren uns sicher, das Rifugio Rosalba auf dem einfachsten Weg ohne Probleme zu erreichen. Doch beinahe wäre auch das gescheitert. Wir wählten nämlich, von der Hochebene Piani Resinelli ausgehend, gleich die erstbeste Abzweigung in den Wald, in der Hoffnung, schon irgendwann auf den Wanderweg Sentiero N° 9 zu stossen. Dem war aber nicht so und wir stiegen -einem schwach ausgeprägten Jägersteig folgend- immer weiter hinauf zu den Steilflanken der Grignetta, wo wir uns auf einer Höhe von rund 1400 m eingestehen mussten, dass eine Querung über mehrere Tobel und Runsen hinweg nach Westen, wo der Wanderweg Sentiero Foppe auszumachen war, für uns nicht möglich war. Einige davonhuschende Gemsen machten es uns zwar vor, wie es geht, doch leider (oder zum Glück?) haben wir nur 2 Beine und keine Hufe… ;-)
 
Also den Reset-Button betätigen und alles wieder retour. Auf verschlungenen Jägerpfaden ging es, hart am Abbruch des Tobels wieder steil hinunter, vorbei an einem idyllisch gelegenen Haus mit Türmchen zum eigentlichen Einstieg des Sentiero Foppe. Auf diesem nun ohne Probleme in ca. 1,5 h zum Rifugio Rosalba (1730 m). Die Hütte ist erst ab Juni durchgehend bewartet, an Wochenenden soll sie aber auch bereits früher im Jahr zeitweise geöffnet sein (telefonische Anfrage unter 0341/202383 und 339/1344559). Wir wählten die einfachste Variante des Sentiero N° 9, auf halber Höhe gibt es eine Verzweigung und ein etwas anspruchsvollerer Pfad (klassifiziert mit "EE" für escursionisti esperti) führt etwas direkter durch die von unzähligen, teilweise bizarr und fragil aussehenden Felstürmen gesäumte Grasflanke. Die Wege sind durchgehend recht steil und felsig, daher empfehle ich auch für die "Normalwege" festes Schuhwerk (ob knöchelhoch oder nicht, darüber streiten ja bekanntlich die Gelehrten - ich persönlich bevorzuge in solchem Terrain grundsätzlich knöchelhohe, feste Bergstiefel).
 
Vom Rifugio Rosalba genossen wir in herrlicher Einsamkeit (die wird an Wochenenden und im Sommer wohl kaum herrschen) die Fernsicht in die Walliser und Tessiner Alpen sowie die faszinierenden Einblicke in die Kletterwände direkt vor unserer Nase. Leider zog auch an diesem Nachmittag der am Comersee fast allgegenwärtige Dunst auf, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat.
 
Auf dem Rückweg folgten wir nun dem Sentiero Foppe bis zu dessen Einstieg an der Hauptstrasse, welche vom Hauptparkplatz auf dem Piani Resinelli hinter dem kleinen Kirchlein bergabwärts nach Westen führt. Wir hätten also auf der Via Carlantana noch eine ganze Weile auf dem Strässchen abwärts laufen müssen (2 Strassenschlaufen), um dann an der Via delle Foppe nach rechts in einen Feldweg entlang des Waldrands abzubiegen (ab hier durchgehende Beschilderung und Markierung). Nun wissen wir das also auch.
   
  

Tourengänger: marmotta, nevada


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