Auf fast 100-jährigen Spuren von Genietruppen am Pizzo di Corgella


Publiziert von 360 Pro , 27. Februar 2012 um 18:29.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:26 Februar 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Camoghè   CH-TI 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo S. Antonino
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Isone, Paese

Ein kurzfristig frei gewordener Sonntag und der Frühlingseinbruch verhalfen mir zu meiner ersten Wanderung in dieser Saison. Mit nicht ganz zufriedenstellenden Wettervorhersagen und der herrschenden Lawinengefahr im Norden war für mich klar, dass es in den Süden gehen sollte. Schnell klar war mir auch, dass ich endlich einmal den Pizzo di Corgella besuchen wollte. Bei einem *Versuch unter der Woche und auch späteren Abklärungen, hatte sich nämlich herauskristallisiert, dass ein Erklimmen dieses Gipfels an einem Wochentag mit heftiger Gegenwehr von Grenadieren & Fallschirmjägern und allfälligen Einschusslöchern verbunden wäre. (Die Tatsache, dass in dieser Gegend der Waffenplatz Isone sein ausgedehntes Tummelfeld betreibt, macht eine solche Expedition an einem Wochentag nämlich zu einem logistisch schier unlösbaren Problem.) Als Zugang zum Gipfel wählte ich (natürlich) nicht den markierten Wanderweg, sondern jenen über den Westgrat, zum Teil entlang eines fast 100 Jahre alten, von Genietruppen früherer Generationen installierten Weges - für Freunde des Kraxelns eine durchaus lohnenswerte Alternative zum einfachen Zustieg über den markierten Weg.

Der logische öV-Startpunkt für die Tour wäre eigentlich Isone, da ich aus dem Norden anreisend dort aber erst nach 10h ankommen würde, starte ich in cff logo S. Antonino, kann so schon kurz nach halb neun starten und komme erst noch in den Genuss von 500 zusätzlichen Höhenmetern. Der markierte Weg hoch nach Cima di Dentro führt über Monti dei Bassi und ist wenig spektakulär. Bei der Cima di Dentro geniesse ich das erste Mal den Weitblick in die Magadinoebene, welcher nun mit zunehmender Höhe immer umfassender wird.

Nach Monti del Tiglio folge ich nicht dem markierten Weg zum Pizzo di Corgella, sondern gehe Richtung Cremorasco. Bei P. 1120.8 erkenne ich deutlich den alten, sehr breit angelegten Weg rechts den Berg hoch. Er führt im Zickzack immer etwas nördlich des Grates bergwärts. Auf etwas über 1200m treffe ich auf ein verfallenes altes Gebäude und auf etwa 1250m auf eine hübsche in einen grossen Stein gemeisselte, aus dem Jahr 1915 stammende Info-Tafel mit Protrait eines Soldaten und Schweizerkreuz, die von den Erbauern dieses Weges erstellt wurde.

Hier nun verlieren sich die Wegspuren und ich folge mehr oder weniger dem Grat. Es gilt die Steilstufe bis zum P. 1406 zu überwinden, wobei hier die Hände das eine oder andere Mal aus dem Hosensack genommen und auch ein paar einfache Felsstufen erklettert werden müssen (T4/I). Vom Punkt 1406 an wird die Sache dann wieder einfacher. Dort folge ich direkt den Wegspuren entlang dem Grat zum Gipfel des Cucchetto und treffe beim Sattel kurz dahinter auf den Weg, welcher von der Alpe di Corgella auf den Pizzo di Corgella führt. P. 1617 wird rechts in der Flanke umgangen und der restliche Weg auf den Gipfel führt über den offenen Hang zum höchsten Punkt.

Die Aussicht und der Tiefblick ins Locarnese und Bellinzonese sind (insbesondere vom nördlichen Vorgipfel aus) phänomenal und lassen keine Wünsche übrig! Leider bläst der Nordföhn ungemein stark und macht die Gipfelrast nicht allzu gemütlich, sodass ich nicht sehr lange dort verharre. In Isone ist zudem an einem Sonntag die Busfahrplandichte sehr dürftig und ich möchte deshalb auch den 14:17h Bus erwischen (um nicht 3h auf den nächsten warten zu müssen). Für den Abstieg nehme ich zuerst die Rinne, welche leicht östlich des Gipfels ansetzt und in südlicher Richtung verläuft. Auf etwa 1500m folge ich dann einer Wegspur zu Alpe di Corgella und von dort wandere ich auf dem markierten Bergweg zurück nach Monti di Tiglio und weiter hinunter nach Isone.

PS: Die Bewertung BG im Führer (Brandt/Brenna) finde ich etwas gar hoch gegriffen, mehr als ein T4 (etwas steiles Gras und ein paar einfache Kletterstellen) finde ich treffender.

Tourengänger: 360


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