Titlis rundherum inkl. Grassen

Grosse Klassiker sollte man wenn immer möglich nicht an den Wochenenden in Angriff nehmen. So bot es sich diesen Mittwoch geradezu an, sich auf die legendäre Titlis-Rundtour zu begeben. Wäre Engelberg keine freeriderische Enklave Skandinaviens, hätten wir die weiten Hänge kaum mit anderen teilen müssen... Gut gibts jede Menge Platz auf dieser Tour!

Der Tag begann mit einer etwas bösen Überraschung, wollte doch unser Fahrer partout nicht zur abgemachten Zeit erscheinen und alle verzweifelten Telefonanrufe wurden von einer netten, aber unpersönlichen Frauenstimme beantwortet. Die 1. Fahrt auf den Titlis um 7:00 konnten wir also vergessen (unbedingt am Vortag telefonisch reservieren!)... Der sehnlichst erwartete Anruf kam dann doch noch: Verschlafen! Kann ja jedem mal passieren, nur dass es gerade an diesem Morgen sein musste, das nervte schon. Um kurz vor halb acht fuhren wir auf dem Parkplatz in Engelberg vor und siehe da, eine Menge Leute (ohne Skis...) vor dem Eingang zur Talstation wartend. In Rekordzeit das nötige Material eingepackt und zur 7:30 Fahrt gerannt, schafften wir es knapp, aber geschafft ist geschafft! Die Bergfahrt schlägt übrigens mit gut 30 CHF zu Buche. Herrlich, wo sich sonst Skifahrer wie Ameisen tummeln, keine Seele weit und breit. Nur am Vorderen Titlisjoch sichteten wir 4 Rundtourer, die es wohl auf die 7:00 Gondel geschafft haben. Auch wir waren nach einem kurzen bootpack bald bei der Abseilstelle am Vorderen Titlisjoch. Diese ist gut eingerichtet und der Felsdurchschlupf könnte fast mit Skis befahren werden, ist aber gerade etwas zu eng. 25m (50m Seil) abseilen reicht an dieser Stelle momentan. Ausser unseren 4 Vorgängern waren noch keine Spuren auszumachen. Die Sonne brannte schon arg und weiter unten erwartete uns übler Bruchharst, den ich so nicht erwartet hätte... Von der schwarzen Naad rutschten wir ohne Abseilmanöver runter. Diese Stelle dürfte mit weiteren Befahrungen und Sonneneinstrahlung zusehends härter und eisiger werden. Ein steiler Aufstieg führt auf den flachen Wendengletscher hoch. Via Grassenbiwak (freigeschaufelt) erreichten wir nun spurend den Gipfel des Grassen. Schon während des Aufstiegs über die Nördhänge erahnten wir das epische Potential der kommenden Abfahrt via Firnalpeligletscher ins Engelberger Tal. Doch zuerst genossen wir die perfekte Fernsicht auf eine der schönsten Winterlandschaften bei angenehmen Temperaturen. Und dann gings endlich los! In weiten turns gleiteten wir lautlos über die weiten und perfekt pulvrigen Hänge talwärts. Ausser im Gipfelbereich störte kein Triebschnee das Fahrvergnügen. Auch 4 Spuren vom Grassenbiwak kommend, konnten wir angesichts des Platzangebots gut verkraften. Das Gelände unterhalb des Firnalpeligletschers lässt keine Wünsche offen. Wächten und coupiertes Gelände gedeckt mit 30cm feinstem Powder machen einfach riesig Spass! Einzig und alleine vor Lockerschneelawinen in steilem Gelände musste man sich etwas in Acht nehmen, aber mit etwas speed stellten diese keine Gefahr dar. Ein breites Grinsen war uns allen ins Gesicht geschrieben, als wir bei Herrenrüti eintrudelten. Wir waren uns einig, dass wir soeben vielleicht nicht die interessanteste, aber qualitativ eine der besten Abfahrten dieser Saison erwischt hatten. Der Blick zum Gross Spannort (sein patagonische Pendant hier: http://www.hikr.org/gallery/photo687897.html?post_id=44302#1 ) liess uns von weiteren lines und Touren in dieser fantastischen Ecke der Schweiz träumen. We'll be back soon!