Hüenderbergli 2630m, Hanghorn 2679m, Sattel 2416m und Schafbandschnauz 2044m


Publiziert von Sputnik Pro , 29. Oktober 2007 um 21:55.

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum:28 Oktober 2007
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Östliche Melchtaler Alpen   CH-NW   CH-OW 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 2600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Luzern mit der Bahn nach Sarnen. Von dort mit dem Bus auf die Stöckalp und weiter mit der Gondelbahn auf die Melchsee-Frutt.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:analog Zufahrt zum Ankunftspunkt, ohne Benutzung der Gondelbahn.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels und Ferienhäuser auf der Melchsee-Frutt.
Kartennummer:LKS 1:25000 Nr. 1190 und 1210

KURIOSE GIPFEL IN DEN ÖSTLICHEN MELCHTALERALPEN: EIN GRAUSAMER SCHUTTHAUFEN, EIN GEHEIMTIP, EINE AUSSICHTSKANZEL UND EIN MÜHSAM ERREICHBARER MILITÄRISCHER VERMESSUNGSPUNKT.

Meine NW-Gipfel Nummer 51 bis 54 sowie meine OW-Gipfel Nummer 43 und 44.

Hüenderbergli (NW/OW; 2630m): Das Hüenderbergli liegt zwischen Rotsandnollen und Hanghorn eingebettet über der Fullücke. Von Westen her gesehen erkennt man den kleinen Berg über der Lücke als spitzen Zahn. Im SAC Führer ist der Berg nur kurz erwähnt bei der Beschreibung des Hanghorn Südgrates. Diesen Südgrat wollten wir eigentlich begehen und so das Hanghorn überschreiten, doch es kam anders: Von der Melchsee-Frutt gelangten wir mühelos, da der Schnee sündseitig schon wieder weggeschmolzen war,  in den Pass P.2537m östlich des Barglen. Dort mussten wir bis 2300m absteigen um anschliessend die verschneiten Kalkfelsen der Nordwestflanke vom Rotsandnollen zu umgehen. Der weitere Anstieg in die Fullücke war äusserst mühsam da er über eine immer steiler werdende Geröllhalde führt die von haltlosem Schnee überdeckt war. Hier erkannten wir erstmals dass das spitzige Hüenderbergli ein grausam brüchiger Schutthaufen aus Schiefergestein ist. Die erste Felsstufe erklettert man am einfachsten ganz rechts indem man zuerst von der Lücke über schiefrige Bänder nach rechts aussen aufsteigt (T5 / Fels I); über eine gegen unter geschichtete Schieferplatte mit einem Riss überwindet man dann vorsichtig die Steilstufe (T6 / Fels II-III). Nach dem fesigen Teil leitet ein erdiger, 40m hoher Schieferhang zu den beiden Gipfelfelsen. Den erste Gipfelfelsen umgeht man am besten äusserst ausgesetzt über der Ostwand auf seiner rechten Seite (T5 / Fels II / schlechte Griffe an der Kante!). Den zweiten kleinen Gipfelfelsen bietet kein Problem und man steht alsbald auf dem grausamen Schutthaufen namens Hüenderbergli. Hier wollten wir eigentlich zum Hanghorn Südgrat 20m abseilen, doch die brüchigen Schieferblöcke auf dem Gipfel wackelten schon wenn man sie mit dem Fuss kräftig anstösst... so stiegen wir lieber wieder in die Fullücke ab.

Hanghorn (NW/OW; 2679m): Das Hanghorn ist der Geheimtip der östlichen Melchtalalpen, zwar ist es nicht höher als der Kulminationspunkt Rotsandnollen (2700m) aber dank seiner zentralen Lage ist die Aussicht viel schöner als auf diesem. Ausserdem ist man ziemlich sicher alleine am Berg unterwegs was auch das Gipfelbuch bestätigt. Von der Fullücke stiegen wir wieder bis fast auf 2300m ab, dann ging es über einen Grashang auf den Westgrat. Von dort querten wir die verschneite Nordwestflanke in den Rot-Sand Pass (T3). Hier liessen wir unser Gepäck zurück und wanderten über den zuletzt schmalen Grat zum Gipfel (T3-4). Nach der Gipfelrast ging es rasch zurück in den Rot-Sand Pass wo es ziemlich windete. Deshalb stiegen wir ostseitig in eine Senke ab und richteten unser Biwak in der herbstlichen Schneelandschaft ein.

Sattel (NW; 2416m): Der Sattel ist ein wenig selbstständiger Gipfel auf den Huetstock / Wild Geissberg NO-Grat. Von allen Nidwalder Bergen ist er sicherlich der am wenigsten besuchte! Wir trafen nirgens auf Spuren der Zivilisation! Vom Biwakplatz unterhalb des Rot-Sand Passes stiegen wir wenige Meter durch eine schneegefüllte Rinne ab (T4). Anschliessend querten wir bis unter die Huetstock Ostwand und folgten dieser über den Gletscherrest bis kurz vor den Sattel (T4). Um auf den Grat der zum Sattel leitet zu gelangen steigt man etwas ab und geht über schiefrige Platten mit viel aufliegendem "Rollmaterial" (T5). Über den Grat erreicht man dann in wenigen Minuten die Aussichtskanzel des Sattels (T4 / Fels I). Vom Sattel stiegen wir dann direkt südwärts in den grossen Gröllkessel ab (T5 / Fels I), zuoberst ist allerdings Vorsicht wegen Geröll auf Schieferplatten (Ausrutschgefahr!) angebracht...

Schafbandschnauz (NW; 2044m): "Nein! Dieser Gipfel ist kein Scherz, der heisst wirklich so!" Und hätte er keine militärische Vermessungsstation auf seinem Haupt montiert, wäre er sicherlich der am seltensten besuchte Nidwalder! Er ist dem Huetstock / Wild Geissberg und dem Hanghorn östlich Vorgelagert und steht hoch über Engelberg. Kurioserweise ist er aber von Engelberg aus nicht erreichbar, ausser vielleicht durch Kletteraktionen in senkrechtem Gras... Aus diesem Grund stiegen wir vom Sattel durch einen immer enger werdenden schneebedeckten Gerölltrichter zum P.2092m ab. Danach querten wir unter einer Felswand durch, querten weiter über einen Geröllhang und zuletzt mühten wir uns durch Blockgelände auf den Grasgrat. So erreichten wir beiden "Hikr" ohne Schnäuze den Schafbandschnauz - übrigens gibts dort keine Schafe und auch kein Band, dafür eine militärische Vermessungsanlage! Zum Schluss mühten wir uns wieder zu unserem Biwak hinauf und stiegen danach auf die Stöckalp zum wohlverdienten Bier ab!

Genaue Route: TAG 1 (27.10.): Station Melchsee Frutt - Müllerenhütte - P.1972m (Tannsee) - Schnauer - Wasserreservoir (P.2161m) - P.2193m - Murmoltereneggen - Traversierung unter Barglen Südwand - P.2515m - P.2537m - westliche Querung unter Rotsandnollen - Fullücke - Hüenderbergli - Fullücke - westliches Umgehen vom Hanghorn - Rot Sand Pass - Hanghorn - Rot Sand Pass (Biwak). TAG 2 (28.10.): Rot Sand Pass - Traverse unter Huetstock Ostwand - Sattel - "Gerölltrichter" - P.2092m - Schafband - Schafbandschnauz - Schafband - P.2092m - "Gerölltrichter" - Rot Sand Pass - Hohbüel - Fallenbach - P.1851m - Mettlen - Unter Boden - Schwand - Hugschwendi - Stöckalp.

Tourenbericht von Dani:  http://www.hikr.org/tour/post4677.html 


Tourengänger: Sputnik, ironknee
Communities: T6, Projekt NW, Projekt OW


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T6 WS+ II
28 Okt 07
Schafbandschnauz & Co. · ironknee

Kommentare (2)


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Zaza hat gesagt: Coole...
Gesendet am 30. Oktober 2007 um 09:25
Aktion, gratuliere!

Der Schafbandschnauz (und auch der Spitz Mann) hätten die Aufnahme in diese Liste verdient:
http://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Bdk/Liste_merkw%C3%BCrdiger_Ortsnamen_in_der_Schweiz

Grüsse, Zaza

Sputnik Pro hat gesagt: Schafbandschnauz
Gesendet am 30. Oktober 2007 um 15:54
Salü Zaza!

Ja, allerdings! Mich nimmt ja wirklich wunder wieso dieses Gipfelchen Schafbandschnauz heisst, auf jeden Fall könnten Schafe nur auf dem Luftweg dort hochkommen! Ich kann Dir die Tour (ohne Hüenderbergli) nur empfehlen, sie führt durch absolut menschenleeres und unverspurtes Gelände. Wegen dem Gröll wäre der beste Zeitpunkt aber eher im Mai/Juni wenn dort noch Schnee liegt.

Viele Grüsse

Andi


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