Schafband - Schafbandschnauz - Huetstock Südostgrat - Huetstock


Publiziert von ossi , 17. August 2021 um 20:07.

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum:10 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: V+ (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Östliche Melchtaler Alpen   CH-NW   CH-OW   Titlis und Wendenstockgruppe 
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:Gerschnialp - Arnihalten - Schafbandschnauz - Huetstock SE-Grat - Huetstock - Juchlipass - Engelberg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:zu Fuss ab Bhf. Engelberg zur Gerschnialp
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bhf Engelberg
Kartennummer:map.geo.admin

ossi im Welschland.

Zwei Tourentage im Welschland. Man hört ja vieles östlich der Reuss über die Menschen im Schweizer Westen, deren merkwürdige Sitten und Gebräuche. Da will man natürlich vorbereitet sein: Anreise zu Tobi bereits am Vorabend bis knapp vor Luzerns Stadtgrenze, um eine erstes Mal am Welschland zu schnuppern. Die Anreise erfolgt über Zug und Rotkreuz, so kann ich die unvermeidliche Überquerung der Reuss noch um einen Tag hinauszögern. Dazu eine Knoblauchzehe mit im Gepäck zur Abwendung böser Geister, so sollte es klappen...


Schafband - Schafbandschnauz - Punkt 2446, T6+  (könnte meines Erachtens auch eine Beispieltour für T7 sein):

Die Route von Engelberg übers Schafband zum Schafbandschnauz ist vor allem zur Komplettierung meines Tourenbuchs beschrieben. Man muss wirklich sehr verzweifelt oder naiv sein, sich auf dieses Abenteuer einzulassen. Wer es trotzdem versuchen will, soll unbedingt Steigeisen mitnehmen. Nicht zur Nachahmung empfohlen. Der Weiterweg vom Schafbandschnauz zu Punkt 2446 (Sattel zwischen Huetstock und Hanghorn) ist für Alpinwandernde gut zu leisten (T4).

Einstieg auf ca. 1540 Metern. Auf der Karte (map.geo.admin) ist südwestlich der Hütten von Arnihalten ein Wasserfall eingezeichnet, der dazu gehörende Bach entwässert die Gegend um den Schafbandschnauz. Wenig westlich davon stürzt ein zweiter Wasserfall über die Felsen, er führt weniger Wasser. Der Einstieg befindet sich unmittelbar westlich dieses zweiten Wasserfalls.

Wir steigen zuerst eine ausgewaschene Rinne aus weissem Fels soweit wie möglich hoch, um dann im Aufstieg gesehen nach rechts über ein Grasband -an einem Bäumchen vorbei- auf eine garantiert 70° steile Grashalde zu gelangen. Nun kompromisslos gerade hinauf, bis das Gelände etwas abflacht. Tobi muss mir hier Mut machen, was ihm auch gelingt. 

Das folgende Stück legen wir einige Meter weiter links wiederum in einer ausgewaschenen, gutgriffigen Felsrinne bis zu deren Ende zurück und gelangen auf ein gefühlt geradezu flaches Stück Wiese, das Tobi Fussballplatz nennt.

Wir streben linkshaltend dem eingangs erwähnten Wasserfall bzw. Bach zu, bis wir fast das Ufer erreichen. Hier führt ein Grassporn nochmals sehr, sehr steil geschätzte 40 Meter in Richtung Himmel. Während Tobi den Sporn knackt, versuche ich mein Glück an einer anderen Stelle. Diese Bemühungen sind leider nicht von Erfolg gekrönt, im Gegenteil: Ohne sein von oben zugeworfenes Seil wäre ich nach unzähligen T6-Touren diesmal tatsächlich abgestürzt. Unglaublich, aber Tobi hat oberhalb des Grassporns einen einzelnen grossen Stein gefunden, an welchem vor Jahrzehnten mit einem Handbohrer ein Loch gebohrt und eine Standschlinge angebracht wurde.

Nach dem Grassporn steigen wir in vernünftiger Hangneigung noch ein kleines Stück auf und überqueren nun endgültig den Bach auf die andere, östliche Seite. Und wie im wahren Leben, kaum hat mein ein Gewässer nach Osten überquert, wird das Leben berechenbarer: Anfangs im üblichen, zivilisierten T6-Gelände, später noch einfacher steigen wir ohne weitere Herzinfarkte das Schafband bis zum Schafbandschnauz hoch.

Westwärts haltend erreichen wir über Gras und Schutt die schmale Öffnung des grossen Schutttrichters unterhalb des Huetstocks. In diesem steigen wir auf, bis man südwärts haltend die Einsattelung zwischen Hanghorn und Huetstock erreicht (T4). Kurz vor Erreichen des Sattel steigen wir direkt auf den Südostgrat des Huetstocks auf, wir gelangen damit unmittelbar unter den wuchtigen Gipfelaufbau des Huetstocks und ersparen uns den Anstieg über einen ersten Vorbau, der gleich bei Punkt 2446 ansetzt. T5.


Huetstock Südostgrat, III+, eine Stelle V+, ZS+:

Hier kann ich mich revanchieren. Nachdem mich Tobi beim Aufstieg zum Schafband gerettet hat, packe ich meinen Ehrgeiz aus und steige die uns unbekannte Route auf den Huetstock vor.

Der Südostgrat wirkt von unten betrachtet ziemlich unübersichtlich aus. Es ist offensichtlich, dass viel loses Material herumliegt und neben Passagen in gutem Fels auch brüchigere Stellen lauern. Auf der Route findet man teilweise einige Haken, die verraten, dass man sich auf der richtigen Linie befindet.

Beim Huetstock Südostgrat handelt es sich um eine alpine Route, die meines Erachtens mit der nötigen Erfahrung durchaus wiederholt werden darf. Friends und Zackenschlingen können vielerorts sinnvoll eingesetzt werden, wobei man bei der Wahl der Friends ein breites Sortiment zusammenstellen sollte. Ein Set mit Keilen ist auch nicht verkehrt. Auf keinen Fall unbedarft und ohne Sicherungsmaterial einsteigen.

Der Einstieg befindet sich im Aufstieg gesehen einige Meter links, westlich, des Grates, in einer Rinne. Wir steigen etwa 20 Meter hoch (II), bis wir Stand machen und mit der ersten Seillänge beginnen. Ab hier zwei Meter aufwärts, nach rechts durch soliden Fels zu einer griffarmen Platte (Haken mitten in der Platte), erstaunlich gut über die Platte hoch und wenig nach links in eine Rinne. Stand an geeigneter Stelle. III+.

Nun die Rinne komplett durchsteigen (die Rinne ist insgesamt ca. 60m lang), bis sie in einer Verschneidung an einem in die Südwand hinausziehenden Überhang endet. I bis II. Kurz vor der Verschneidung Stand machen.

Nun in gutem Fels den Überhang in der Verschneidung knacken (V+, es stecken ein paar alte Haken, man kann auch gut friends setzen). Ich stehe mit den Füssen in der Wand rechts und "piaze" den Riss hoch, wobei ich sobald wie möglich mit dem linken Fuss in die Wand links auf ein Bändchen stehe und mit der linken Hand weit oben gute Griffe krallen kann. Nun hoch auf ein breites Schuttband, nach rechts zur Gratkante und dort Stand machen.

Gemäss Führer kann man die Stelle auch umgehen, indem man eine Seillänge nach links dem Überhang folgt, diesen an seiner tiefsten Stelle übersteigt und danach wieder nach rechts auf dem breiten Schuttband zurück zur Gratkante gelangt.

Nun folgt eine Seillänge rechts der Gratkante (Trittspuren im Gras, guter Fels), man umgeht damit einen Aufschwung und gelangt so wieder auf den Grat zurück (II).

Es folgt einfacheres Gelände entlang dem Grat (kurz II, dann Gehgelände) bis zu einem letzten Aufschwung. Stand am Fuss dieses letzten Aufschwungs.

Einige Meter links (westlich) des Grates öffnet sich eine Rinne. Die ersten zwei Züge sind kräftig (III+), anschliessend einfacher die Rinne hoch bis zur Gratkante (II).

Schliesslich eine Seillänge (40m) mehr oder weniger horizontal direkt über die ausgesetzte Gratkante und einige weitere Meter über Schrofen (I). Nun ohne weitere Schwierigkeiten in Gehgelände zum Gipfel (T4/5).

Abstieg (T4 am Gipfel, dann T3, ab Juchlipass T2): Entlang einer Wegspur nach Norden zum "Zahm Geissberg", runter zu Pkt. 2222 und zum Juchlipass. Vom Juchlipass auf markiertem Weg nach Engelberg.

Nach über 13 Stunden Bergtour folgt am Bahnhof Engelberg eine wilde Fress- Trink- Fussausdemschuhbefreiungsorgie, von der die lokale Bevölkerung in Jahren noch spricht. Wir hüllen an dieser Stelle den Mantel des Schweigens über diese unrühmliche Szene.

Tourengänger: ossi
Communities: T6


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