Von Cosa (Domodossola) an den Rio di Menta


Publiziert von ABoehlen , 27. Oktober 2007 um 08:38.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:17 Mai 2004
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:Domodossola – Cosa – San Lorenzo – Pra di Sopra – Rio di Menta und zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der SBB, FS oder SSIF nach cff logo Domodossola. Cosa wird mit dem Bus erreicht (Verbania via Beura, nur wenige Verbindungen), oder zu Fuss in ca. 30 Minuten.
Kartennummer:LK285 Domodossola

Ergänzend zum kürzlich veröffentlichten Tourenbericht von Zaza (Sasso Miscioi), hier mein Bericht über eine Tour an den Rio di Menta vor dreieinhalb Jahren, welche mit dem ersten und letzten Teil von Zaza's Route übereinstimmt.

Die Ogliana di Quarata ist einer der Wildbäche der Valli dell'Ogliana, eines ausgedehnten Systems von Tälern, welches den östlichen Teil der Valle d'Ossola bildet. Obwohl nicht zum Parco Nazionale Val Grande gehörend, entspricht der Landschafts-Charakter dennoch dem Parkgebiet, sprich, eine von Menschen weit gehend verlassene Bergwildnis, von immensen Wäldern überwuchert. Das Tal der Ogliana di Quarata (im mittleren und oberen Teil Rio di Menta genannt) ist dabei besonders wild und unzugänglich und im Gegensatz zum südlich gelegenen «Valle dell'Ogliana» hinter Beura völlig verlassen.

Mein Ausgangspunkt ist der Bahnhof von Domodossola, von wo aus ich der Strasse bis Cosa (Fraktion von Trontano) (253 m) folge. Die Busverbindungen auf dieser Strecke sind leider nur spärlich, zu Fuss ist man aber in ca. 30 Minuten zügigen Schrittes dort (3 km). Von der Haltestelle gelange ich auf einem guten Strässchen zum Waldrand, überquere den Rio Robana und steige gleich nach der Brücke rechterhand einen steilen Pfad hoch. Durch felsiges Gelände überwinde ich so etwa 100 Höhenmeter, ehe die Steigung nachlässt und der Weg dem Abhang folgt. Nach einer weiteren Querung des Rio Robana erreiche ich die Kirche von San Lorenzo (391 m). Von der schattigen Terrasse aus ist dort bereits ein schöner Ausblick auf das Tal und die umliegenden Berge zu geniessen.

Steil geht es jetzt den Abhang hinauf, mal durch Wald oder längs des Waldrandes, entlang den verstreut liegenden Häusern von San Lorenzo. Kurz nachdem ich endgültig in den Wald eingetaucht bin, erreiche ich eine Ruine zur Linken und ein intaktes Haus zur Rechten. Hier biegt der Weg nach Pra di Sopra rechts ab, auch wenn eine deutlichere Wegspur geradeaus weiter bergan führt. So aber gelange ich nach einer Weile zu einer namenlosen Siedlung (ca. 560 m), die sich auf einer kleinen Lichtung befindet. Nach dem ersten Haus zur Rechten (nur noch eine Ruine), biege ich erneut rechts ab und steige zwischen den Häusern hindurch zur kleinen Kapelle am Waldrand auf. An dieser Stelle tauche ich wieder in den Wald ein, und folge dem gut ausgebauten Weg bergan. Einer Grabenquerung folgt ein kleines Tor, worauf ich eine scharfe Linksbiegung erreiche. Rechts davon liegt ein kahler Felskopf, von dem aufgrund der stattlichen Höhe (ca. 650 m) ein herrlicher Ausblick zu geniessen ist. Hier habe ich auch zum ersten Mal einen Einblick in den abgründigen Graben der Ogliana di Quarata.

Nach einem weiteren Anstieg endet dieser Saumweg schliesslich auf einer von Steinmauern eingefassten, flachen Lichtung; einer ehemaligen Alp (ca. 700 m). Entlang der bergseitigen Begrenzung lässt sich weiterhin ein Pfad verfolgen, wobei ich von einer früheren Erkundung weiss, dass hier auf eine unscheinbare Gabelung zu achten ist. Dort wo ein roter Pfeil auf einem Stein geradeaus weist, biege ich links ab. Dieser Weg führt direkt nach Pra di Sopra hoch. Geradeaus würde man hingegen die Geistersiedlung Mura (ca. 755 m) erreichen, von wo aus ebenfalls ein prächtiger Ausblick zu bewundern ist. Es ist zwar auch von Mura aus möglich, nach Pra di Sopra aufzusteigen, allerdings schien mir diese Verbindung mühsamer als die direkte Variante. So oder so erwartet mich noch ein ordentlich steiler Aufstieg, ehe die flache Lichtung von Pra di Sopra erreicht ist (ca. 840 m). Dies ist ein ausserordentlich reizvoller Platz, der sich grundsätzlich auch zum Biwakieren eignen würde, allerdings ist weit und breit kein Wasser vorhanden. Von den in der topographischen Karte eingezeichneten Gebäuden ist keine Spur mehr zu erkennen.

Hier beginnt nun der eigentliche Einstieg in das Tal des Rio di Menta. Der Weg ist bis zu der Stelle, wo er den Wildbach erreicht (ca. 1 km / 45 Min.), durchgehend vorhanden und sogar ganz passabel markiert, allerdings zum Teil enorm ausgesetzt und verlangt sehr konzentriertes Gehen und gute Trittsicherheit. Der Einstieg liegt an der talseitigen Ecke an der gegenüberliegenden Begrenzung der Lichtung und beginnt gleich mit einer ordentlich rutschigen Traverse. Anschliessend sind einige wenig ausgeprägte wasserlose Gräben zu queren, ehe sich einem ein Felsband in den Weg stellt. Die Querung ist aber gut möglich, da einige abschüssige Stellen mit Baumstämmen überbrückt sind. Um den Anschluss an den Weg wieder zu gewinnen muss ich am jenseitigen Ende aber eine schiefe Felsplatte hinunterrutschen. (In der Gegenrichtung ist diese Stelle nur in mühsamer Krabbelei auf allen Vieren zu überwinden). Bald darauf passiere ich so eine Ruine, verlasse etwas später den Wald und folge dem unteren Ende eines breiten Felsbandes. Solche Stellen, wo der Wald aufgrund des felsigen Untergrundes zurückweicht, sind häufig und erlauben überaus eindrückliche Ausblicke in diese totale Wildnis.

Nach einem längeren Waldstück steht erneut eine Felstraverse an, diesmal finden sich jedoch eingehauene Stufen, die das Überqueren erleichtern. Im folgenden Waldstück, wo der Weg nur wenig ausgeprägt ist, heisst es aufpassen, da hier der Weiterweg durch ein Felsband führt, welches sich erst im letzten Moment unvermittelt rechterhand erblicken lässt. Auch wenn es auf den ersten Blick sehr abweisend wirkt, ist die Traverse leichter als erwartet. Durch ein weiteres Felsband gelange ich zu einer Stelle, wo mich ein packender Blick in den hinteren Teil des Tales überrascht, welches von gewaltigen Bergriesen überragt wird.

Das nächste Hindernis ist ein Seitental, welches zu queren ist. Unmittelbar vor dem steilen Abstieg lassen sich links, nebst den obligaten roten Markierungspfeilen, die kaum noch lesbaren Wörter «CORDA» (Seil) und «OCCHIO» (Auge) erkennen. Der Abstieg ist denn auch mit einem Drahtseil gesichert und gut zu begehen. An jener Stelle, wo ich den Talgrund erreiche (normalerweise wasserlos), scheint es keine Fortsetzung des Weges zu geben. Erst nach etwas Suchen und überlegen erkenne ich, dass man hier nahezu 180° nach rechts abbiegen, und über Felsblöcke im Zickzack weiter absteigen muss. Die Stelle, wo der Weiterweg aus dem Graben in die gegenüberliegende Flanke hineinführt, ist dagegen gut auszumachen. Dieser Abschnitt steigt ziemlich stark an und führt durch sehr felsiges Gelände. An einigen Stellen sind Abgründe mit Baumstämmen überbrückt, deren Tragkraft freilich unbekannt ist... Schliesslich erreiche ich eine felsdurchsetzte und strauchbewachsene Lichtung, die einen imposanten Blick in den Abgrund zum Wildbach ermöglicht. Die Fortsetzung des Pfades ist hier nicht auf Anhieb zu finden, man muss möglichst weit rechts halten, um schliesslich rechts an einem Baum vorbei wieder in den Wald abzusteigen. Auf einem angenehmen Waldweg sind die letzten ca. 150 Meter rasch zurück gelegt und ich stehe am Ufer des Rio di Menta inmitten einer atemberaubenden Bergwildnis. Um den laut Karte zur Alpe Sottosasso weiterführenden Weg zu finden, müsste man an dieser Stelle den Fluss durchqueren, was mir jedoch aufgrund der starken Strömung und den tiefen Granitbecken zu diesem Zeitpunkt zu riskant erscheint (Schneeschmelze!).

Rückweg auf derselben Strecke.

Tourengänger: ABoehlen


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Kommentare (2)


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Zaza hat gesagt: update...
Gesendet am 3. November 2007 um 18:28
Ciao Adrian,

die "Krabbelstelle" haben wir nicht passiert, vielleicht bist du hier kurzfristig vom Pfad abgekommen (er ist wirklich undeutlich).

Hier gibt's nun viele Fotos und Infos zu diesem faszinierenden Tal:
http://www.in-valgrande.it/Menta/Valle-del-Rio-di-Menta.html

beste Grüsse, Manuel


ABoehlen hat gesagt: RE:update...
Gesendet am 3. November 2007 um 21:54
Ciao Manuel

Danke für den Tipp! Ich war wohl schon lange nicht mehr auf "in-valgrande", da hat sich einiges getan. Diese Seite ist wirklich eine wahre Fundgrube an spannenden Informationen über dieses Gebiet. Und die Bilder sind auch ganz toll!

Liebe Grüsse
Adrian


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