Was für ein Tag! Ich hätte mir wohl noch tagelang Vorwürfe gemacht, wäre ich an diesem Tag nicht auf Skitour gegangen. Mich an einem Samstag der Völkerwanderung auf den Glatten anzuschliessen brauchte etwas Überwindung – aber sie lohnte sich.
Um bei der Völkerwanderung einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern, machten wir uns ziemlich früh auf die Socken. Im Sali staunten wir, dass bloss ein einziges Auto vor uns auf dem Parkplatz stand. Durch den Ruosalper Wald ging's einmal mehr auf einer relativ „sportlichen“ Spur hoch zum Gross Gade. Auf dem Weg via Gitschboden zum Oberen Gitschen schweifte mein Blick immer wieder zur Schächentaler Windgällen, hinter welcher langsam der Mond unterging, während die Sonne damit begann, den Gipfel zu beleuchten. Ein wunderbarer Anblick!
Nach dem Flachstück beim Stafel wurde das Unterfangen wieder etwas steiler und beim Munggenband dann kurz so richtig steil. Die Passage war aber problemlos zu bewältigen. Danach bogen einige Tourengänger auf's nahe gelegene Rau Stöckli und andere etwas weiter oben zum Balmer Grätli ab. Uns zog es aber entlang des Chli Glatten weiter in die Höhe. Und dann war sie da, die Sonne. Kurz darauf tauchten auch Tödi, Clariden, Schärhörner und Co. auf. Wie immer auf Bergtouren ein freudiger Moment! Kein Wölkchen trübte den Himmel, nur ein überflüssiger, tief fliegender Helikopter störte die idyllische Ruhe. Nun galt es noch, den Gipfel des Glatten-Hochplateaus zu finden. Mässig ansteigend erreichten wir bald darauf das Gipfelkreuz, knapp dreieinhalb Stunden nach Aufbruch im Sali.
Den verdienten Gipfelkaffee gab's bei strahlendem Sonnenschein und bester Fernsicht. Noch im Aufstieg hatte uns hin und wieder ein eisiger Wind beinahe die Nasen eingefroren, doch oben auf dem Gipfel war's beinahe windstill. Nach und nach trafen weitere Tourengänger ein.
Für den Rückweg präferierten meine Tourenpartner die Abfahrt entlang der Aufstiegsroute. Auf der Tour auf den Chistihubel zum Wochenanfang hatte ich reichlich Selbstvertrauen gesammelt und zum ersten Mal erleben dürfen, welch ein Genuss es sein kann, auf Skis durch besten Pulverschnee zu kurven. Dasselbe wiederholte sich nun am Glatten. Der Schnee war perfekt und jede Sekunde der Abfahrt ein riesiger Genuss. Da wir uns zu den früheren Gipfelstürmern zählen konnten, trafen wir noch viele unverspurte Hänge an. Als wir beim Gross Gade ankamen, wäre ich am Liebsten nochmals hoch gestapft, um nochmals runter fahren zu können. Stattdessen aber fuhren wir auf der Alpstrasse zu Tale, welche im Bereich Spitzbäch von einer ziemlich grossen und dementsprechend beeindruckenden Lawine verschüttet war.
Für die Abfahrt benötigten wir etwas mehr als eine Stunde. Das nächste Mal werde ich beim Chli Glatten wohl der gewöhnlichen Abfahrtsroute folgen, um die wenigen Flachpassagen zu verhindern, welche wir auf unserem Retourweg zu bewältigen hatten.
SLF: mässig
Kommentare (2)