Vordere Kesselschneid (2002 m) - große Runde über dem Winkelkar


Publiziert von 83_Stefan , 4. November 2011 um 09:29. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:15 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:P oberhalb Durchholzen-Großpoitneralm-Jöchlalm-Heuberg-NO Grat zum Kl. Roßkaiserkopf-Roßkaiser-Kesselschneiden-Pyramidenspitz-Jovenspitz-Winkelkar-P
Zufahrt zum Ausgangspunkt:In Durchholzen rechtshaltend zum höchsten Parkplatz hinauf, der am Teersträßchen liegt, das ins Winkelkar führt.
Kartennummer:AV-Karte 8 - Kaisergebirge.

Der Zahme Kaiser ist gar nicht so zahm, wie man anhand seines Namens vermuten könnte. Ganz im Gegenteil - die Gegend um das Winkelkar ist sogar ziemlich wild. Sieht man mal von den tatsächlich zahmen Bergen Pyramidenspitze und Heuberg ab, die mittels Steiganlagen erschlossen sind, erhalten die Gipfel selten Besuch. Ein Grund mehr, dem Zahmen Kaiser eine Audienz zu gewähren. Bei der hier vorgestellten Tour wird übrigens auch der höchste Berg des Zahmen Kaisers erreicht. Hierbei handelt es sich - entgegen der weitläufigen Meinung - nicht um die Pyramidenspitze, sondern um die Vordere Kesselschneid, zugleich einziger Zweitausender.
Vom Parkplatz aus zunächst auf dem Teersträßchen, später auf einer Schotterstraße vorbei an der Großpointneralm auf's Winkelkar zu bis kurz vor der Winkelalm. Dort zweigt nach links der Steig ab, der hinauf zum Jöchl und weiter zum Heuberg führt. Hier ist der erste Gipfel des Tages erreicht und die restliche Tour lässt sich bereits gut überblicken.
Vom Heuberg wieder zurück ins Jöchl, wo der weglose Teil der Tour beginnt. Auf der anderen Seite des Jochs geht es etwas rechts des Grats auf vagen Spuren in den Wald hinein. Die Spur ist meist kaum zu erkennen, man hält sich immer in Gratnähe. Bald geht der Wald in Latschenbuschwerk über und siehe da - frisch abgeschnittene Zweige zeugen von der Richtigkeit des Anstiegs. Der mit etwas Aufmerksamkeit meist zu erkennende Steig verläuft weiterhin am Grat oder etwas rechts davon. Ein felsiges Hindernis wird rechts absteigend durch Latschengestrüpp umgangen, um dann scharf links über Schrofen hinauf zu einer Scharte und über eine begrünte Rinne wieder der Grat zu erreichen - ab hier gibt's wieder eine ausgeschnittene Spur. Von hier an geht's meist entweder am Grat oder etwas links davon weiter und in einigem Auf und Ab hinauf zum bereits lange sichtbaren Kleinen Roßkaiserkopf (1925m), dessen Gipfelaufbau von links durch eine Latschengasse und durch Felsengelände erstiegen wird (Wegfindungsgespür, Stellen bis II; Kreuz und Gipfelbuch vorhanden).
Vom Kleinen Roßkaiserkopf folgt man weiter dem Gratverlauf, immer auf den Großen Roßkaiserkopf mit seinem verlockend nahen Kreuz zuhaltend. Zunächst durch Gehgelände und dann durch einen Felsspalt zum Gipfelaufbau, der wieder etwas Kraxelei (I) erfordert (markierte Steigspur, die zwischen den Roßkaiserköpfen von der Hochalm heraufzieht; Kreuz und Buch).
Die Gratwanderung geht weiter! Direkt nach dem Gipfel des Großen Roßkaiserkopfs wird ein Felshindernis linkerhand umgangen. Bald darauf erreicht man die Schlüsselstelle der Tour: Der Abstieg zur Scharte führt steil und ausgesetzt durch gras- und felsdurchsetztes Schrofengelände (je nach Routenwahl bis II) nach unten. Am besten weicht man etwas nach links aus, dort ist es nicht ganz so steil. In der Scharte angekommen geht's am Grat durch Gehgelände, zeitweise mit ein paar Kraxelstellen (I) garniert, weiter bis zum Seitenkamm, der den Gipfel der Hinteren Kesselschneid trägt, der etwas nach Süden (links) vorgeschoben ist (Steinmann, Gipfelbuch).
Vom Gipfel wieder zurück zum Grat, der das Winkelkar umrahmt. Ihm folgend und kurz auf die Nordseite ausweichend, wird bald mit der unscheinbaren Vorderen Kesselschneid der höchste Punkt des Zahmen Kaisers gewonnen (Stelle II; großer Gipfelsteinmann im Gras).
Weiter am Kamm auf brauchbarem Steig. Bald erreicht man die Wanderautobahn, die vom Hochplateau des Zahmen Kaisers hinauf zur Pyramidenspitze führt. Man folgt dem einfachen Weg hinauf zum Gipfel (Kreuz und Buch). Vermutlich wird man hier erst zu einer Uhrzeit ankommen, zu der man auf der Pyramidenspitze keine Platzkarten mehr lösen muss, denn die Wanderer sind schon im Abstieg.
Aber ein Highlight wartet noch. Man folgt dem gut versicherten Winkelkarsteig in Richtung Durchholzen zuerst in nördlicher, später in östlicher Richtung hinab. Dort, wo der Weg nahe an eine Schuttzunge heranführt, verlässt man diesen und quert die Schuttzunge auf Steigspuren. Der Südosthang wird etwas ansteigend in nordöstlicher Richtung auf sichtbaren Spuren gequert. Das Kreuz der Jofenspitze kommt in Sichtweite und wird bald erreicht (Steigspuren, Steinmänner; Kreuz und Buch). Damit ist der letzte Gipfel dieser langen Bergtour erreicht.
Wieder zurück zum Weg und diesem ins Winkelkar hinunter folgen (Versicherungen, Steinschlaggefahr).  Dort angekommen kann man durch eine rasante Geröllabfahrt ein paar Höhenmeter vernichten und wandert dann entspannt am Weg, vorbei an der Winkelalm, zurück zum Parkplatz.

Schwierigkeiten:
Nur zum Heuberg: T1.
Überschreitung vom Jöchl zur Pyramidenspitze: T5+, II.
Pyramidenspitze und Vordere Kesselschneid über Winkelkarsteig: T3+, L (Klettersteig).
Aus dem Winkelkar zur Jofenspitze: T3+, L (Klettersteig).

Fazit:
Eine ungemein aussichtsreiche 5*-Tour in großartigem Ambiente. Die Tour verläuft auf weiten Strecken am Grat entlang und bietet dementsprechend grandiose Ausblicke. Ein paar Stellen sind durchaus knifflig, aber ein Großteil der Tour verläuft in anspruchsvollem Gehgelände, allerdings auf weiten Strecken absturzgefährdet. Zwischen Jöchl und dem Gipfel des Kleinen Roßkaiserkopfs ist die Orientierung nicht ganz einfach - Wegfindungsgespür! Einsame Tour, mit Ausnahme von Heuberg und Pyramidenspitze.
Unbedingt genügend Wasser mitnehmen - auf dem Grat gibt es keines mehr!

Mit auf Tour: ADI, Bäda und Hermann.

Anmerkung:
Die Tour basiert auf einem Bericht von Chiemgauer. Vielen Dank für den erstklassigen Tipp! Hier der Link zu seinem Bericht: http://www.hikr.org/tour/post34905.html.

Kategorien: Kaisergebirge, Klettersteig, 5*-Tour, 2000er, T5.

Tourengänger: ADI, 83_Stefan


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Kommentare (7)


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DD_Alpi hat gesagt:
Gesendet am 4. November 2011 um 12:03
Wirklich tolle Tour, in schönen, einsamen Ambiente!
Könnte ein Tavourit fürs nächste Jahr werden, neben der Kammüberschreitung im Wilden kaiser vom Scheffauer zum Sonneck...

Danke für die interessante Anregung!

Grüße aus Dresden
Alex

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. November 2011 um 12:22
Danke! Der Grat vom Scheffauer zum Sonneck steht auch hoch in meiner "to-do-Liste".
Gruß aus Oberbayern!

Tef hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. November 2011 um 13:06
Gratualation!
steht bei uns ganz oben (evtl. gar noch dieses Jahr)
spricht was dagegen, die Tour andersrum zu gehen?
beste Grüße
Tef

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. November 2011 um 13:09
Ja, nämlich dass der Weg vom Kleinen Roßkaiserkopf hinunter zum Jöchl im Abstieg wohl noch schwerer zu finden sein dürfte. Ich empfehle euch die beschriebene Richtung. Aber ihr bekommt das sicher hin...
Vielen Dank für die Gratulation! Ist eine wirklich wunderschöne Rundtour.

Tef hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. November 2011 um 19:53
..da hattest du vollkommen recht bezüglich Orientierung..vor allem das letzte Stück Rund um die brüchigen Felsgipfelchen vorm Jöchl hatten es in sich. So gibt es nun auch bald eine "Wege"-Beschreibung in die andere Richtung.
Trotz der Mühen zum Schluß eine tolle 5* Tour!
beste Grüße
Tef

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2011 um 06:48
Naja, Hauptsache, ihr habt's dann doch gefunden und euch hat's gefallen.
Aber die Orientierungsprobleme haben bestimmt dazu beigetragen, dass es nicht langweilig wird ;-) .

Chiemgauer hat gesagt: gern geschehen
Gesendet am 7. November 2011 um 23:06
freud mich, dass es gefallen hat! Wenn ich die Bilder so sehe, muss ich die Tour doch mal wieder machen. Mich reitzt es eh schon länger den kompletten Grat (also bis Naunspitze) an einem Tag durchzuziehen.
Gruß, Hans


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