Vorderer Brochkogel 3562m über Südgrat


Publiziert von alpensucht , 22. Oktober 2011 um 23:13.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 5 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 800 m
Strecke:Vernagthütte-Platteieck-Platteibach-Südgrat Einstieg-Vorderer Brochkogel-Seuffertweg-Breslauer Hütte 12km
Unterkunftmöglichkeiten:Vernagthütte WR, Breslauer Hütte WR

Neben Hinterem Brochkogel und Wildspitze fällt der Vordere Brochkogel wenig auf, doch handelt es sich um ein mächtiges Felsmassiv, östlich über dem Vernagtferner aufragend. Es ist die höchste Erhebung im Felskamm, der vom Hinteren Brochkogel nach Süden verläuft. Weiter südlich des Gipfels zweigt westlich ein weiterer Kamm ab, dessen höchsten Punkt der Platteikogel 3427m bildet.

 

Die zweite Hikr-Erstbegehung diese Woche. Nach dem anstrengenden Tag gestern schlafen wir heute so richtig aus und bereiten uns in Ruhe auf den Übergang zur Breslauer Hütte vor. Am Frühstückstisch einigen wir uns darauf, auf dem Weg den Vorderen Brochkogel über den Südgrat zu versuchen. Trotzdem müssen wir am Anfang erstmal wieder alles schleppen.

 

12Uhr geht’s an der Vernagthütte los hinunter mit Hilfe der Brücke über den Vernagtbach. Vorerst übernehme ich Heikos leichten Tagesrucksack vorn dran und trage diesen bis zum Platteieck 2720m am oberen „Plattei“ auf angenehmen Steig leicht ansteigend (T2). Wegen der größeren Last bin ich etwas schneller gegangen und kann nun eine herrliche verlängerte Pause einlegen. Von der Hochvernagtspitze ganz rechts, über den Kreuzkamm, der über dem tief eingeschnittenen Rofental aufragt, kann ich links bis zum Ramolkamm blicken. Vor mir ein kleines Seelein übersät mit Steinmännern. An einem etwas windgeschützten Platz hinter einem großen Stein wäre ich beinahe eingeschlafen, als meine Freunde nach und nach ankommen. Wir machen fast eine ganze Stunde Pause.

 

Weiter führt der Weg nun bis zum Platteibach (T3), wo sich die Leistungsgruppe von der Ausruhegruppe trennt. Wir Nimmermüden wollen ohne Gepäcklast auf den Gipfel des Vorderen Brochkogel. Zwei von uns wandern indes nur gemütlich zur Breslauer Hütte und auf den Urkundkolm 3140m.

Etwa 200m östlich vom Platteibach richten wir einige Meter oberhalb des Wegs ein Depot ein und packen nur Kleinigkeiten in einen winzigen Rucksack. In Erinnerung an die Firnrinne an der Hintergraslspitze nehme ich meinen Pickel direkt in die Hand. Auch im Geröll kann er wertvolle Dienste leisten. Seil und Steigeisen lassen wir zurück. 14 Uhr.

 

Zunächst geht’s weglos über steile Wiesen, dann über Schutt steil auf einen sanften Moränenbuckel (vom Platteiferner gebildet, T3+). Dort oben baue ich an geeigneter Stelle einen Steinmann. Dann kurz und flach nach NO, findet man den „Einstieg“ zum Südgrat (Steinmänner). Den mit einer Stange markierten Vorgipfel 3410m sehen wir nun schon. Solange wir auf den scharfen Gratfelsen bleiben, können wir genüsslich und lohnend im meist festen Fels hochklettern (T5, I). Manchmal weichen wir auch etwas in die Flanke westlich in den Schutt aus, wobei dies eher für den Abstieg geeignet ist. An meinen Fersen sind böse Blasen, welche nun sehr schmerzen. Ich entferne deshalb die alten Pflaster, so geht es schon wesentlich besser!

 

Der Gipfelgrat ist teils sehr ausgesetzt und an kurzen Passagen überfirnt (T5+). Hier hilft mir mein Pickel sehr weiter. So umgehe ich eine Passage unterhalb im Firn und habe sicheren Halt. Die Firngratstellen sind sehr schmal (reichlich fußbreit) und fordern 100% Trittsicherheit. Doch mit den guten Vorübungen der letzten Tage fühlt sich das alles sehr gut an. 16Uhr erreichen die ersten von uns den mit einem kleinen roten Kreuz geschmückten Gipfel. Wir beobachten, wie sich die Cirren allmählich verdichten. Das heißt, dass spätestens morgen Abend die Kaltfront da sein wird, die Schnee mit sich bringt.

 

Bald schon gehen wir den Abstieg an, der uns einen Riesenspaß bereitet. Die Ausgesetztheit der Gipfelschneide bemerken wir noch weniger beim Abstieg. I abklettern, Schutt abrutschen und noch einige Schritte steil hinab und zack! – ist man schon wieder unten . 17Uhr. 20min warten wir auf den letzten und beginnen gemeinsam den Rest des Übergangs zur Breslauer, der sich doch noch länger hinzieht, als erwartet. Kurz vor dem Mitterbach finden wir eine ausgesprochen gute Quelle (Geschmack des Wassers vorzüglich). Etwa 18Uhr erreichen wir die Hütte, wo Jonas erstmal frei an den Kunstgriffen der Hauswand klettert, weil er noch nicht genug hatte und ihm der Schwierigkeitsgrad am Brochkogel Südgrat zu niedrig war. Wir stellen fest, dass unsere zwei Ausruher zum selben Zeitpunkt auf dem Gipfel des Urkundkolm standen wie wir auf unserem und dass sie uns sogar erkennen konnten.

 

In sehr guter Gemeinschaft innerhalb unserer Seilschaft verbringen wir den Abend im Winterraum der Breslauer Hütte. Zur Quelle muss man mit Eimern etwa 200m nach Osten laufen zum Wasser holen.

 

Jedem fitten Alpinwanderer würde ich den Südgrat des Vorderen Brochkogels beim Übergang von einer zur anderen Hütte empfehlen. Auch von Norden führt ein unschwieriger Grat aus dem Vernagtjoch hinauf (I). Die Kletterei am Südgrat ist einfach, in festem Fels und überaus lohnend. Die Aussicht beeindruckt nicht zuletzt durch die grandiosen Nahblicke auf Hinteren Brochkogel, Ötztaler Urkund und Wildspitze. Der Normalweg auf die Wildspitze bis zum Einstieg am Mitterkarjoch ist sehr gut zu überblicken.


Tourengänger: alpensucht


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