Höch Windgällen/Schächentaler Windgällen 2764m


Publiziert von tschiin76 , 4. September 2011 um 23:42.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 3 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m

Ich habe es doch noch geschafft diese Saison: einfach nur Ich-Sein am Berg, etwas kraxeln/klettern in einer wunderschönen Gegend, den Alltag weit hinter mir, ohne Kind und Mann (obwohl die beiden oft in meinen Gedanken waren) und einfach nur geniessen!

In Fahrgemeinschaften fahren wir bis zur Ruosalp Unter Stafel, wo man für 10 SFr. eine Tagesbewilligung lösen kann, um noch etwas weiter hoch fahren zu können. Ein wunderschöner Morgen wartet auf uns, schon seit weiter unten haben wir einen ersten Blick auf unser heutiges Tagesziel werfen können. Stolz am Ende steht sie da, die Höch Windgällen (oder der?).
Auf knapp 1800m stellen wir die Autos hin und steigen querfeldein über eine vertrampelte Weide zur Ruosalper Chulm hoch. Der Blick tut sich auf ins Schächental, unten die Wiesen noch sehr grün, weiter oben schon leicht bräunlich...der Herbst kündigt sich sanft an.
Auf gutem Trampelpfad gehts die Schulter hoch Richtung Läged Windgällen, in sicherem Abstand zur Wand machen wir eine erste kleine Trinkpause, damit alle wieder aufschiessen können.

Mit den Helmen auf den Köpfen steigen wir zum Einstieg des zweiten Couloir hoch. Auf den ersten Blick frage ich mich, wos denn da hoch gehen soll, die Wegspuren sind aber deutlich und der Einstieg ist nicht zu verfehlen.
Die erste Kraxelei beginnt, es macht riesen Spass und sobald man mal drin ist, ist alles halb so wild, denke ich. Erst einbisschen steiler, dann flacher gehts hoch.
 Der Ausblick oben überwältigend: ein grosses Karrenplateau erstreckt sich vor uns, wie faszinierend karg es hier doch ist! Biwaken hier oben muss wunderbar sein....
Den Läged Windgällen entlang, vorbei an mächtigen Steinmännli, schwebe ich durch die Mondlandschaft, bedacht, die Schönheit irgendwie in die Kamera zu kriegen - es will mir nur mässig gelingen. Ich versuche, die Stimmung auf die innere Festplatte zu speichern...
Die Gruppe ist schon etwas voraus, ich schliesse auf, um gleich wieder zurückzufallen -  zu viel gibt es zu sehen!:)
Kurz vor Punkt 2537 dann ein abrupter Gesteinswechsel von weisser Karre zu gelb-orangem weiss-nicht-was - wunderschöner Kontrast.
Ein paar Meter noch und wir machen an steinschlagsicherer Position noch als eine kurze Rast.
Helm wieder auf und dann wirds steil, erst durch ein kleines Couloir durch und dann die Südwand hoch. Die Route ist durchwegs mit gelben Punkten markiert, an ca. 3 Stellen hat es meines Erachtens sehr nützliche Ketten angebracht, die ich gerne zur Hilfe nehme. 
An einem etwas grösseren Absatz habe ich ein klettertechnisches Aha-Erlebnis: Spiderman ist das Codewort. Mit diesem Gratistipp gehts dann sehr gut weiter.
Ich habe Freude, dass ich zwar sehr konzentriert aber ohne jegliche Angst hochkraxle, ein paar Mal kommt mir der Gedanke, wie ich denn da wieder runterkomme...aber aus Erfahrung weiss ich, dass dann der Rückweg meist deutlich einfacher geht und so soll es auch dieses Mal sein.
Es hat mehr wie genug feste Tritte aber auch immer wieder Schutt und Brösmel, der leicht auszulösen ist. Der Helm ist sicher nicht fehl am Platz...
Gegen Mittag erreichen wir den Gipfel und geniessen die angenehmen Temperaturen sowie unser Zmittag. Bergführer/innen mit Klienten am Seil machen sich auf den Rückweg. Wir bleiben auch nicht allzulange.
Der Abstieg geht fix, wieder konzentriert aber auch begleitet von allerlei Spässen verlieren wir rasch an Höhe, inzwischen hat ein regelrechter Run auf den Gipfel eingesetzt.
Auch zwei Meitli am Seil - von Mama und Papa gesichert - kommen uns mit freudestrahlenden Gesichtern entgegen. Stolz sind sie, als wir ihnen bewundernde Worte zurufen!
Fast unten angekommen versteigen wir uns noch kurz, korrigieren den Verhauer und sind bald schon wieder alle beieinander.

Dann hopsen wir die angenehm steile Halde hinunter, man kann so richtig in den knöcheltiefen Schutt reinspringen, wie gern ich diese gelenkschonende Höhenmetervernichtung mache...;)
Zurück gehts durch das grosse Couloir Richtung Schnäbeli. Wir wandeln über goldene Plättchen und sagen noch dem letzten wirklich mikrigen Rest des Firnfeldes/Gletschers hallo. Kaum zu glauben, dass da mal Eis gewesen sein soll...den Rest kann man unter dem dicken Schutt glatt übersehen.
Kurz vor dem Schnäbeli kommen wir wieder ins Grüne, nicht wirklich deutliche Wegspuren führen direkt an den Abgrund und zu einem Schafgatter und schlussendlich nochmals zu einer Schutthalde, die wir direkt hinunterspringen.
Nach etwas mehr als 6 Stunden inkl. 5 Pausen sind wir wieder bei den Autos. Der Chef hats eilig, da er kurz vor dem Verdursten ist...;)
Im Resti in Bisisthal gibts dann noch den verdienten Most und ein Stück Kuchen, bevor wir die Heimreise antreten.

Schön wars! Ich hoffe, bald wieder einmal!


  Tour mit dem SAC Bachtel.

Tourengänger: tschiin76
Communities: T6


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Kommentare (8)


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Henrik hat gesagt: Gratulation!
Gesendet am 5. September 2011 um 00:10
...so ebbis wurd ich unter dinere Leitig auch gärn mol mache...

herzlich

Henrik

tschiin76 hat gesagt: RE:Gratulation!
Gesendet am 5. September 2011 um 11:37
Danke! Au fürs entgegebrachte Vertraue!:)

Herzlich
JEanny

chamuotsch hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 5. September 2011 um 07:25
Hey Jeanny!! Super, he!! Das freut mi für di!! Tolli Tour! Und mir si in Vancouver ahcho....
Grüessli chamuotsch

MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 5. September 2011 um 10:42
Ein herrlicher Berg, gell! Dein Bericht und Deine Bilder - ganz toll!

LG

tschiin76 hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. September 2011 um 11:40
Danke euch fürs Kompliment!
Ja, das ist auch sozusagen einer eurer HAusberge!:)

Wunderschöne Gegend, da war ich sicher nicht zum letzten Mal!;)
Habe gestern auch noch euren Bericht gelesen, da hattet ihr ja auch noch T6-Aspiranten dabei...;)

Bei uns in der Sektion war die Tour mit T5 ausgeschrieben, im Alpinführer habe ich gesehen, dass sie mit T6 bewertet wird..ok, was auch immer...;)

Pere hat gesagt:
Gesendet am 5. September 2011 um 15:47
Bonjour,
Estupenda excursión !
saludos

tschiin76 hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. September 2011 um 07:23
gracias!
era lo mejor para mi este verano!
saludos

rbaumann hat gesagt: Schnäbeli rauf
Gesendet am 26. Juni 2020 um 21:37
Hallo tschiin76

Kurze Frage bei welcher Du sicher helfen kannst... wir möchten vom Lang Boden her kommend über das Schnäbeli rauf überBrätt in Richtung Alpler See. Ist der Aufschwung über das Schnäbeli nach Deiner Erfahrung machbar und wie würdest Du das einschätzen (Schwierigkeit)?

Danke und Gruess
reto


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