Zuckerhütl
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Wir treffen uns in Sölden. Wir sind eine Gruppe von drei Paaren, die allesamt selbständiger im Gebirge werden wollen. Als wir mit unserem Führer Gerhard zu siebt sind, fahren wir mit dem Maxitaxi hinauf zu Fiegl's Hütte, wo unsere Ausbildungstage auf der Hildesheimer Hütte tatsächlich (das heißt; fußläufig) beginnen. Es geht zunächst wenig steil Tal einwärts auf einem Fahrweg. Das ist auch gut so, denn einige aus unserer Gruppe sind mit Gepäck ausgerüstet, als wollten sie für ihren Umzug auf die Hildesheimer Hütte die erste riesige Ladung befördern.
Wir haben dieses Problem naturgemäß nie, denn wir reisen mit unserem Motorrad immer zu zweit und deshalb schon "gepäckoptimiert" an. Ein bisschen amüsiert sind wir schön, lassen uns aber nichts anmerken, zu den Umzugskoffern sind ja auch noch die Ausbildungsgegenstände wie Seil usw. zu tragen.
Glückliche Mienen, als wir an der Transportseilbahn sind, und diese gegen Gebühr auch tatsächlich die ganzen Materialien hinauf befördert. Auch wir lassen es uns gefallen und stecken unseren Rucksack in die Gondel. Hinauf zur Hildesheimer Hütte gibt es zwei Wege. Wir nehmen den direkteren, der natürlich dann auch der steilere ist. Es sind immerhin ca. 900 Höhenmeter bis zur Hütte und so vergehen fast drei weitere Stunden in denen wir gemütlich zur Hütte hochschlendern.
Schon bald sieht man die Hütte weit oben und steil über uns. Später rechts davon ein eindrucksvoller Gipfel in Eis gehüllt. Aber es ist nicht das Zuckerhütl, das wir in wenigen Tagen besteigen möchten. Nein, es ist die Pfaffenschneide, die mit 3498 Meter Höhe unserem Gipfel kaum unterliegt, diesen aber jederzeit optisch abschirmt. So bekommen wir unser Ausbildungsziel kein einziges Mal zu Gesicht, bevor wir es erklimmen.
Die Ausbildungstage verlaufen planmäßig nur die Wetterentwicklung tut es nicht entsprechend. Für unseren Gipfeltag den Donnerstag ist eine kräftige Kaltfront vorhergesagt, und so entscheidet Gerhard, dass wir einen Tag früher den Gipfel angehen und einen der Ausbildungstage auf den "schlechten Donnerstag" legen.
Am Morgen verlassen wir die Hütte beim Hell werden. Es ist eiskalt und der Himmel ist glasklar. Der Weg führt uns kurz nach der Hütte bereits durch eine steile Felswand in der eine Rinne nach schräg unten führt, diese Rinne ist komplett mit einem Stahlseil versichert, so dass man sich dort wie in einem Klettersteig nach unten arbeiten kann.
Die nächste Klippe ein Bach wird von einem (scheinbar soliden) Altschneefeld überspannt. Auf diesem Wege lassen wir den Bach rasch hinter uns. Im weiteren Verlauf geht es über eine längere Passage bei welcher wir grobes Geröll und große Blöcke überschreiten. Mit etwas Vorsicht beim Gehen schaffen wir es alle, ohne dass sich jemand die "Knieabwärtsgegend" verschandelt.
Als wir am Gletscher ankommen teilt uns Gerhard in zwei Gruppen, die zweite soll ich mit etwas Abstand führen. Der Tritt auf den Gletscher kommt mir vor als würde ich nun einen städtischen Gehweg betreten. Der Gletscher ist steinhart mit Firn überzogen der über Nacht nur leicht gepudert worden ist. Der Harschdeckel hat keinerlei Unebenheiten. So können wir den recht flachen Gletscher im Spazierschritt hinauf zum Pfaffenjoch erklimmen. Das Gehen macht uns keinerlei Probleme und es ist auch sehr griffig, so dass wir locker ohne Steigeisen gehen können.
Als wir durch das Joch auf die andere Seite steigen, ist es allerdings vorbei mit dem Spazierengehen. Die Firnauflage ist weniger hart und wir sind immer in einer 20 bis 30 cm tiefen Schneedecke unterwegs. Wir umgehen das Zuckerhütl mit seiner steilen Nordwand um auf klassischem Wege um vom Pfaffensattel aus aufzusteigen.
Als wir am Fels ankommen lösen wir unsere Dreier- und Viererseilschaft auf, wir steigen in Zweiergruppen in Richtung Gipfel. Unser Einstig erfolgt nicht in der Rinne, sondern etwas links davon, so haben es auch die meisten vor uns heute und in den letzten Tagen getan. Mir erscheint das auch sehr sinnvoll, auch wenn die Rinne noch optischer Einschätzung einfacher zu klettern gewesen wäre (Steinschlag!).
Der Übergang vom Eis in den Fels war nun bei unserer Schneelage auch schon die schwierigste Kletterstelle bis zum Gipfel. Ich als Wanderer muss ich hier schon mal kurz innehalten und die Lage der Griffe orten und für mich einsortieren. Ich würde das schon als Klettern II bezeichnen, nach drei Metern wird es aber schon deutlich leichter. Erschwerend wirkt hier auch, dass sehr viel Felsgekrümel auf den flachen Stellen liegt, ja genau immer da, wo ich greifen oder stehen möchte.
Ich putze meine Greif- und Steigstellen immer vorsichtig aus, damit ich gut und sicher unterwegs bin; ist es doch meine erste Tour, bei der ich alleine mit meiner Liebsten an einem Seil im Fels unterwegs bin. Die Kletterei zieht sich etwas in die Länge, weil einige Erschwernisse zu meistern sind. Wir sind als Frischlinge sowieso erst einmal langsam. Ich sichere immer brav an allen Haken. Es ist ordentlich was los (haben wohl alle den Wetterbericht von Morgen schon im Kopf). Und im oberen Bereich kommen natürlich auch schon die ersten wieder herunter.
Nun gut. Wir kommen alle gut oben an und haben unser Gipfelglück gefunden. Und alle sind wir wieder gut über unser Felsabenteuer nach unten geklettert. Was der Gletscher uns jetzt aber bietet ist natürlich eine klare Sache. Wir gehen im weißen Sumpf und sputen uns nun gewaltig da möglichst schnell wieder raus zu kommen. Der Lerneffekt ist eindeutig. Wir haben alles richtig gemacht, müssen aber am Fels deutlich schneller werden, oder eben eine gute Latte früher starten.
Wir kommen dann am Ende wieder zum dem Bach mit der ach so stabilen Schneebrücke, die heute im Laufe des Tages auch gewaltig gelitten hat. Wo wir am Morgen keine Sekunde gezögert hatten, machen wir jetzt erst mal ein besorgtes Gesicht. Dann peilen wir die Lage: nach unten ist der Umweg zu weit, wir entscheiden uns etwas nach oben zu gehen und es dort zu versuchen.
Als wir gerade losgehen, passiert dann aber doch das Unvorhersehbare. Einer der Männer muss den Macho raushängen und steigt auf die nassen Felsen und über den reißenden Bach. Ich denke noch; was für ein ..., wenn der Ausrutscht, dann ist der weg! Als er (glücklicherweise) aber mit heroischer Miene drüben ankommt, steigt auch noch unser "Chef" hinterher, wohl denkend, er könnte mit dem Ausreiser auf der anderen Seite eine Seilbrücke bauen um uns herüberzuholen.
Ich bin fassungslos über so einen Schwachsinn zumal bei einem Ausbildungskurs!
Das steigt der Ausbilder seinem entlaufenen Schäfchen hinterher und hat selbst dann noch mit seinem Pickel größte Mühe auf der anderen Seite wieder "an Land" zu kommen, denn drüben ist das Gelände nicht so schön felsig wie hier, sondern gleicht eher einer steilen feinsandigen Schutthalde.
Der Bach ist so laut, dass wir die beiden auf der anderen Seite nicht richtig hören können. Ich wende mich schnurstracks nach rechts und beginne meinen Umweg nach oben wie eigentlich, denn keine 15 Höhenmeter weiter oben gibt es eine weitere Schneebrücke die uns sicher nach drüben geleiten wird. Als wir dort ankommen erscheint diese auch nicht mehr 100%ig solide und so seilen wir uns an, als wir langsam einzeln hinübergehen.
Als wir wieder bei den Entlaufenen sind ist die Stimmung plötzlich gespannt. Aha, denke ich. Unserem Leiter ist klar, dass er hier einen Riesenbock geschossen hat. Ich bin ihm nicht böse.
Ich denke eher daran, dass ich schon wahnsinnig viel von ihm gelernt habe. Und ich bin auch dankbar, dass meine Frau und ich nun einen ersten Gipfel mit Eis und Fels in einer eigenen Seilschaft ohne weitere Anleitung oder Führung geschafft haben. Viel Respekt habe ich auch vor der mutigen Entscheidung und hier frei klettern zu lassen, wenn es auch nicht schwierig war; aber immerhin trägt er eine große Verantwortung (er führt die erste Dreierseilschaft und zwei Zweierseilschaften kommen hinterher. Auf Fehler hätte er nicht reagieren können). Und wie man sieht kann auch so ein alter Hase noch schnell einen Fehler machen.
Am nächsten Morgen ist die Kaltfront schon eingetroffen und hat uns 15 cm Schnee hingeworfen. Gleich haben ein paar Gäste einen Schneemann gebaut. Wir haben heute keine Lust auf Ausbildung. Wir lassen die Gruppe ins weiße Nichts ziehen und tun uns selbst einen schönen Tag auf der Hütte an. Wir haben viel Spaß, vor allem mit dem Hüttenwirt.
In der nächsten Nacht macht die Front ihr Werk komplett. Ich schätze wir haben 40 bis 50 cm Schnee. Nach dem Frühstück brechen wir auf ins Tal. Obwohl uns der Hüttenwirt zusichert, dass wir den steilen Weg gehen könnten, wählen wir lieber den flacheren und längeren. Den kennen wir zwar nicht vom Aufstieg. Er erscheint uns aber der risikoärmere.
Wir versuchen den Wegverlauf zu erahnen und diesem zu folgen. Immer wieder stehen wir aber da und sehen keinerlei Hinweise mehr, wie es weitergehen könnte. Dann schwärmen wir aus und suchen nach möglichen Mulden oder Ähnlichem. Die Wegfindung ist bisweilen schwierig, aber wir arbeiten uns nach und nach hinunter. In etwa 2200 Meter als wir fast die Talsohle erreicht haben wird die Sicht besser und es geht zügiger.
Bei Fiegl's Hütte liegt dann kein Schnee mehr. Wir fahren wieder mit dem Taxi nach unten, dass uns der Hüttenwirt freundlicherweise gerufen hat.
Bis auf den "Ausrutscher" am Bach eine tolle Ausbildungszeit mit einem herrlichen Gipfel bei bestem Wetter. Und wer weiß; auch von Fehlern lernt man bekanntermaßen. Vieleicht war die Bachstory in diesem Zusammenhang nicht mal so falsch...
Danke Gerhard für alles!
Wir haben dieses Problem naturgemäß nie, denn wir reisen mit unserem Motorrad immer zu zweit und deshalb schon "gepäckoptimiert" an. Ein bisschen amüsiert sind wir schön, lassen uns aber nichts anmerken, zu den Umzugskoffern sind ja auch noch die Ausbildungsgegenstände wie Seil usw. zu tragen.
Glückliche Mienen, als wir an der Transportseilbahn sind, und diese gegen Gebühr auch tatsächlich die ganzen Materialien hinauf befördert. Auch wir lassen es uns gefallen und stecken unseren Rucksack in die Gondel. Hinauf zur Hildesheimer Hütte gibt es zwei Wege. Wir nehmen den direkteren, der natürlich dann auch der steilere ist. Es sind immerhin ca. 900 Höhenmeter bis zur Hütte und so vergehen fast drei weitere Stunden in denen wir gemütlich zur Hütte hochschlendern.
Schon bald sieht man die Hütte weit oben und steil über uns. Später rechts davon ein eindrucksvoller Gipfel in Eis gehüllt. Aber es ist nicht das Zuckerhütl, das wir in wenigen Tagen besteigen möchten. Nein, es ist die Pfaffenschneide, die mit 3498 Meter Höhe unserem Gipfel kaum unterliegt, diesen aber jederzeit optisch abschirmt. So bekommen wir unser Ausbildungsziel kein einziges Mal zu Gesicht, bevor wir es erklimmen.
Die Ausbildungstage verlaufen planmäßig nur die Wetterentwicklung tut es nicht entsprechend. Für unseren Gipfeltag den Donnerstag ist eine kräftige Kaltfront vorhergesagt, und so entscheidet Gerhard, dass wir einen Tag früher den Gipfel angehen und einen der Ausbildungstage auf den "schlechten Donnerstag" legen.
Am Morgen verlassen wir die Hütte beim Hell werden. Es ist eiskalt und der Himmel ist glasklar. Der Weg führt uns kurz nach der Hütte bereits durch eine steile Felswand in der eine Rinne nach schräg unten führt, diese Rinne ist komplett mit einem Stahlseil versichert, so dass man sich dort wie in einem Klettersteig nach unten arbeiten kann.
Die nächste Klippe ein Bach wird von einem (scheinbar soliden) Altschneefeld überspannt. Auf diesem Wege lassen wir den Bach rasch hinter uns. Im weiteren Verlauf geht es über eine längere Passage bei welcher wir grobes Geröll und große Blöcke überschreiten. Mit etwas Vorsicht beim Gehen schaffen wir es alle, ohne dass sich jemand die "Knieabwärtsgegend" verschandelt.
Als wir am Gletscher ankommen teilt uns Gerhard in zwei Gruppen, die zweite soll ich mit etwas Abstand führen. Der Tritt auf den Gletscher kommt mir vor als würde ich nun einen städtischen Gehweg betreten. Der Gletscher ist steinhart mit Firn überzogen der über Nacht nur leicht gepudert worden ist. Der Harschdeckel hat keinerlei Unebenheiten. So können wir den recht flachen Gletscher im Spazierschritt hinauf zum Pfaffenjoch erklimmen. Das Gehen macht uns keinerlei Probleme und es ist auch sehr griffig, so dass wir locker ohne Steigeisen gehen können.
Als wir durch das Joch auf die andere Seite steigen, ist es allerdings vorbei mit dem Spazierengehen. Die Firnauflage ist weniger hart und wir sind immer in einer 20 bis 30 cm tiefen Schneedecke unterwegs. Wir umgehen das Zuckerhütl mit seiner steilen Nordwand um auf klassischem Wege um vom Pfaffensattel aus aufzusteigen.
Als wir am Fels ankommen lösen wir unsere Dreier- und Viererseilschaft auf, wir steigen in Zweiergruppen in Richtung Gipfel. Unser Einstig erfolgt nicht in der Rinne, sondern etwas links davon, so haben es auch die meisten vor uns heute und in den letzten Tagen getan. Mir erscheint das auch sehr sinnvoll, auch wenn die Rinne noch optischer Einschätzung einfacher zu klettern gewesen wäre (Steinschlag!).
Der Übergang vom Eis in den Fels war nun bei unserer Schneelage auch schon die schwierigste Kletterstelle bis zum Gipfel. Ich als Wanderer muss ich hier schon mal kurz innehalten und die Lage der Griffe orten und für mich einsortieren. Ich würde das schon als Klettern II bezeichnen, nach drei Metern wird es aber schon deutlich leichter. Erschwerend wirkt hier auch, dass sehr viel Felsgekrümel auf den flachen Stellen liegt, ja genau immer da, wo ich greifen oder stehen möchte.
Ich putze meine Greif- und Steigstellen immer vorsichtig aus, damit ich gut und sicher unterwegs bin; ist es doch meine erste Tour, bei der ich alleine mit meiner Liebsten an einem Seil im Fels unterwegs bin. Die Kletterei zieht sich etwas in die Länge, weil einige Erschwernisse zu meistern sind. Wir sind als Frischlinge sowieso erst einmal langsam. Ich sichere immer brav an allen Haken. Es ist ordentlich was los (haben wohl alle den Wetterbericht von Morgen schon im Kopf). Und im oberen Bereich kommen natürlich auch schon die ersten wieder herunter.
Nun gut. Wir kommen alle gut oben an und haben unser Gipfelglück gefunden. Und alle sind wir wieder gut über unser Felsabenteuer nach unten geklettert. Was der Gletscher uns jetzt aber bietet ist natürlich eine klare Sache. Wir gehen im weißen Sumpf und sputen uns nun gewaltig da möglichst schnell wieder raus zu kommen. Der Lerneffekt ist eindeutig. Wir haben alles richtig gemacht, müssen aber am Fels deutlich schneller werden, oder eben eine gute Latte früher starten.
Wir kommen dann am Ende wieder zum dem Bach mit der ach so stabilen Schneebrücke, die heute im Laufe des Tages auch gewaltig gelitten hat. Wo wir am Morgen keine Sekunde gezögert hatten, machen wir jetzt erst mal ein besorgtes Gesicht. Dann peilen wir die Lage: nach unten ist der Umweg zu weit, wir entscheiden uns etwas nach oben zu gehen und es dort zu versuchen.
Als wir gerade losgehen, passiert dann aber doch das Unvorhersehbare. Einer der Männer muss den Macho raushängen und steigt auf die nassen Felsen und über den reißenden Bach. Ich denke noch; was für ein ..., wenn der Ausrutscht, dann ist der weg! Als er (glücklicherweise) aber mit heroischer Miene drüben ankommt, steigt auch noch unser "Chef" hinterher, wohl denkend, er könnte mit dem Ausreiser auf der anderen Seite eine Seilbrücke bauen um uns herüberzuholen.
Ich bin fassungslos über so einen Schwachsinn zumal bei einem Ausbildungskurs!
Das steigt der Ausbilder seinem entlaufenen Schäfchen hinterher und hat selbst dann noch mit seinem Pickel größte Mühe auf der anderen Seite wieder "an Land" zu kommen, denn drüben ist das Gelände nicht so schön felsig wie hier, sondern gleicht eher einer steilen feinsandigen Schutthalde.
Der Bach ist so laut, dass wir die beiden auf der anderen Seite nicht richtig hören können. Ich wende mich schnurstracks nach rechts und beginne meinen Umweg nach oben wie eigentlich, denn keine 15 Höhenmeter weiter oben gibt es eine weitere Schneebrücke die uns sicher nach drüben geleiten wird. Als wir dort ankommen erscheint diese auch nicht mehr 100%ig solide und so seilen wir uns an, als wir langsam einzeln hinübergehen.
Als wir wieder bei den Entlaufenen sind ist die Stimmung plötzlich gespannt. Aha, denke ich. Unserem Leiter ist klar, dass er hier einen Riesenbock geschossen hat. Ich bin ihm nicht böse.
Ich denke eher daran, dass ich schon wahnsinnig viel von ihm gelernt habe. Und ich bin auch dankbar, dass meine Frau und ich nun einen ersten Gipfel mit Eis und Fels in einer eigenen Seilschaft ohne weitere Anleitung oder Führung geschafft haben. Viel Respekt habe ich auch vor der mutigen Entscheidung und hier frei klettern zu lassen, wenn es auch nicht schwierig war; aber immerhin trägt er eine große Verantwortung (er führt die erste Dreierseilschaft und zwei Zweierseilschaften kommen hinterher. Auf Fehler hätte er nicht reagieren können). Und wie man sieht kann auch so ein alter Hase noch schnell einen Fehler machen.
Am nächsten Morgen ist die Kaltfront schon eingetroffen und hat uns 15 cm Schnee hingeworfen. Gleich haben ein paar Gäste einen Schneemann gebaut. Wir haben heute keine Lust auf Ausbildung. Wir lassen die Gruppe ins weiße Nichts ziehen und tun uns selbst einen schönen Tag auf der Hütte an. Wir haben viel Spaß, vor allem mit dem Hüttenwirt.
In der nächsten Nacht macht die Front ihr Werk komplett. Ich schätze wir haben 40 bis 50 cm Schnee. Nach dem Frühstück brechen wir auf ins Tal. Obwohl uns der Hüttenwirt zusichert, dass wir den steilen Weg gehen könnten, wählen wir lieber den flacheren und längeren. Den kennen wir zwar nicht vom Aufstieg. Er erscheint uns aber der risikoärmere.
Wir versuchen den Wegverlauf zu erahnen und diesem zu folgen. Immer wieder stehen wir aber da und sehen keinerlei Hinweise mehr, wie es weitergehen könnte. Dann schwärmen wir aus und suchen nach möglichen Mulden oder Ähnlichem. Die Wegfindung ist bisweilen schwierig, aber wir arbeiten uns nach und nach hinunter. In etwa 2200 Meter als wir fast die Talsohle erreicht haben wird die Sicht besser und es geht zügiger.
Bei Fiegl's Hütte liegt dann kein Schnee mehr. Wir fahren wieder mit dem Taxi nach unten, dass uns der Hüttenwirt freundlicherweise gerufen hat.
Bis auf den "Ausrutscher" am Bach eine tolle Ausbildungszeit mit einem herrlichen Gipfel bei bestem Wetter. Und wer weiß; auch von Fehlern lernt man bekanntermaßen. Vieleicht war die Bachstory in diesem Zusammenhang nicht mal so falsch...
Danke Gerhard für alles!
Tourengänger:
schimi

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