Cevedale 3769m - Paradegipfel in der Ortlergruppe


Publiziert von Jackthepot , 29. Juli 2011 um 22:19.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 2 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   Gruppo Monte Cevedale 
Zeitbedarf: 1 Tage 12:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:Parkplatz Rif. Gh. dei Forni - Rif Pizzini - Rif Casati - Cevedale - und zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Höllenritt aus Deutschland: Bodensee -Rheintalautobahn - Arlbergpass - Landeck Reschenpass - Prad - Stilfser Joch - Bormio - St. Caterina Valfurva. Am Ortseingang links auf schmalem Sträßchen zum Berghotel Rifugio Albergo Ghiacciaio dei Forni auf 2178m - Parkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:Pizzinihütte 2700m Casatihütte 3269m
Kartennummer:Tabacco Nr. 8 - Ortlergebiet

Kaum vergehen 24 Jahre, schon steht man wieder einmal auf dem höchsten Gipfel des Trentino - dem Monte Cevedale. Damals kamen wir von der Suldener Seite über den Eisseepass. Dieses Mal erfolgte der Aufstieg von Südwesten her durch das Val di Cedec über die Pizzini-Hütte zur Casati-Hütte und von dort am nächsten Tag zum Gipfel.

Der Aufstieg zur Casatihütte: vom Parkplatz beim Berghotel Rifugio Albergo Ghiacciaio dei Forni auf 2178m geht's auf gutem Fahrweg ein paar Kehren sehr steil 100mH den Südhang eines vom Monte Confinale-Kamm herabziehenden Bergrückens (die sog. Monte del Forni) hinauf. In der letzten Kehre könnte man weiter über bewaldete Almen steil bergan steigen und den Panoramaweg zur Pizzinihütte gehen, wir entschieden uns für die bequemere Variante und blieben auf dem nun flacheren Fahrweg. Dieser schwenkt alsbald nach Norden ins Val Cedec. Schon bald ist der Talschluss sichtbar, der von dem alles überragenden, gleichmäßigen Kegel der Königspitze dominiert wird. Und irgendwo weit dahinten liegt kaum sichtbar auch die Pizzini-Hütte - ein schier nicht enden wollender Hatscher - vor allem dem mit schwerem Tourenrucksack. Nach ca. 1/3 der Strecke laden ein paar Holzbänke zum Rasten ein. Schon bald entdeckt man weit oben an der östlichen Talumrandung, oben am Grat eine Hütte (Bergstation des Versorgungslifts der Casati-Hütte). Diese markiert quasi das heutige Tagesziel. Oberhalb der Pizzini-Hütte schwenkt der Fahrweg ostwärts und führt durch die weiten Endmoränen-Geröllfelder des Zebruferners, hunderte Schmelzwasserbächlein querend auf eine öde braune Geröllhalde zu. Über diese führt über einen guten, teils steilen Steig die Schlußetappe hinauf ins Langenferner Joch (Passo di Cevedale). Am Joch öffnet sich sich der Blick nach Osten über die weiten Gletscherflächen des Langenferners und gleich 100m schräg gegenüber steht (Gott sei Dank) der stolze Bau der riesigen Casati-Hütte.

Der Gipfelanstieg:  Von der Hütte nach rechts, Südosten, auf den flachen Gletscher. Die Trasse führt über zwei Aufschwünge (im Hochsommer vereinzelt Spalten) und einen sehr weitläufigen, nur wenig ansteigenden Gletscherrücken an den Fuß der steilen Nordwestflanke von Zufallspitze und Monte Cevedale. Nun steil nach rechts empor. Die Querung der deutlich erkennbaren Randkluft, welche die Flanke in halber Höhe durchzieht, war unproblematisch, weil mit noch reichlich Schnee bedeckt. Man quert weiterhin die ca. 40° steile NW-Flanke steil ansteigend in Richtung Cevedalegipfel. Aus Tourenberichten/Fotos kann man entnehmen, dass es hier im Spätsommer oftmals  Blankeis gibt, was die sonst rechte einfache Gipfelbesteigung (wegen der Steilheit) äußerst heikel werden läßt.  Schließlich erreicht man deutlich rechts des markanten Felszahns die Gratschneide zwischen Zufallspitze und Monte Cevedale. Nun nach rechts ein letzten steilen Firnhang empor und dann gelangt man auf der recht ebenen, aber schmalen Firnschneide zum felsigen Gipfel.

Der Fernblick vom Gipfel des Cevedale ist im Osten, Süden, Westen schier grenzenlos - kein höherer Berg versperrt die Sicht. Von NO nach W: Ötztaler Alpen, Stubai, Dolomiten, Brenta, die Adamello-Presanella-Gruppe unzählige Engandiner Gipfel bis hin zum Monte Disgrazia und zur Bernina-Gruppe. Im Norden bilden Ortler und Königsspitze den atemberaubenden Blickfang.

Der Abstieg: Erst nach 1h des Schauens machten wir uns auf den Rückweg. Leider konnte ich meinen Bergkameraden nicht zu einem kleinem (ca. 1h) Abstecher auf die Zufallspitze überreden so stiegen wir auf gleichem Weg wie beim Anstieg durch die NW- Flanke des Cevedales ab. Wir wollten zuerst nicht zur Casatihütte zurück, sondern über den Cedec-Gletscher direkt zur Pizzinihütte absteigen, die Route war vom Gipfel einsehbar und einprägsam. Doch leider starteten wir dieses Unterfangen zu weit nördlich aus dem weiten, flachen oberen Gletscherbecken des Zufallferners heraus und befanden uns alsbald in einem extrem steilen, 200 - 300m hohen (tiefen) Gletscherhang, bei dem man -wegen der zunehmenden Steilheit- noch nicht mal den weiteren Verlauf einsehen konnte und uns schließlich zum Umkehren zwang. Wir hätten näher am Fuß der Nordwestflanke des Cevedale den Abstieg angehen sollen, hier wäre der Gletscher nicht ganz so steil gewesen und "terrassenförmig" verlaufen.
Etwas gefrustet machten wir uns also in Richtung Casatihütte auf den Weg und genossen dabei das immer höher in den Himmel wachsende Gipfelpaar Ortler und Königsspitze im Norden. Inzwischen hatten sich die Firnverhältnisse so weit verschlechtert, dass wir uns sehr kräfteraubend und langsam durch den sulzigen, teils knietiefen Pappschnee bis zur "rettenden" Hütte voranarbeiten mussten. Ein kühles Bierchen, Capuccino und ein guter Apfelkuchen entschädigten schließlich für die "Torturen". Der Hüttenwirt erzählte uns, das heute (SA -> SO) die Hütte ausgebucht sein, wovon aber noch gar nichts zu sehen war und uns sehr verwunderte.

Doch kaum hatten wir die ersten Abstiegsmeter in Richtung Pizzini-Hütte hinter uns gebracht, kam die Völkerwanderung uns schon entgegen. Der Ansturm von vielen, vielen italienischen Bergsteigergruppen hielt die folgenden 3h bis hinunter zum Parkplatz in 2178m Höhe ununterbrochen an ... wir sahen schon die Pressemeldung vor uns: "Kilometerlanger Stau am Cevedale-Gipfelhang...mehrere Stunden ging gar nichts mehr ..." ;-)

Müde, aber sehr zufrieden erreichten wir nach 500mH Aufstieg und 3x 500mH Abstieg den überfüllten Parkplatz in der Gewissheit, dass es hier noch einige lohnende Ziele gibt, die wir ersteigen wollen. Wir kommen wieder.


Tourengänger: Jackthepot


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Kommentare (1)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 30. Juli 2011 um 09:18
Servus Harald!

Echt schöne Tour in einer herrlichen Umgebung!

Beste Grüße, G.


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