Scheitern im Schnee - "Trostpflaster" Cevedale (3.769 m)


Published by Manu81 , 4 February 2025, 22h53.

Region: World » Italy » Lombardy
Date of the hike:21 June 2024
Mountaineering grading: PD+
Snowshoe grading: WT4 - High-level snowshoe hike
Waypoints:
Geo-Tags: I   Gruppo Monte Cevedale 
Access to start point:Valle dei Forni
Accommodation:Rifugio Pizzini (sehr zu empfehlen!)

Nachdem wir unser Wetterglück 2023 auf der Spaghettirunde im Wallis wohl komplett aufgebraucht haben, trifft es uns 2024 in den südlichen Ortleralpen leider ziemlich hart. Schon in den Tagen vor der Tour wird klar, dass wir die Tour nicht wie geplant (Pizzini – Suldenspitze – Casati – Cevedale – Monte Rosole – Palon de la mare – Monte Vioz – Vioz-Hütte) durchführen können. Die Vioz-Hütte ist aufgrund des vielen Altschnees noch zu und die Casati-Hütte wird aufgrund ihres desolaten Zustandes garnicht mehr aufgemacht. Da der Schnee noch runter bis zur Pizzini richtig hoch liegt, nehmen wir Schneeschuhe mit. Aber auch die Wetterprognose sieht nicht so rosig aus. Ein schöner Tag ist angesagt – die restlichen Tage werden sehr durchwachsen...

 

21.06.2024

Am Anfahrtstag laufen wir aus dem Valle dei Forni entspannt die 5 km zur Pizzini-Hütte in ca. 1:30 h hoch. Um das halbwegs passable Wetter des Anfahrtstages noch auszunutzen, gehen wir noch mit Schneeschuhen auf den Cima Zebru (3.119 m) – mein erster Schneeschuh-Dreitausender :-). Insgesamt ein einfacher Schneehatscher mit ein paar steileren Aufschwüngen am Grat (ab Pizzini ca. 4,5 km und 460 HM).

 

22.06.2024

Der zweite Tag soll dann wettermäßig auch der Beste sein. Daher steht der Höhepunkt auf dem Programm: der Cevedale. Wir stehen früh auf und steigen im Dunklen mit Schneeschuhen in Richtung Casati-Hütte. Die Altschneehänge ziehen ganz schön Kraft, da man doch teilweise trotz Schneeschuhen ziemlich einsinkt. An der Cassati seilen wir an und steigen die zunächst sehr flachen Gletscher nach Südosten Richtung Cevedale. Wir erreichen recht zügig die Gipfelflanke, welche uns doch sehr überrascht: wir blicken auf eine eisige und auch sehr steile Flanke. Nach rechts wird die Flanke etwas weniger steil, hat aber keinen Auslauf wie der westliche Teil. Aufgrund dieses Risikos bei einem Absturz entscheiden wir, eher weiter links in dem noch steileren Wandteil aufzusteigen. Unser Tourenleiter schlägt perfekte Stufen in die Flanke und so steigen wir äußerst bedächtig und vorsichtig die Eisflanke hoch. Tja. Der Cevedale – ein einfacher Gletscherspaziergang. Das war einmal. In Zeiten abschmelzender Gletscher verändert sich das Hochgebirge halt in aller Regel nicht zum Besseren...

Jedenfalls schaffen wir es dann auch gut hoch zum Grat, welcher moderat ausgesetzt zum Gipfel des Cevedale (3.769 m) führt. Der Cevedale ist ein wirklich toller Aussichtsberg – insbesondere die Königsspitze zeigt sich von ihrer Sahneseite. Was für ein schöner Berg – eine perfekt symmetrische Pyramide.

Nach einer kurzen Gipfelrast stellt sich nun die Frage, wie es weitergeht. Der Grat des Monte Rosole scheint noch stark verschneit und überwechtet zu sein. Dennoch wollen wir den Palon de la mare noch nicht komplett abschreiben und versuchen einen weiten Bogen links am Monte Rosole vorbei. Aufgrund des stark aufgeweichten Schnees zieht sich dieser Bogen jedoch dermaßen, dass wir nach etwa 400 HM Abstieg entscheiden, wieder zurück über den Cevedale und die Cassati zur Pizzini abzusteigen. Und der Wiederanstieg zum Cevedale bei tief durchweichtem Sulz und der brennenden Sonne im Nacken wird nun zur Tortur. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir wieder oben am Cevedale an und gehen den Grat zurück zur Eisflanke. Im Abstieg ist diese Flanke noch eine Spur kitzliger und wir setzen auch jeden Tritt äußerst bewusst. Aber auch das ist dann bald geschafft und wir steigen weiter im tiefen Sulz zur Casati-Hütte ab. Dort seilen wir ab und steigen über die Altschneefelder durch wässrigen Sulz zur Pizzini. Wir haben den Eindruck, aus den vorherrschenden Verhältnissen noch das Beste gemacht zu haben...
 

23.06.2024

Der nächste Morgen empfängt uns mit Neuschnee und Schneeregen. Außer einem kleinen Abstecher zum Passo Zebru (3.005 m) – gegen den Hüttenkoller – können wir heute leider nichts machen.

 

24.06.2024

Am Abstiegstag entscheiden wir es doch noch mit der Suldenspitze zu versuchen. Wir steigen also wieder mit Schneeschuhen die Flanke zur Cassati hoch und landen oben – im whiteout. Also: keine Chance, umdrehen!

 

Wir steigen also etwas frustriert zur Pizzini ab, packen unsere Sachen und laufen runter zu den Autos. Dennoch warens schöne Tage, und die Pizzini-Hütte kann ich nur allerwärmstens empfehlen. Hier bekommt man auch ein paar Tage schlechtes Wetter ohne Weiteres gut rum...

 


Hike partners: Manu81


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