Einsame Gletschertour Biv. Leonessa zur Ref. Chabod -über Finestra di Tzasset 3633m-


Publiziert von DD_Alpi , 5. Juli 2011 um 12:43.

Region: Welt » Italien » Aostatal
Tour Datum:31 August 2009
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 723 m
Abstieg: 883 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ausgangspunkt Biv. Leonessa -> erreichbar von Cogne aus (Bus, oder Auto abstellen) ca. 4...5 h
Kartennummer:IGC Italien WK 101 Gran Paradiso

31.08.2009 Gletschertour Biv. Leonessa zur Ref. Chabod -über Finestra di Tzasset 3633m-


Der hochalpine Übergang (Gran Paradiso-Kette) Finestra di Tzasset 3638m (Ostseite von Biv. Leonessa kommend)


Im Rahmen des Bergsteigeurlaubs im Sommer 2009 suchten wir (5 Dresdner Alpenfreunde) uns den Gran Paradiso Nationalpark in den Grajischen Alpen als großes Tourenziel aus. Wenige Seilbahnen, tolle Tierwelt, schönste Natur und ein gutes Netzwerk von Biwakhütten waren ausschlaggebend. Insgesamt waren wir 11 Tage Unterwegs und haben nur aus dem Rucksack gelebt und in Biwaks und Hütten übernachtet. Die ganze Unternehmung hatte einen gewissen Trekkingcharakter, gewürzt mit ein paar anspruchsvollen Touren. Den Anfang diese anstrengenden Projekts machte der Monte Emillius. Es folgten ein Versuch die Grivola Südostwand zu bezwingen, eine erfolgreiche Herbetet-Ostgrad-Besteigung als Highlight und der Gran Paradiso als krönender Abschluss neben unzähligen Cols, Finestras (Passübergänge), Gletschern und und und ... In diesem Bericht wird, nachdem wir den Herbetet bestiegen hatten, der Weg vom "Quartier" (Biv. Leonessa) hin zur Ref. Chabod beschrieben ( war als Startpunkt für die Gran Paradiso Tour geplant).


Bivacco Leonessa (2910 m) -> Tzasset-Gletscher -> Finestra di Tzasset (3633 m) -> Montandayne-Gletscher -> Rifugio Chabod (2750 m)

 

Route

Nach unserer anstrengenden und unvergesslichen Tour auf den Herbetet (3778 m) waren wir zum wiederholten Mal gezwungen unseren Zeitplan zu ändern.


So wurde der 30.08.09 einstimmig zu einem Ruhetag auf dem Bivacco Leonessa (2910 m) erklärt. Wir nutzen die Gelegenheit um die eigenen "Batterien" wieder aufzuladen, mit der Heimat zu telefonieren und die atemberaubende Aussicht zu genießen. Nur unser Ausnahmeathlet Tom schmiedete in der Mittagszeit den Plan nach Cogne (1554 m) zu laufen und unsere gesamten Nahrungsvorräte aufzufrischen.

Natürlich musste er am selben Tag mit seinem schweren Rucksack die rund 1400 hm wieder zu uns aufsteigen. Mit der Nacht erreichte Tom mit allen erdenklichen Leckereien das Bivacco und machte zum ersten mal den Eindruck etwas geschafft zu sein. Spät kochten wir köstliche Nudeln, tranken Wein, aßen Obst und besprachen unseren neuen ausgeklügelten Tourenplan.
Das Ziel für den 31.08.09 war die Rifugio Chabod (2750 m), mit der Option auf den Becca di Montandayne (3838 m) zu steigen (siehe KARTE). In der Früh (ca. 6.30 Uhr) machten wir uns gemeinsam auf den Weg. Das Wetter hatten wir auch an diesem Tag auf unserer Seite und so begleiteten uns die wärmenden Sonnenstrahlen unentwegt. Die ersten Meter über die Seitenmoräne des Ghiaccia di Tzasset und dem anschließenden Gletscherflächen waren uns bereits durch die Erkundungstour für den Zustieg zum Herbetet bekannt. Schnell kamen wir voran und erreichten die Zone mit einigen eindrucksvollen Querspalten. Ab diesem Moment gingen wir als Seilschaft zügig durch den recht gut einzusehenden Gletscherbruch in Richtung Col Bonney, unterhalb der Südostwand des Herbetet vorbei.
 







Gegen 10:30 Uhr entschieden wir uns aus Zeitgründen nicht auf den Becca di Montandayne zu steigen, sondern über den Übergang der Finestra (=Lücke, Col) di Tzasset westseitig abzusteigen. Diese Entscheidung fiel zwar nicht leicht, war jedoch die einzig vernünftige Lösung für diesen Tag. Die Erfahrung der Herbetet-Tour am Vortag erwies sich somit als lehrreich.

Das Col Bonney schien uns von der Südseite eher schwieriger zu klettern. Also stieg David die erste Seillänge auf die Finestra di Tzasset (3633 m) vor um das Gelände zu erkunden, rutschte dabei - durch das Ausbrechen eines Griffes - wenige Meter auf eine Felsvorsprung. Glücklicherweise verletzte er sich nicht ernsthaft. Nach dem die anderen Teammitglieder, in leichter Kletterei (max. im unteren II. Grad , Stelle III) zu David aufschlossen, berieten wir gemeinsam eine sinnvolle Abstiegsstrategie.

Vorerst versuchten wir uns seilfrei im steinigen und recht steilen exponierten Gelände zu bewegen. Bald erkannten wir jedoch, dass das Abseilen an Felsköpfen die sicherste und wohl schnellste Variante für den Abstieg war. Demnach seilten wir uns Seillänge für Seillänge zum Gletscher hinunter.

Fast jeder Tritt bedeutete auch in diesem Col das lostreten von Steinen und damit eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Seilpartner. Am Ende überwanden wir die Finestra di Tzasset jedoch ohne weitere Probleme und schritten mit Steigeisen an den Schuhen über den stark zurückgegangene Ghiaccia di Montandayne. Mit Erreichen der Endmoräne liefen wir über, das vom Eis glatt geschliffene Gestein, direkt zur Rifugio Chabod und trafen gegen 16:00 Uhr an der bewirtschafteten Hütte ein.
 


Die letzte Aufregung des Tages bescherte uns Alex mit seinen verloren gegangenen Steigeisen. Als Robert und Alex nach gemeinsamer Suche, dabei sind sie in kürzester Zeit wieder bis zur Gletscherfront des Ghiaccia di Montandayne gerannt, mit den Steigeisen im Gepäck ankamen, konnten wir uns dann doch noch gemeinsam auf den Gran Paradiso (4061 m) freuen.

Als kurzes Fazit können wir die Finestra di Tzasset als Übergang vom Bivacco Leonessa zur Rifugio Chabod für jeden empfehlen, der Erfahrung im alpinen Gelände mitbringt, wenngleich das Col Bonney als üblicherer Übergang im Führer (Gran Paradiso, Klotz, Rother Alpinverlag) angegeben wird. Größtes Problem ist sicherlich die Steinschlaggefahr und die ideale Wegfindung in der Brüchigen Westwand.

 


Tourengänger: DD_Alpi


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