Pizzo Campo Tencia (3072 m)


Publiziert von alpinos , 13. Juni 2011 um 19:38.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:12 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Campo Tencia   Gruppo Pizzo Campolungo 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:P. 1365 - Piumagna - P. 1554 - P. 1650 - Cap. Campo Tencia - P. 2271 - P. 2876 - Pizzo Campo Tencia - u.z.
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW via Prato Leventina nach Dalpe; bei Buzza (P. 1206) nach rechts abbiegen und entlang des Wanderweges auf zunächst geteerten, dann gut präpariertem Frostweg zum Wanderparkplatz bei P. 1365

Durch den Schnee in die Wolken - interessante Tour mit wenig Wetterglück

Nach angenehmer Nacht im neuen Alpino-Mobil starteten wir vom Wanderparkplatz bei P. 1365 im Val Piumogna um 5 Uhr in den noch wolkenlosen und recht kühlen Morgen (ca. 5°C). Pizzo Forno und Poncione del Laghetto erglühten in der Morgensonne, während wir auf dem gut ausgebauten Hüttenweg durch den lichten Wald und die frischen grünen Wiesen zur Capanna Campo Tencia (2140 m; 7 Uhr, ca. 1h45min Gehzeit) aufstiegen. Die Sonne erwärmte die Luft und die Temperaturen kletterten endlich über 10°C.

Der weitere Weg zum Pizzo Campo Tencia ist ausreichend gut mit neueren weiß-blau-weißen und älteren weiß-rot-weißen Markierungen versehen. Von der Capanne Campo Tencia ging's nach SW hinunter zum Bach und dann über das große Schotterfeld hinauf in Richtung des Wasserfalls. Das Schotterfeld unterhalb P. 2271 war noch größtenteils mit heute noch hart gefrorenem Schnee gedeckt. Das Schneefeld wurde zunehmend steiler (bis ca. 40° beim Wasserfall) und härter und fast wären die mitgebrachten Steigeisen zum Einsatz gekommen. Der Pickel war aber auf jeden Fall recht hilfreich. Beim gut sichtbaren weiß-blauen Pfeil stiegen wir nach links durch eine teils mit Schnee gefüllte Rinne hinauf. Dann traviersierten wir das zweite, ebenfalls hart gefrorene Schneefeld. Weiter ging's in mehreren Aufschwüngen in leichter Kraxelei (I) und über zwei weitere gefrorene Schneefelder teils etwas ausgesetzt hinauf auf den schwach ausgeprägten Sattel östlich P. 2475.

Nun folgten den Markierungen wir über Felsen, Schotter und zahlreichen, nun weicher werdenden Schneefeldern zu dem brüchigen Aufschwung oberhalb des Gletschersees. Ein kleiner Firngrat erleichterte den Einstieg in das Schuttfeld, der Ausstieg in interessanter Kletterei (II) auf den Grat war fast schneefrei. Dem Grat zunächst folgend, dann nach links in die Flanke ausweichend erreichten wir die Senke unterhalb P. 2857. War der Schnee bis hier noch gut zu begehen erlebten wir nun die mit Abstand schlimmsten Schneebedingungen seit langem: Bruchharsch mit darunterliegendem Faulschnee. Ein Traum! Bei jedem Schritt sanken wir 20-30 cm ein, manchmal knie- oder hüfttief. Entgegen unserer ursprünglichen Planung stiegen wir daher nicht über den Firn zu P. 2974 auf, sondern wanderten zur Bochetta di Croslina (2867 m). Endlich wieder Felsen unter den Füßen, allerdings nicht für lange.

Der anschließende Aufstieg über den NW-Grat war wegen des mühsamen Schnee ebenfalls alles andere als angenehm. Für die verbleibenden 200 Höhenmeter benötigten wir fast eine Stunde. Wir versuchten, die Schneefelder direkt an der Gratkante in den Felsen zu umgehen und nahmen einige Kletterpassagen in Kauf (II), kamen aber trotzdem nur langsam voran. Zu allem Überfluss waren bereits gegen halb neun Wolkenfelder aus Süden ins Gebiet gezogen und hüllten nun den Gipfel ein. Im Nebel erreichten wir gegen zehn Uhr den Gipfel des Pizzo Campo Tencia (3072 m, ca. 4h30min reine Aufstiegszeit).

Tja, blöd! Der Tag hatte so vielversprechend begonnen, nun saßen wir im Nebel und sahen mal ungefähr gar nix. Noch dazu war's kalt. Nur die zerflädderten Tibeter-Fahnen am Gipfelsteinmann flatterten im Wind und gaben der Szenerie etwas Abwechslung. Auf dem selben Weg stiegen wir nun wieder ab. Nein, der Schnee war noch nicht besser geworden und bis zur Btta di Croslina war es ein rechter Krampf. Ab dem Aufschwung beim Gletschersee wurde der Schnee aber besser und wir konnten einige Schneefelder abfahren. Wenigstens einen Vorteil hatten sie heute. Besonders das steile Schneefeld beim Wasserfall, das nun genau richtig angetaut war, war zum Abfahren wunderbar und ließ die Mühen des Gipfelanstieges vergessen. Auch das Wetter wurde wieder besser und es wurde wieder richtig warm. Nach kurzer Rast an der Hütte stiegen wir ins Val Piumogna zu P. 1365 ab.



Eine durchaus lohnende Tour, heute allerdings mit einigen Schwierigkeiten. Die Hoffnung auf guten Trittschnee erfüllte sich leider nur bis ca. 2500 m, darüber war's ne Katastrophe. Wer sich das nicht antun möchte, sollte noch ein paar warme Tage abwarten, bis sich der Schnee auch oberhalb von 2500 m ausreichend gesetzt hat.

Der Gesamtcharakter der Tour liegt für uns im obereren T4-Bereich. Der Weg ist durchgehen markiert und auch bei Schnee gut zu finden. Es gibt aber durchaus je nach Routenwahl am NW-Grat einige, teils ausgesetzte Kletterstellen im II. Grad, was eine Bewertung mit T5 rechtfertigt.

Je nach Verhältnissen sind Pickel und Steigeisen gut zu gebrauchen.

Tourengänger: alpinos


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Geodaten
 6314.gpx PizzoCampoTencia

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