Überschreitung Pizzo Campo Tencia


Publiziert von faebu95 , 16. August 2020 um 23:08.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum: 7 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Campo Tencia   Gruppo Pizzo Campolungo   Gruppo Pizzo Barone   prato sornico   cabanna soveltra   Gruppo Monte Zucchero 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2446 m
Abstieg: 1978 m
Strecke:Prato - Cap. Soveltra - Rifugio Pradoi - P. Campo Tencia - Cap. Campo Tencia - Dalpe
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Prato, Ponte
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Dalpe, Villaggio
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Pradoi oder Cap. Campo Tencia
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Alle Jahre wieder verbringe ich mit Freunden ein paar Tage in der Leventina. Dieses Jahr sollte es mir leider nur für ein Wochenende reichen. Aufgrund des konstant schönen Wetters sah ich den Zeitpunkt gekommen für die Überschreitung des höchsten komplett im Kanton Tessin stehenden Gipfels.
So entschied ich mich Mitte Woche dafür, die beiden Programmpunkte zu kombinieren und den Pizzo Campo Tencia in zwei Tagen zu besteigen.
Es sollte eine besondere Tour für mich sein, da dies mein erster zu Fuss bestiegener 3000er darstellt. Die Variante mit Übernachtung im Rifugio Pradoi sowie Sonnenaufgang auf dem Gipfel rundete ein emotionales Gipfelerlebnis ab.


Tag 1: Prato (Valle Maggia) - Cap. Soveltra - Rifugio Pradoi (T3)

Nach der gemütlichen Anreise durch den Basistunnel ging es über Bellinzona und Locarno in Richtung Maggiatal. Die Busfahrt dorthin zieht sich von Locarno her doch beachtlich in die Länge. Um 16.30 komme ich pünktlich in Prato an. Das Gipfelziel wird von hier her mit 7h10min wbw angegeben. Ganz auf den Gipfel soll's ja dann aber erst morgen gehen...

Der Weg führt vorerst durch das Dörfchen Prato weiter ins Val di Prato. Entlang des Fahrweges werden die ersten Kilometer abgespult. In Monte di Predee verlässt man den Fahrweg bei der Kirche und steigt dem Wanderweg entlang an bis die Fahrstrasse bei Schied wieder erreicht wird. Dieser folgt man weiter bis zur Brücke, wo der Hüttenzustieg zur abgebrannten Soveltrahütte beginnt. Dieser schlängelt sich angenehm empor steigend entlang dem Ri della Valle di Prato Meter für Meter nach oben. Nach der Abzweigung auf ca. 1340m steigt man in die Schlucht ein, welche auf schönem Weg eindrücklich durchstiegen wird. Nachdem man die Schlucht hinter sich gelassen hat, wird die 2017 abgebrannte Soveltrahütte nach weiteren ca. 10min erreicht. Es hat sich noch nicht viel getan seit dem Brand und man fragt sich, ob die Hütte überhaupt wieder aufgebaut wird...

Von nun an geht es weiter wbw markiert durch offenen Wald entlang des Baches tiefer ins Val di Prato hinein. Auf gut 1600m wird der Weg steiler und führt durch Heidelbeerfelder und üppige Vegetation immer weiter nach oben. Hier macht sich mein sehr schwerer Rucksack sowie die zu wenig eingelegten Pausen bemerkbar. Nach ersten Krampferscheinungen machte ich eine zehnminütige Pause bevor ich die letzten Höhenmeter zum Rifugio Pradoi in Angriff nahm.
Ich war schon lange nicht mehr in diesem Ausmass froh, das Tagesziel zu erreichen. Ziemlich abgekämpt komme ich kurz nach 20 Uhr an. Nun hiess es entspannen, einrichten und Nachtessen kochen. Da es bereits relativ spät war, genoss ich die Abendstimmung vor der Schutzhütte bevor ich mich schon bald zu Bett legte.


Tag 2: Rifugio Pradoi - Pizzo Campo Tencia - Cap. Campo Tencia - Dalpe (T4)

Der Wecker klingelte bereits um 03.15, da ich mir den Sonnenaufgang auf dem Gipfel als Ziel gesetzt habe. In kurzer Zeit gepackt starte ich so um 03.30 im Scheine meiner Stirnlampe. Der Aufstieg führt zunächst rund 500hm praktisch senkrecht nach oben. Das Gelände ist relativ offen und lässt einem einen gewissen Spielraum was die Route angeht. Teilweise sind Wegspuren und Markierungen vorhanden, jedoch sind diese in der Dunkelheit nicht immer sehr gut auszumachen. Dank einigen prominenten Markierungen an den grösseren Felsen sowie dem GPS lässt sich der Weg mehr oder weniger gut finden. Der Anstieg ist grösstenteils gut zu meistern und übersteigt die T3 grundsätzlich nicht. Da es am einten oder anderen Ort aber doch einige Meter abschüssig in die Tiefe geht muss doch vollste Konzentration aufgebracht werden.

Die Landschaft wird dominiert von Geröllfeldern, welche den Aufstieg dementsprechend ziemlich monoton gestalten. Die Morgendämmerung lässt sich bereits erahnen, jedoch bekommt man sehr wenig davon mit aufgrund der Bergkette im Osten. Erst im letzten Feld unter dem Sattel lassen sich wieder bessere Wegspuren ausfindig machen. Diese führen nun die letzten ca. 150hm auf den Sattel. Auf dem Sattel angekommen musste ich erst einmal kurz inne halten. Es eröffnet sich das Panorama in Richtung Adula-Alpen, das Gotthardmassiv sowie weiter in die Ferne mit dem herrlichen Morgenrot. Nach ein paar wenigen Fotos und der aufgesaugten Energie ging es nun teilweise auf Wegspuren, teilweise direkt in einfacher Kraxelei direkt entlang dem Grat dem Gipfel entgegen. Der Gipfel präsentierte sich im schönsten Morgenlicht und die Aussicht auf die Walliser, sowie die Berner 4000er war atemberaubend. Nicht einmal der zügig blasende Wind konnte meine Freude trüben.
Kurz nach 6.00 war es dann soweit, die Sonne stieg langsam über den Horizont und wärmte mich mit ihren ersten Strahlen. Es sind genau diese Momente, für welche es mich immer wieder in die Berge zieht. Inne halten, sich Gedanken machen über Gott und die Welt und einfach nur geniessen stand hierbei im Vordergrund.

Da es doch ziemlich windig war auf dem Gipfel, machte ich mich bald an den Abstieg.
Der Abstieg bis zur Bocchetta di Crozlina geschieht grösstenteils entlang dem Grat, bzw. teilweise leicht ausweichend. Wegspuren sind vorhanden während Markierungen eher spärlich gesät sind. Von der Bocchetta geht es nun westlich des Gletschers (bzw. den Überresten...) auf der Krete in Richtung des Gletschersees. Hierbei halte ich mich zu wenig an den Grat und stehe plötzlich vor einem Abbruch mit dem Weg unter mir. Kurz ein paar Meter hinaufsteigen und der Weg sowie der weitere Abstieg ist wieder gefunden. Der weitere Abstieg befindet sich grösstenteils im Gehgelände und übersteigt die T3 nicht. Die vielfach zitierte Kraxelstelle nach der Hütte ist weniger schlimm, wie sie auf Fotos ausschaut. Es handelt sich sogar grösstenteils um Gehgelände. Aufgrund des feinen Schuttes gilt es trotzdem Acht zu zollen.
Vom Bach her unschwer zur Campo Tencia Hütte.

Hier kann die Aussicht über die Alpe Crozlina genossen werden, bevor der Abstieg über diese getätigt wird. Die Ebene könnte glatt aus einem Bilderbuch sein mit dieser schönen Umgebung. Auf dem Hüttenweg werden die Höhenmeter langsam aber stetig vernichtet bevor es ab P. 1926 in einem gut unterhaltenen Weg hinunter nach Sgnòi ein wenig steiler hinunter geht. 

Im Val Piumogna zieht sich der restliche Abstieg doch ein wenig in die Länge. Dank der schönen Landschaft kann man aber drüber hinweg sehen. So erreiche ich Piumogna und nach einiger Zeit stehe ich bereits in Dalpe. Nun noch einmal zu Fuss durch das ganze Dorf, bevor ich kurz nach 10 Uhr in unserer Unterkunft ankomme und bereits erwartet werde. :-)


Fazit:
Mit dem Campo Tencia habe ich mir ein lang ersehntes Tourenziel erfüllt. Zudem durfte ich mit diesem Gipfel das erste Mal auf einem 3000er stehen. Dementsprechend wird mir diese Tour in sehr guter Erinnerung bleiben.
Ich empfehle die Tour in die von mir gewählte Richtung zu machen, damit die ca. 2300hm hinunter ins Maggiatal nicht abgestiegen werden müssen. Die Tour setzt Kenntnisse im alpinen Bereich voraus. So muss man sicherlich ein Auge für die richtige Routenwahl mitbringen. Aufgrund der wenigen Rückzugsmöglichkeiten sowie langen Zustiegen soll diese Tour nur bei wirklich gutem Wetter gemacht werden.

Für den Gipfel und die atemberaubende Aussicht würde ich noch einmal auf den Gipfel steigen. Falls es um den Zustieg geht, würde ich eher davon ablassen aufgrund sehr viel Geröll und Schutt.


Schwierigkeit: 
Prato - Rifugio Pradoi: T3
Rifugio Pradoi - Campo Tencia - Capanna Campo Tencia: T4
Capanna Campo Tencia - Dalpe: T2

Gehzeiten:
 

Prato, Ponte - Rifugio Pradoi: 3h 40min
Rifugio Pradoi - Pizzo Campo Tencia: 2h40min
Pizzo Campo Tencia - Dalpe: 3h 30min

Tour im Alleingang.

Tourengänger: faebu95


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T4
13 Sep 16
Pizzo Campo Tencia · leuzi
T4 L I
26 Aug 16
Pizzo Campo Tencia da Dalpe · Michea82
T5
T5 WS- II
30 Jul 23
Pizzo Croslina - Pizzo Penca · Califfo
T4+ L I
14 Sep 19
Pizzo Campo Tencia · Giaco

Kommentar hinzufügen»