Stockhorn über die Judengasse
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Die meisten Routen am Stockhorn sind beschrieben: etwa die markierten Bergwege und die Plaisir- und Sportkletterouten auf der Südseite, oder die klassischen Kletter- und Technorouten auf der Nordseite. Die Beschreibung einer T6-Route sucht man aber vergebens: M. Brandt erwähnt zwar abschliessend "drei verhältnismässig leichte Zugänge über Grasbänder" zum Chummliplateau, gibt aber dazu keine Details preis. Einen davon, die bereits am 20. November 1898 durch das Ehepaar Montandon und Robert von Wyss begangene Judengasse, begann mich zu interessieren: letzten Herbst machte ich einen ersten Versuch, kehrte aber wegen Nässe und akuter Ausrutschgefahr um und erreichte die nordöstliche Ecke des Chummliplateaus wohl über einen anderen "leichten Zugang" , jenen von Adolf Hadorn und Paul Montandon vom Juli 1887 (ca. T5).
In der Zwischenzeit gelang es mir immerhin, die Herkunft des Namens "Judengasse" ausfindig zu machen: laut Auskunft eines älteren Dorfbewohners, die eine Angestellte der Gemeindeverwaltung Oberstocken durch verdankenswerte Recherche in Erfahrung bringen konnte, mussten die Einwohner von Oberstocken im betreffenden Gebiet immer wieder Steinschlagtrümmer und Lawinenschutt wegräumen. Noch Anfangs 1930 arbeiteten sie sechs Tage in der Woche und hatten für diese (Fron?-)Arbeit nur am Sonntag Zeit. Da die Juden ihre Arbeitswoche jeweils nach dem Sabbat (Samstag) am christlichen Sonntag wieder beginnen, nannten die Einwohner das Gebiet ihrer sonntäglichen Arbeit "Judengasse". Hinter diesem Namen scheint also die Verschiebung von einer ursprünglich örtlichen ("Judengasse" bezeichnete in vielen europäischen Städten den Wohn- und Arbeitsort der Juden) über eine zeitliche (Arbeitszeit) zu einer neuen örtlichen Bedeutung (Arbeitsort) zu stehen (Metonymie?).
Anhaltende Trockenheit und mittlerweile hochliegende Schneegrenze in den Voralpen schienen günstige Voraussetzungen für einen zweiten Versuch zu sein, dem bei aktuell durchzogenem Osterwetter schliesslich nichts mehr im Wege stand.
Aufstieg: von Oberstocken (691m) auf der Fahrstrasse (Vorsicht wegen Steinschlag!) bis Unter Baach (1338m) und auf dem Bergweg Richtung Ober Baach bis ca. 1520m (weiss-rote Markierungen). Entlang einem eingezeichneten Geröllzug Richtung SW steil hinauf zum Einstieg in die Judengasse (ca. 1680m). Auf einem Gemswechsel nach E leicht ansteigend und zuletzt ca. 5m über eine Stufe (I) unter ein felsiges Band, das nach NE bis an sein Ende verfolgt wird (ausgesetzt, bei Nässe glitschig und sehr heikel). Ueber eine grasige Stufe zur eigentlichen Rampe, die an ihrem nördlichen Rand entlang einem Gemswechsel erstiegen wird (Steilgras bis 50 Grad). Zuoberst nördlich um ein felsiges Egg herum (I) zum Ausstieg (ca. 1820m) auf den Ausläufer des Stockhorn E-Grats nordwestlich vom Chummli (1784m). In anregender Kletterei (I-II, z.T. ausgesetzt) über diesen zum Beginn des E-Grats. Auf steilen grasig-felsigen Schrofen in der ESE-Flanke südlich der Gratkante (bis 50 Grad, I-II, verschiedene Varianten möglich) hinauf zum östlichen Vorgipfel (Antenne) und auf der Weganlage auf das Stockhorn (2090m), 3-4h, T6.
"Abstieg": mit der Seilbahn nach Erlenbach im Simmental (681m), ca. 25min.
Bemerkungen: der E-Grat kann laut M. Brandt, der wie immer grosszügig bewertet - diesmal mit V -, auch direkt über die Gratkante erklettert werden. Die brüchige, grasdurchzogene und sehr ausgesetzte untere Grathälfte im schätzungsweise IV. Grad könnte ich aber nach einem nur wenig über dem Einstieg abgebrochenen Versuch ruhigen Gewissens nicht einmal ossi empfehlen. Die obere Grathälfte bzw. der Gipfelaufbau besteht dagegen aus kompaktem Kalk und ist inzwischen mit verschiedenen Routen 5c-6c eingerichtet (Zustiege von oben).
Material: altes Eisgerät, Helm.
In der Zwischenzeit gelang es mir immerhin, die Herkunft des Namens "Judengasse" ausfindig zu machen: laut Auskunft eines älteren Dorfbewohners, die eine Angestellte der Gemeindeverwaltung Oberstocken durch verdankenswerte Recherche in Erfahrung bringen konnte, mussten die Einwohner von Oberstocken im betreffenden Gebiet immer wieder Steinschlagtrümmer und Lawinenschutt wegräumen. Noch Anfangs 1930 arbeiteten sie sechs Tage in der Woche und hatten für diese (Fron?-)Arbeit nur am Sonntag Zeit. Da die Juden ihre Arbeitswoche jeweils nach dem Sabbat (Samstag) am christlichen Sonntag wieder beginnen, nannten die Einwohner das Gebiet ihrer sonntäglichen Arbeit "Judengasse". Hinter diesem Namen scheint also die Verschiebung von einer ursprünglich örtlichen ("Judengasse" bezeichnete in vielen europäischen Städten den Wohn- und Arbeitsort der Juden) über eine zeitliche (Arbeitszeit) zu einer neuen örtlichen Bedeutung (Arbeitsort) zu stehen (Metonymie?).
Anhaltende Trockenheit und mittlerweile hochliegende Schneegrenze in den Voralpen schienen günstige Voraussetzungen für einen zweiten Versuch zu sein, dem bei aktuell durchzogenem Osterwetter schliesslich nichts mehr im Wege stand.
Aufstieg: von Oberstocken (691m) auf der Fahrstrasse (Vorsicht wegen Steinschlag!) bis Unter Baach (1338m) und auf dem Bergweg Richtung Ober Baach bis ca. 1520m (weiss-rote Markierungen). Entlang einem eingezeichneten Geröllzug Richtung SW steil hinauf zum Einstieg in die Judengasse (ca. 1680m). Auf einem Gemswechsel nach E leicht ansteigend und zuletzt ca. 5m über eine Stufe (I) unter ein felsiges Band, das nach NE bis an sein Ende verfolgt wird (ausgesetzt, bei Nässe glitschig und sehr heikel). Ueber eine grasige Stufe zur eigentlichen Rampe, die an ihrem nördlichen Rand entlang einem Gemswechsel erstiegen wird (Steilgras bis 50 Grad). Zuoberst nördlich um ein felsiges Egg herum (I) zum Ausstieg (ca. 1820m) auf den Ausläufer des Stockhorn E-Grats nordwestlich vom Chummli (1784m). In anregender Kletterei (I-II, z.T. ausgesetzt) über diesen zum Beginn des E-Grats. Auf steilen grasig-felsigen Schrofen in der ESE-Flanke südlich der Gratkante (bis 50 Grad, I-II, verschiedene Varianten möglich) hinauf zum östlichen Vorgipfel (Antenne) und auf der Weganlage auf das Stockhorn (2090m), 3-4h, T6.
"Abstieg": mit der Seilbahn nach Erlenbach im Simmental (681m), ca. 25min.
Bemerkungen: der E-Grat kann laut M. Brandt, der wie immer grosszügig bewertet - diesmal mit V -, auch direkt über die Gratkante erklettert werden. Die brüchige, grasdurchzogene und sehr ausgesetzte untere Grathälfte im schätzungsweise IV. Grad könnte ich aber nach einem nur wenig über dem Einstieg abgebrochenen Versuch ruhigen Gewissens nicht einmal ossi empfehlen. Die obere Grathälfte bzw. der Gipfelaufbau besteht dagegen aus kompaktem Kalk und ist inzwischen mit verschiedenen Routen 5c-6c eingerichtet (Zustiege von oben).
Material: altes Eisgerät, Helm.
Tourengänger:
lorenzo
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