Val Sementina – Der alte Alpweg über Calarescio nach Morisciolo
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Ohkami heisst Wolf. Du musst nicht gleich an heulende Wölfe denken oder an die Wölfe im Rudel, welche gefährlich aggressiv sein können. Nein. Es gibt sie – die Einzelgänger. Dem Steppenwolf z.B.: ist ein lesenswertes Buch gewidmet. Pflichtlektüre. Wölfe sind schlau oder machen sich schlau. Wie die folgende Geschichte aufzeichnet, hat
ohkami im Hüttenbuch der Capanna Alpe Mognone einen Eintrag von mir entdeckt. Dieser Einzelgänger hat nämlich – als begabter OL-Läufer – der nicht einfach zu findende alte Alpweg von Ör Piatto nach Monte di Dentro benutzt, um meinen Eintrag zu finden. Und dann kam die Anfrage. Gehen wir zusammen ins Val Sementina? Hier die Natel-Nummer.
08 35 Uhr am Bahnhof in Bellinzona. In kurzen Hosen und noch unverkratzten Knien. Ostschweizer Dialekt. Begeisterter Fotograph, irgendwie verwandt mit seinem Beruf. Zusammen zur Mornerabahn. Zwischenhalt in Pientina 1051m. Na ja, dann gehen wir mal den oberen Weg über Piano del Fò 1081m - Piatti. Das Kerlchen von Wolf ist sehr wendig. Schnell wird mir bewusst, dass mein Kollege Klettererfahrung hat.
Schon bald stehen wir auf dem Boden des Rio Sementina 900m, nachdem ich ihm die Unfallstelle gezeigt habe und wir den Einstieg nach Torrasco erkundeten. „Du siehst wirklich nicht die roten Punkte?“ – Keine Chance. Dafür zeige ich ihm die abgeknickten und geschnittenen Äste und andere sichere Weg-Indizien. Wir gehen zum unteren Flussübergang (nach Sella) hinunter, dann zum Einstieg Ör Piatto hinüber, zur zweiten Flussquerung. Dritte Flusstraversierung. Dort links mein Aufstieg nach Morisciolo. Nun sind wir auf der linken Seite (in Laufrichtung) und verfolgen einen mit Steinmännchen markierten Weg bis zur Einmündung des Val Calarescio zur linken. Reko auf dessen Flusskegel.
Wieder zurück und noch etwas weiter. Immer links des Rio Sementina nach hinauf. Hier öffnet sich ein nicht allzu steiler Hang nach links hoch. Wegspuren! Der Einstieg zur Alpe Calarescio 1205m. Vorerst auf der Flanke ganz nach hinten bis auf 1020m Höhe. Linkskurve und wieder steil zurück auf 1090m. Rechtskurve und in Falllinie direkt nach Calarescio hinauf. Vorerst Ruinen von zwei Häusern. Weiter oben zwei Ruinen und ein gut unterhaltenes und verschlossenes Haus.
Ich beichte meinem Kollegen, dass ich gestern bedrohliche Schneewechten im aller obersten Teil gesehen hätte und eröffne ihm, dass wir eventuell diesen ganzen Weg wieder zurück müssten. Er nimmt es gelassen. 800 Höhenmeter sind für einen echten Wolf machbar. Auch zurück. Da haben es Nicht-Wölfe meines Genre eher schwerer. Das Gewicht oder der Altersunterschied?
Auf der LK 1:25‘000 von 1965 ist der Weg bis nach Alpe Morisciolo 1718m noch durchgehend eingezeichnet. Auf den neuen Ausgaben hingegen nicht mehr. So finden wir aufgrund der alten Karte prompt den Weg à la Tessin und sind fürbass erstaunt, neuere Schnittspuren anzutreffen. DER WEG IST BEGANGEN. Sogar einen neuen Tritt in einen schrägen Baumstrunk eingesägt. Die Spannung steigt. Kommen wir durch? 1300m…1400m…1500m…1600m. Puls steigt nicht nur wegen der Anstrengung. 1620...1640...Waaassss? Das gibt’s ja nicht. Eine Rippe wie eine Himmelsleiter hinüber an den letzten Aufschwung zum Alpboden hinauf. Sonnenseitig und aper. Nur das kleine Sättelchen und der Hang sind voll Schnee. Ausweichen in die linksliegende Baumgruppe. Kurz und heftig. Und wir haben es geschafft. Von oben ist dieser Einstieg bei Schnee rundweg nicht einzusehen.
Durch den grossen Stall hindurch trockenen Fusses hinüber auf die Sonnenseite. Hinunter zur Capanna Alpe Mognone 1460m. In festem Besitz einer Gruppe. Abwimmeln ist angesagt. Doch mein Wolf spricht fliessend Japanisch. Und einer der Gruppe auch. Nach kurzer Zeit sind wir allerbeste Kollegen. Zu einem feinsten Risotto con funghi sind wir eingeladen. Unsere Älpler-Makronen sind bei den andern sehr beliebt. Im Gegenzug gibt’s noch Lachs, Schinken und Cartucci (Gebäck).
Grazie mille, cari amici per tutto. Anche per la pazienza con il „primo lavapiatti“. Detersivi e Montagne: un spettacolo in tre atti.

08 35 Uhr am Bahnhof in Bellinzona. In kurzen Hosen und noch unverkratzten Knien. Ostschweizer Dialekt. Begeisterter Fotograph, irgendwie verwandt mit seinem Beruf. Zusammen zur Mornerabahn. Zwischenhalt in Pientina 1051m. Na ja, dann gehen wir mal den oberen Weg über Piano del Fò 1081m - Piatti. Das Kerlchen von Wolf ist sehr wendig. Schnell wird mir bewusst, dass mein Kollege Klettererfahrung hat.
Schon bald stehen wir auf dem Boden des Rio Sementina 900m, nachdem ich ihm die Unfallstelle gezeigt habe und wir den Einstieg nach Torrasco erkundeten. „Du siehst wirklich nicht die roten Punkte?“ – Keine Chance. Dafür zeige ich ihm die abgeknickten und geschnittenen Äste und andere sichere Weg-Indizien. Wir gehen zum unteren Flussübergang (nach Sella) hinunter, dann zum Einstieg Ör Piatto hinüber, zur zweiten Flussquerung. Dritte Flusstraversierung. Dort links mein Aufstieg nach Morisciolo. Nun sind wir auf der linken Seite (in Laufrichtung) und verfolgen einen mit Steinmännchen markierten Weg bis zur Einmündung des Val Calarescio zur linken. Reko auf dessen Flusskegel.
Wieder zurück und noch etwas weiter. Immer links des Rio Sementina nach hinauf. Hier öffnet sich ein nicht allzu steiler Hang nach links hoch. Wegspuren! Der Einstieg zur Alpe Calarescio 1205m. Vorerst auf der Flanke ganz nach hinten bis auf 1020m Höhe. Linkskurve und wieder steil zurück auf 1090m. Rechtskurve und in Falllinie direkt nach Calarescio hinauf. Vorerst Ruinen von zwei Häusern. Weiter oben zwei Ruinen und ein gut unterhaltenes und verschlossenes Haus.
Ich beichte meinem Kollegen, dass ich gestern bedrohliche Schneewechten im aller obersten Teil gesehen hätte und eröffne ihm, dass wir eventuell diesen ganzen Weg wieder zurück müssten. Er nimmt es gelassen. 800 Höhenmeter sind für einen echten Wolf machbar. Auch zurück. Da haben es Nicht-Wölfe meines Genre eher schwerer. Das Gewicht oder der Altersunterschied?
Auf der LK 1:25‘000 von 1965 ist der Weg bis nach Alpe Morisciolo 1718m noch durchgehend eingezeichnet. Auf den neuen Ausgaben hingegen nicht mehr. So finden wir aufgrund der alten Karte prompt den Weg à la Tessin und sind fürbass erstaunt, neuere Schnittspuren anzutreffen. DER WEG IST BEGANGEN. Sogar einen neuen Tritt in einen schrägen Baumstrunk eingesägt. Die Spannung steigt. Kommen wir durch? 1300m…1400m…1500m…1600m. Puls steigt nicht nur wegen der Anstrengung. 1620...1640...Waaassss? Das gibt’s ja nicht. Eine Rippe wie eine Himmelsleiter hinüber an den letzten Aufschwung zum Alpboden hinauf. Sonnenseitig und aper. Nur das kleine Sättelchen und der Hang sind voll Schnee. Ausweichen in die linksliegende Baumgruppe. Kurz und heftig. Und wir haben es geschafft. Von oben ist dieser Einstieg bei Schnee rundweg nicht einzusehen.
Durch den grossen Stall hindurch trockenen Fusses hinüber auf die Sonnenseite. Hinunter zur Capanna Alpe Mognone 1460m. In festem Besitz einer Gruppe. Abwimmeln ist angesagt. Doch mein Wolf spricht fliessend Japanisch. Und einer der Gruppe auch. Nach kurzer Zeit sind wir allerbeste Kollegen. Zu einem feinsten Risotto con funghi sind wir eingeladen. Unsere Älpler-Makronen sind bei den andern sehr beliebt. Im Gegenzug gibt’s noch Lachs, Schinken und Cartucci (Gebäck).
Grazie mille, cari amici per tutto. Anche per la pazienza con il „primo lavapiatti“. Detersivi e Montagne: un spettacolo in tre atti.
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