Niente Vogorno Super Schneeschuh, Madone!


Publiziert von Voralpenschnüffler , 27. Januar 2024 um 17:19.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:25 Januar 2024
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Cima dell'Uomo 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2400 m
Abstieg: 3000 m

Bald 10 Jahre ist es her, seit ich die Gipfelflanke des Vogorno mit (Kurz-)Ski befahren hatte - Vogorno Superski nannte ich das Unterfangen damals augenzwinkernd und in Anlehnung an "Dolomiti Superski". Nun waren die Verhältnisse bzw. das Aufwand-Ertrag-Verhältnis für Ski noch schlechter, sodass ich mir AUSNAHMSWEISE mal Schneeschuhe mietete - und im bodenlosen Zuckerschnee im Vogorno-Ostcouli prompt scheiterte. Als durchaus überzeugender Trostgipfel ergab sich der Madone. Im Zustieg nach Borgna wählte ich eine epische (und bei den herrschenden Verhältnissen durchaus anstrengende) Variante mit Alpinarchäologie im Valle Sementina, auf Seegers Spuren.(und auch ABoehlens).

Zwei Tage schön nur im Tessin, nordföhnig warm, Biasca bis 22 Grad. Start bei der oberen Zwischenstation der Mornerabahn, Pientina, nach langer Anreise über die Gotthard-Bergstrecke erst gegen halb 11 und rassig hinüber/hinab bis zum Hub der Seegerschen Unternehmungen im Valle Sementina, der Bachstelle auf ca. 880m. Der Aufstieg nach Ör Piatto di sopra ist von dort anhand der LK offensichtlich; eine steile Rinne empor (Steinmann und Wegspuren), dann auf deutlichem Trassée links hinaus und hinauf zu den Hütten(ruinen), wo alles beim alten, dh. wie in den Seegerschen /Boehlenschen Beschreibungen ist, inkl. des 1966-er Merlots. Weiter hinauf in eine Art Sattel, etwas oberhalb leiten eindrückliche Treppen rechtshaltend über Felsstufen hinauf, worauf man Richtung NW weiter ansteigt und eine weitere Ruine erreicht. Von dort nurmehr wenig ansteigend weiter queren und an offensichtlicher Stelle auf ca. 1190 auf den zu Pt. 1644 führenden, die Zone I Ser südlich begrenzenden Rücken. Der ist mühsamer und steiler als gedacht, zumal mehr und mehr Nassschnee hinzukommt und das blockige Gelände nördlich des Rückens damit wenig einladend erscheint. Mit bereits pflotschnassen Füssen erreiche ist den besagten Punkt, schnalle die Schneeschuhe an und beschliesse, oben durch ins Valle Ruscada zu gelangen, dh. über Pt. 1906 oberhalb der Cimetta d'Orino. 

Auf der LK mache ich das Couloir, welches das Valle Ruscada genau zwischen dem "e" von "Alpe" und dem "R" von "Ruscada" erreicht, als potenziell angenehmste Abstiegsmöglichkeit aus. Auf dem Weg dahin einige eisige Stellen, und das Couli ist steiler als gedacht, aber zum Glück ist der Schnee nicht hart; mit Schneeschuhen nichtsdestotrotz mühsam (hier vermisse ich erstmals die Kurzski...). Im Valle weiterhin anstrengender Sumpfschnee, sodass ich den Passo Ruscada einigermassen geschafft erreiche. Der kurze Abstieg auf Sulz zur Hütte ist mit Schneeschuhen erneut etwas anstrengend rutschig, aber bei der Hütte hat's noch eine gute halbe Stunde Sonne mit Blick zum Monviso - herrlich!

Die Hütte ist übrigens nicht per se offen, unbedingt den Verantwortlichen zuerst kontaktieren; für Gruppen zudem mangels sanitärer Einrichtungen ungeeignet. Ansonsten perfekt ausgestattet, sodass mir ein angenehmer Vollmondabend am warmen Ofen gegönnt ist.

Nächstentags strahlt der Vollmond immer noch am Himmel, diesmal genau über dem anvisierten Ziel, dem Pizzo di Vogorno. Die lange Querung geht bei nur teilweise einbrechendem Schnee ganz gut, auch die erste Hälfte des Coulis noch, doch vor der Steilstufe breche ich in bodenlosem Zuckerschnee hüfttief ein und komme trotz verschiedener Versuche links und rechts nicht mehr weiter. Somit Rückzug und Zurückquerung unter die Bocchetta di Rognoi und an den Fuss des Madone. Dieser ist zumeist aper, die wenigen Schneefelder aber recht hart, sodass ich den Pickel für einige Stufen benötige und eine recht steile Schrofenzone zur Vermeidung weiteren Schnees überwinden muss. Danach über oder leicht südlich des W-Grates auf den Gipfel mit seinen prächtigen Aussichten. 

Abstieg auf derselben Route und dann auf die schöne Terrasse von Costera, wo ich eine längere Sonnenrast einschalte. Danach über die apere Flanke nach Corte del Fond, von wo es bis zum prächtigen Rienza nochmals sumpfigen Schnee hat. In prächtiger Nachmittagssonne ohne Hetze hinab nach Vogorno, wo ich das 17.25-Poschi mit etwas Reserve erreiche und in Bellinzona zum Glück auf einen mit 2 Speisewagen bestens dotierten Zug treffe. 

Tourengänger: Voralpenschnüffler


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