Kraxelspass über der Masca-Schlucht

1. Tag: Guergues-Steig zwischen Barranco de Masca und Barranco Secco

Bei den Besuchen in den letzten drei Wintern haben wir Teneriffa als ausgezeichnetes Wanderdomizil unter südlicher Sonne kennengelernt. Auch dieses Jahr waren wir wieder eine Woche dort und haben bei fast hochsommerlichen Verhältnissen den Aufenthalt genossen. Das lädierte Knie von esther58 hat zwar den Tourenplan über den Haufen geworfen. Wir waren aber dennoch nicht untätig und haben ausgiebig die faszinierende Landschaft auf der größten Kanareninsel erkundet.
 
Bereits im letzten Jahr haben wir den Guergues-Steig unter die Füße genommen und wurden dabei leider von einer rasch aufziehenden Wolkenfront überrascht, was die bei dieser Tour sonst zu erwartenden Tiefblicke stark einschränkte. Also machten wir uns am Mirador de Masca, wo einige Parkplätze vorhanden sind, erneut auf den Weg. Den Weg bis zum Roque de La Cabezada 1034 m (letztes Jahr fälschlicherweise noch als Lomo de Tablada bezeichnet) habe ich bereits im Bericht vom letzten Jahr beschrieben. Verlaufen kann man sich bis dahin eigentlich nicht. Der Pfad ist mit Steinen teilweise seitlich eingefasst und Steinmänner hat es auch jedes Menge. In einer geologisch und botanisch herrlichen Umgebung ist der Weg dorthin ein Genuss.
 
Vom Gipfel eröffnet sich der Blick über die früheren Weideflächen der Finca de Guergues, Auf weiter gut ersichtlichen Pfaden gingen wir durch teils mannshohen Bewuchs bergab in Richtung Meer. Auf den vor langer Zeit bewirtschafteten Flächen stehen nur noch Reste von ehemaligen Alphütten herum. Die verfallene Finca de Guergues (730 m), soweit kamen wir letztes Jahr gar nicht mehr, steht unmittelbar an der Abbruchkante, von der man hinunter zur Mündung des Barranco Secco sieht. Eindrücklich fällt die Steilküste hier zum Atlantik ab.
 
Wir wollten aber unbedingt noch in den Barranco de Masca hinunterschauen, den wir bei unserem ersten Aufenthalt vor 4 Jahren einmal begangen hatten. Wir stiegen daher weiter zur westlichen Kante des Höhenrückens ab, wo auf einmal ein toller Grat zum Kraxeln einlud. In bestem Fels, rau und griffig, stiegen wir meist der Gratkante entlang zum namenlosen P. 716. Kurze Klettereinlagen im I. bis II- Grad waren die Krönung des Tages und wir standen schließlich oben und konnten tief in die Schlucht und das Meer runterblicken. Die Aussicht haben wir dann auch einige Zeit lang genossen. Das größte Stück Arbeit stand uns aber noch bevor, da die meisten Höhenmeter noch vor uns lagen. Die Sonne heizte mittlerweile auch ganz schön ein und die Trinkvorräte gingen zur Neige, weil wir nicht für eine längere Tour disponiert hatten. Schließlich waren wir doch insgesamt 4 ½ Stunden unterwegs, bis wir wieder beim Ausgangspunkt eintrafen.
 
Fazit: Es war eine schöne Auftakttour. Mit Ausnahme des Auf- und Abstiegs zum P. 716 ist es eine T2-Wanderung. Beim Abstieg vom P. 716 empfiehlt es sich dem felsigen Grat zu folgen und sich nicht, wie wir, in die östliche Flanke mit lockerem Gestein und allerhand Sukkulenten abdrängen zu lassen. Das Knie von Esther signalisierte allerdings auch, dass Schonungsaktivitäten anders aussehen sollten.

Hinweis: Die Höhenangaben im Führer und in der Wanderkarte sind nicht immer deckungsgleich. Die Wanderwege sind aber in der Regel gut ausgeschildert und auch unterwegs gelb-weiß markiert. Gelb-weiße Kreuze signalisieren immer, dass abseits führende Spuren vom Wanderweg wegführen.