Parco Nazionale Valgrande – Wilder Schluchtenweg im Valle Pogallo: Via Calenesc


Publiziert von Seeger , 24. Februar 2011 um 13:57.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:23 Februar 2011
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:8 km: Cicogna 732m – Pogallo 777m – Riale Pogallo 650m - Alpe Pianezza 900m – Via Calenesc - Corte Borlino 540m – Ponte Borlino 506m – Cicogna 732m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Verbania (Lago Maggiore) - Cicogna (sehr eng), Parkplätze im Sommer kritisch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Bed&Breakfast in Cicogna: www.cortemerina.it oder www.cadelpitur.it (Restaurant)
Kartennummer:www.alpi-ticinesi.ch

 „Da – ein Weg!“ – Wo? Na, siehst Du nicht – dort? Und auf der Gegenseite das Mäuerchen. Dort – nein dort! Verfallene und aufgegebene alte Alpwege aufzustöbern können zu einer Leidenschaft werden. Je länger ich das mir (noch) unbekannte Gelände besperberere wird mir eines klar: Vor 80 Jahren stand dieses Gebiet  - heute ein Teil des Parco Nazione Valgrande – in Hochblüte. An einem Namen kommt man hier nicht vorbei. Carlo Sutermeister. Der Unternehmer mit ungebrochenem Willen, das Pogallo-Tal zu bewirtschaften. Der ganze Wald wurde abgeholzt, teils zu Holzkohle verarbeitet oder die Baumstämme mittels eines ganzen Netzes von Transportseilen zu Tale gebracht. Sogar eine Dampfeisenbahn gehörte dazu! Vornehmer Hauptsitz in Pogallo, heute Ruine, und ein breiter Zufahrtsweg (T2), welchem einem das Grausen beibringen könnte. Die Folge der Abholzung sind die weiten Alpweiden bis zu den Felsen hinauf. Heute hat sie die Natur zurückerobert. Birkenwälder, wo die Kühe, Ziegen und Schafe geweidet haben. Myriaden von Verbindungswegen zu den Ställen und Alpsiedlungen. Und dazu einiges gefährlicher die Via Calnesc tief im Graben des Riale Pogallo (einige T6- Stellen), das heutige Ziel. Der aufgegebene und teils nicht mehr passierbare Schluchtenweg auf der Gegenseite der Strada Sutermeister. Nicht mehr passierbar? Wir wollen es wissen.
In zügigem Schritt geht’s in 2 Stunden von Cicogna 732m nach Pogallo 777m. Breiter Weg, mit Granitplatten vornehm „gepflästert“. Eine kritische Passage direkt durch eine 50m hohe Wand ist elegant mit einer Eisenkonstruktion und darauf gelegten Granitplatten überbrückt. In der Tiefe plätschert der Riale und findet in der Felswand das Echo. Ungeheuerlich – aber schön. Ein Graben ist mit einer rechtwinkligen Holzbrücke neueren Datums elegant umgangen. Sutermeister soll sich geärgert haben, dass die folgende Strecke nach Pogallo nicht mehr auf gleicher Höhe weiter gebaut werden konnte. So übersteigen wir gelassen einen Buckel und bald erreichen wir unseren Mittagsplatz auf der weiten Ebene von Pogallo. Hauptsitz von Sutermeister und eindrückliche Kapelle zu Ehren der gefallenen Partisanen im II. Weltkrieg. Mittagsrast: Menü 1 mit Toggenburgerrolle und Apfel.
Ja eben – dieser Weg: Das Abenteuer kann beginnen. Nein, nicht über die bequeme Brücke bei Cascinelle dei Galli, sondern in Direttissima zur Alpe Pianezza, den Pogallo-Graben querend. Vorerst dem Sutermeisterweg etwa 100m zurück und dann – eben dieser Weg. Braucht etwas Fantasie ihn zu finden. Aber Frank entdeckt alsbald die ersten Zeichen: Stütztrockensteinmäuerchen und sogar einige Tritte. Als dann im Flussbett des  Riale Pogallo 650m  unten noch eine richtige Steintreppe den Abschluss findet, bin ich doch etwas überrascht. Überrascht wird auch die liebenswürdige Begleiterin beim Überqueren des zum Glück wenig Wasser führenden Riale. Na ja, sieht schon herrlich aus: Beide Schuhe auf der einen Seite des reissenden Flusslaufes, beide Hände auf der andern. So eine Art Brücke. Aber nicht gerade angenehm, sich aus dieser Situation zu befreien. Hilfeschrei und Hilfe kommt. Ruhig, gelassen. Vielleicht etwas schmunzelnd.
Am andern Ufer beinahe alle trocken angekommen finden wir schnell den Einstieg für den Weg nach  Alpe Pianezza 900m . Klar nicht dort wo ich dachte. Aber das ist ein anderes Kapitel. Im Zick-Zack die ehemaligen Weiden hinauf, zwei am Boden liegende Holztransportseile übersteigend, zu den Ruinen inmitten des Laubwaldes hinaufschnaubend. Kleine, wegen dem Schreibenden aus unerklärlichen Gründen in die Länge gezogene Rast. Kalt.
Aufbruch zu einem schwer zu findenden Weg, welcher 50 m unterhalb nach links beginnt. Nun vor dem Graben des Riale di Calenesc – welcher weit oben aus einer Höhle entspringt und unberechenbar Wasser führt – auf einer spitzen Rippe entlang in die Tiefe. Schnittspuren. An einer kritischen Stelle durch ein Seil gesichert. Welch ein Luxus! Wir erreichen den Schluchtenweg. Via Calenesc . Düster.
Etwa 20 bis 50 m über dem Fluss schlängelt sich der Weg teils exponiert und schmal (T4), teils angenehm (in eingesprengtem Fels mit verrostetem Geländer) durch die Schlucht, welche beidseits von abweisenden Wänden flankiert wird. Ob wohl der Riale Pogallo wenig Wasser führt, wiederhallt es laut rundherum. Ich könnte mir den Eingang zur Hölle ungefähr so vorstellen. Für mich bedeutet es jedoch der reine Himmel auf Erden.
Da – eine Brücke. Aber nicht die unsrige. Der folgende Abschnitt ist Frank noch unbekannt. Im Führer gilt er als abgerutscht, zerfallen und unüberwindbar. Grund genug zu rekognoszieren. Von der Strada Sutermeister herab beäugt ein rotangezogener Alpinist unser riskantes Tun. Und wir lugen hinauf zu der fragil scheinenden Brücke aus Eisenstäben und Granitplatten an der glatten Felswand. Oben haben wir die „Situation“ gar nicht wahrgenommen. Oder zumindest zu wenig.
Aber da ist tatsächlich der Weg. Einige Stellen sind durch atemberaubende Steinmäuerchen gestützt, andere eben nicht mehr. Und da gilt es, vorsichtig über die glitschigen und laubbedeckten Steine sich durchzumanövrieren. Knifflig und vor allem: EXPONIERT (T6-). So hüpfen wir von Event zu Event und dann halt auch einmal ins Bachbett hinunter, als ein ganzes Stück Weg auf der schrägen Granitwand abgerutscht ist. Action pur, aber immer im Grünen Bereich.
Wir brauchen viel Zeit. Ein Ausrutscher hätte katastrophale Folgen. Ich empfinde die Strecke beinahe unendlich lange, dabei führt der Weg weiter bis zum Haupttal – dem Valle Valgrande. Und da gibt es nochmals einen Schluchtenweg, welcher noch viiieeel länger ist. Ein Eldorado in Dimensionen, welche mir bis anhin verborgen blieben.
Irgendwann erscheint eine neu abgeholzte Waldlichtung mit den Ruinen des einst stattlichen  Corte Borlino 540m, wenige Meter oberhalb der Ponte Borlino 506m. Schon eher luxuriös scheint uns dann der direkte Weg 200hm hinauf zur Strada Sutermeister. Dann auf dieser „Autobahn“ 50hm zurück nach Cicogna 732m.
Das Rauschen des Flusses, die düsteren Wände und der einzigartige Weg sind unvergessliche Erlebnisse.
UND ER WAR PASSIERBAR!!!

Molto importante il testo di tapio come segue:
(...) Comunque per chi vuole percorrere la Val Pogallo in tutta sicurezza, c'è sempre il sentiero (la strada Sutermeister) dall'altra parte del riale.

Wichtig folgender Hinweis von tapio
Doch für diejenigen, welche das Val Pogallo in aller Sicherheit durchwandern wollen, bietet sich immer noch der Weg (la strada Sutermeister) auf der andern Seite des Flusses an.


 

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (10)


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tapio hat gesagt: Val Pogallo selvaggia
Gesendet am 24. Februar 2011 um 15:33
Ciao Andreas.
Einfach wunderbar, dieser weg! Gratulation!
Liebe Grüsse,
Fabio

Seeger hat gesagt: RE:Val Pogallo selvaggia
Gesendet am 24. Februar 2011 um 15:48
Ciao Fabio
Danke für die schnelle Reaktion.
Gruss
Andreas

Francesco hat gesagt: Saluti.
Gesendet am 24. Februar 2011 um 15:51
Ciao Andreas, mi piange il cuore vedere posti cosi suggestivi abbandonati e inghiottiti dalla natura.

Seeger hat gesagt: RE:Saluti.
Gesendet am 24. Februar 2011 um 18:39
Ciao Francesco
Luoghi abbandonati sono lo specchio della civilità. Si domanda chè meglio: La povertà o il progresso. Per me personalmente non mi fa triste di vederla. E passando queste zone vole dire di riccordarsi della pena in tempo passato. Sono fiero delle protagoniste e il loro immense lavoro. Nel Valgrande spezialmente anche i partisani della II. Guerra mondiale.
E questa il oggetto di trovare posti quasi dimenticate.
Cari saluti
Andreas

tapio hat gesagt: RE:Saluti.
Gesendet am 24. Februar 2011 um 18:47
Se posso intromettermi, la circostanza che la Valgrande sia stata da tempo abbandonata dalla colonizzazione umana è ormai assodata, con tutte le implicazioni sia positive che negative che ciò comporta. "La civiltà della fatica" (come recita il titolo di una delle pubblicazioni dell'Ente) non è più di questi tempi. Se vogliamo, questo è anche il fascino della Valgrande. Comunque per chi vuole percorrere la Val Pogallo in tutta sicurezza, c'è sempre il sentiero (la strada Sutermeister) dall'altra parte del riale.

lobojack hat gesagt: Pogallo & Sutermeister
Gesendet am 28. Februar 2011 um 22:37
Hallo Andreas,

mal wieder ein sehr schöner Bericht über eine in der Tat sehr eindrucksvolle Gegend. Wir haben das Gebiet um Pogallo und die Strada Sutermeister ebenfalls erkundet und können Deine Begeisterung nur zu gut verstehen. Allerdings haben wir es bei der unproblematischen "Strada Variante" belassen.

Beste Grüße

P.S. Wir haben natürlich auch wieder auf www.mountainzones.com darüber berichtet!

Seeger hat gesagt: RE:Pogallo & Sutermeister
Gesendet am 1. März 2011 um 08:08
Ciao Michael
Danke für das Kompliment eines Meisters seiner eigenen Website. Diese stöbere ich auch gerne durch.
Hast schon Recht: Die Gegenseite der Strada Sutermeister ist nicht jedermanns Sache. Doch hatte ich einen "Spezialisten" als Initiator. Alleine hätte ich es kaum gewagt. Oder doch?
Cari saluti
Andreas

Schneeluchs hat gesagt: Also doch!
Gesendet am 11. November 2012 um 09:35
Hi, super Bericht. Ich war diesen Sommer im Val Pogallo und habe mich gefragt, ob eine Begehung des Flussbetts möglich wäre. Bin dann von Pogallo ein Stück auf der Strada Richtung Cicogna gegangen. Nach etwa 20min kommt ein Rücken runter mit einer Infotafel. Dort bin ich runter und habe Wegspuren gefunden, die über den Rio Pogallo führen. Auf der andern Seite gehts noch kurz weiter, dann kommt ein Felshindernis. Hatte das Gefühl, dass "es irgendwie" gehen könnte, aber es war weder leicht noch offensichtlich. Hat der von mir gefundene Weg etwas mit dem hier beschriebenen zu tun? Ich habe dann auf der Strada immer gut rübergeschaut, aber kaum eine Möglichkeit gesehen, obwohl es über lange Strecken gut vorstellbar ist. Nun bestätigst du, dass es eine solche gibt. Ist dieser Weg höher/gleich hoch/tiefer als die Strada?
Gruss, Pädu

Seeger hat gesagt: RE:Also doch!
Gesendet am 11. November 2012 um 12:09
Ciao Pädu
Du kannst die Beschreibung unter www.alpi-ticinesi.ch nachlesen. Sie ist kompliziert.
Du warst auf dem richtigen Weg: Anschliessend steigt man ziemlich hoch, um dann wieder schwierig in den Graben zurückzukehren. Die heikelste Stelle ist jedoch zuunterst, wo der Weg auf eine grosse Strecke einfach weg ist.
Danke für Deinen Kommentar und das Kompliment.
Gruss
Andreas

Schneeluchs hat gesagt: RE:Also doch!
Gesendet am 11. November 2012 um 15:50
Gern geschehen, danke dir.
Gruss, Pädu


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