Ponten (2045m) & Bschiesser (2000m) - Überschreitung mit Snowboard-Abfahrt durch die NO-Rinne


Publiziert von simba , 3. Februar 2011 um 19:40.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:31 Januar 2011
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Ski Schwierigkeit: S+
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m

Der Ponten ist wohl eine der meist begangenen Allgäuer Skitouren - und das obwohl die Gefährdung durch Lawinen aus meiner Sicht aufgrund der Steilhänge zu beiden Seiten des Aufstiegskars ernstzunehmen ist. Die Frequentierung des Ostgrat-Aufstiegs auf den Bschiesser und der Abfahrt durch die NO-Rinne ist dagegen um ein Vielfaches geringer. Bei sicheren Verhältnissen bietet diese Rundtour aber eine sehr lohnende Unternehmung mit schon leicht alpinistischen Zügen am Bschiesser.

Ponten: Start in Schattwald am Ostende des Parkplatzes am Sessellift. Auf einem Wanderweg über den Stuibenbach, die Piste überquert und in Falllinie entlang der Strommasten durch den Wald ansteigen bis man wieder auf die Piste trifft. Dieser folgt man bis zur Stuibenalpe, welche man rechts liegen lässt und durch einen Latschengürtel das imposante Kar betritt. Dieses ist nordseitig ausgerichtet und von den Steilhängen des Bschiesser zu Rechten und des Ponten zur Linken umgeben (durchaus lawinengefährdet).
Der Aufstieg gewinnt zunächst an Steilheit und es geht mit einigen Kehren in einen flachen Karboden und der steilen Ostflanke des Bschiesser. Nun hält man sich in Richtung des schon lange sichtbaren Wegweisers im Joch zwischen Ponten und Bschiesser und quert an der steilsten Stelle (ca. 35°) von rechts nach links unter zwei Felsabbrüchen in Richtung des Jochs und erreich dieses über flacher werdende Hänge.

Der weitere Aufstieg vom Joch mit den Ski oder Schneeschuhen lohnt mE nur bei schneereichen Verhältnissen. Ich hab im Joch das Snowboard deponiert und bin auf dem hübschen und unschwierigen Grat zu Fuß aufgestiegen und war dabei deutlich schneller unterwegs als die Ski- und Schneeschuhgeher. Gipfelziel war für mich nur der deutsche Gipfel (ohne Kreuz) - wie wohl für 95% der anderen Tourengeher auch. (Schwierigkeit bis hierher: WS+)
Den österreichischen Kreuzgipfel würde man durch eine Querung im steilen ausgesetzten und felsdurchsetzten Gelände in der Nordflanke des deutschen Gipfels erreichen (in jedem Fall zu Fuß - Steigeisen gerade bei wenig Schnee empfehlenswert).

Im Anschluss stieg ich wieder ab zum Snowboard-Depot ab und querte nunmehr wieder auf meinen Aufstiegsski den annähernd horizontalen Kamm vom Ponten zum Bschiesser, meinem nächsten Ziel.

Bschiesser Ostgrat: Man folgt dem Kamm zum Ostgrat und steigt rechts von diesem in einer steilen (ca. 40°) Rinne in einigen Kehren auf bis die Rinne immer schmaler wird. Wenn die Rinne rechts immer steiler und nach oben durch Felsen begrenzt wird, quert man nach links (ausgesetzt) in eine Mulde. Hier ist Ausrutschen keinesfall erlaubt, da sowohl die Querung als auch die Mulde - wie auf den Bildern gut zu sehen - direkt oberhalb hoher Felsabbrüche liegen.
Man verlässt die Mulde durch einen engen Durchschlupf zwischen einigen Felsen und gelangt in eine etwas flachere und breitere Rinne (bis hierher durchgehend ca. 40° und felsdurchsetzt; in der breiten Rinne zwischen 35 und 40°) in der man weiter bis zum Grat aufsteigt. Dieser lässt sich am leichtesten ganz links gewinnen (einige Meter sehr steil; am besten zu Fuß). Von dort zum großen Gipfelkreuz. 

Der beste Weg und die Frage, ob und wenn ja wieviel des Aufstiegs man zu Fuß zurücklegt, hängt sicherlich von den Schneeverhältnissen ab. Auch die Lawinenverhältnisse müssen angesichts des felsdurchsetzten, steilen Geländes auf jeden Fall sicher sein. Bei harten Schneeverhältnissen können Steigeisen und eventuell ein Eisgerät nicht schaden. In jedem Fall sollte man früh dran sein - ich stieg ca. 10.30 auf und hatte bereits im unteren Teil der Rinne massiv mit weichem Schnee und einer brechenden Spur zu kämpfen.

Bei den aktuell nicht gerade schneereichen Bedingungen war zudem die Querung und die Mulde danach kaum schneebedeckt und teils aper, so dass ich im Steilgelände davor abschnallte und zu Fuß weiter aufstieg. Nach dem Ausstieg aus der Mulde wühlte ich mich dann auch  vollends zu Fuß durch die obere Rinne - mit Vorteil entlang des Sporns zu ihrer Rechten - zum Kamm. In der Mulde war ein Aufsteigen zu Fuß dank der guten Grastritte trotz der Steilheit kein Problem. (Schwierigkeit: S-; Fußaufstieg: WS)
Alternativ ist ein Aufstieg durch die ebenfalls durchweg 40° steile, aber etwas weitläufigere und "kehrenfreundlichere" Ostflanke möglich.

Abfahrt - NO-Rinne (Gipfelrinne): Die Rinne beginnt direkt links des Gipfelkreuzes des Bschiesser. Sie überwindet ca. 400 Höhenmeter und läuft unten im Kar oberhalb des Latschengürtels aus. Beim Aufstieg zum Ponten hat man bereits einen sehr guten Einblick von unten. Die Rinne ist zuoberst zunächst ca. 45°, dann bis etwa zur Hälfte ca. 40° steil. Danach legt sich das Gelände nach und nach zurück. Aufgrund des flachen Auslaufs und einigen "Haltebuchten" am Rinnenrand aus meiner subjektiven Sicht - "auf Grundlage obiger Eckdaten" - eher ungefährlich. (Schwierigkeit: S)
In jedem Fall ist aber eine Befahrung nur bei sicheren Verhältnissen angeraten. Es gilt den Spagat zwischen vertretbaren Verhältnissen und unverspurtem Pulver zu finden.

Eine Einfahrt ist sowohl über einen Sporn rechts der Rinne (direkt am Gipfelkreuz; ca. 20 Meter deutlich über 45° und mit tückischen Latschen unter dem Schnee) oder von links über die Wächte möglich (oberste 3 Meter um die 60°). Dann quert man zunächst einige Meter im sehr steilen Gelände (45-50°) nach rechts in die Rinne. Die Einfahrt von rechts ist mit dem Snowboard eher ungeeignet, da man mit Ski kurz stöckeln muss. Daher wählte ich die linke Einfahrt, die hart gefroren aber noch ausreichend griffig war.

Die Rinne hatte schon einige Spuren, daher war das Abfahrtsvergnügen eher ambivalent: Auf eine elegante Kurve im schönen, oftmals noch unverspurten Pulver an der rechten Flanke der Rinne folgte meist eine eher unelegante Kurve im zerfahrenen und daher holprigen und ruppigen Rinnengrund.

Nach Ausfahrt aus der Rinne hält man sich mit Vorteil links. Ich fand dort in einer Mulde unter den Nordabbrüchen des Bschiesser traumhaften Pulver mit noch genügend Raum für einige Schwünge im unverspurten Schnee vor.
Im Anschluss setzt sich die Abfahrt durch den großteils lichten Latschengürtel fort. Bei der Stuibenalpe erreicht man die Piste des Schattwalder Skigebiets auf der man die restlichen Höhenmeter ins Tal bewältigt.

Anm: Für die Abfahrt durch die NO-Rinne habe ich keinerlei Referenztouren, so dass ich die Schwierigkeitsbewertung allein aufgrund der Eckdaten und meiner subjektiven Empfindung nach Maßgabe der SAC-Tabelle vorgenommen habe. Wäre schön, wenn - für den Fall, dass ich arg weit danebenliegen sollte - jn. einen anderen Bewertungsvorschlag machen könnte!


Tourengänger: simba


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»