Lawinenabgang am Teichenggsattel - Gottseidank nur eine Übung!


Publiziert von mountainrescue , 22. Januar 2011 um 18:19.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Ennstaler Alpen » Eisenerzer Alpen
Tour Datum:21 Januar 2011
Ski Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 571 m
Abstieg: 571 m
Strecke:Jugendgästehaus - Teichenegg

3 Schifahrer bei Vollmondschitour verschüttet (Große Abschlussübung des Winterfortbildungskurses der Steirischen Bergrettung in der Eisenerzer Ramsau)

Wieder hatte ich die Gelegenheit mich von der Arbeit der Bergrettung zu überzeugen und deswegen habe ich die Gelegenheit genutzt und "Mäuschen" gespielt bei dieser sehr realitätsnahen Übung.

Die Eisenerzer Ramsau zählte in den letzten Tagen zu den „sichersten“ Gebieten der Steiermark, was die Versorgung von Alpinunfällen bzw. Bergrettung, anbelangte. Der Steirische Bergrettungsdienst hielt, bereits zum zweiten Male, seine Ausbildungskurse (Wintergrund- bzw. Winterfortbildungskurs) hier ab. Im gastlichen Haus der JUFA findet man perfekte Bedingungen für die Kursabwicklung, sodass die Bergrettung hier zu einem ständigen Anblick für einige Tage jeden Winter werden könnte. Auch gibt sich die Hausleiterin Christine Baumann mit ihrem Team sehr viel Mühe, dass sich die Bergrettung hier sehr wohl und heimisch fühlt. Ansonsten bietet das Haus neben eigenen Seminarräumen und sehr schönen Zimmern alles, um die Kurse zu einem vollen Erfolg werden zu lassen. Die angehenden Bergretter genießen, nach einem „arbeitsreichen“ Tag die Annehmlichkeiten, die das Haus zu bieten hat.

Der Winterfortbildungskurs neigt sich langsam dem Ende zu und am Freitag, dem 21. Jänner 2011 steht noch die große Nachtübung am Programm. Allerdings wissen die Teilnehmer nicht mit welchem Übungsszenario sie konfrontiert werden.

Übungsannahme: 4 Schitourengeher unternehmen eine Vollmondschitour auf den Teichenegg-Sattel. Während 3 Tourengeher mit einem Lawinenverschüttetensuchgerät (kurz LVS-Gerät) ausgerüstet sind, hat der Vierte sein Gerät zu Hause liegenlassen. Bei der Abfahrt lösen sie eine Lawine aus, die 3 von ihnen verschüttet. Nur einer der Gruppe entkommt der Lawine. Dieser fährt in Panik zur Zwiegrabenhütte ab und verständigt über Handy die LWZ (Landeswarnzentrale) mittels Bergrettungsnotrufnummer 140. Diese leitet den Notruf sofort an den Winterfortbildungskurs weiter. Die Mannschaft sitzt gerade beim Abendessen, als der Notruf, kurz nach 19.00 Uhr, eingeht. Sofort setzt sich ein lange geübtes, oft trainiertes Prozedere in Gang. Christian Pieberl (Ortsstelle Gröbming) übernimmt die Basiseinsatzleitung im Tal, während André Feiel (Tragöß) und Peter Haas (Selzthal) als Einsatzleiter vor Ort, die Mannschaften koordinieren und Richtung Berg, versehen mit sämtlichem Rettungsmaterial, in Marsch setzen. Es hat inzwischen dichtes Schneetreiben, verbunden mit starkem Wind, eingesetzt und höchste Eile ist geboten. Währenddessen alarmiert der Basiseinsatzleiter die Feuerwehr Eisenerz, die mit einem großen Scheinwerfer, vom Tal aus, auf den Lawinenkegel beleuchtet.

Immer wieder kommen verzweifelte Anrufe des unverletzt gebliebenen. Die Einsatzleitung versucht ihn, so gut es geht, zu beruhigen und informiert ihn ständig über die aktuelle Lage bzw. den Standpunkt der eilig auf den Berg aufsteigenden Einsatzmannschaften. Da der Unfall in fast 1600m Seehöhe passiert ist, dauert es doch einige Zeit, bis die Ersten beim total geschockten Überlebenden am Lawinenkegel ankommen. Während ein Bergretter sich um diesen kümmert, beginnen die restlichen sofort mit der Piepssuche und nach wenigen Minuten sind die beiden, die ein LVS-Gerät am Körper trugen, geortet und ausgegraben. Beide sind unterkühlt, haben aber überlebt. Sie werden erstklassig versorgt und mit größtmöglicher Schonung, so schnell es geht, in die nahe Zwiegrabenhütte gebracht, um sie aufzuwärmen.

Da das dritte Opfer über kein LVS-Gerät verfügt formieren die beiden Einsatzleiter Sondierketten und beginnen nun die Suche nach dem letzten Vermissten. Kurze Zeit darauf erschallt der Ruf: „Treffer“! Sorgsam beginnen nun die Bergretter den Verunfallten auszugraben. Es ist darauf zu achten, eine mögliche Atemhöhle nicht zu zerstören.

Leider war es nicht möglich diesen Tourengeher noch lebend aus der Lawine zu bergen, so die Diagnose von Landesleiter Dr. Fritz Seidl, als leitendem Arzt auf der Lawine, obwohl alles Menschenmögliche versucht wurde. Er wird ebenfalls zur Zwiegrabenhütte gebracht und dort übernehmen 2 Alpingendarmen die weiteren Agenden.

Nach etwas über 2 Stunden ist die Übung beendet und die Mannschaften sind um 22.00 Uhr wieder zurück im Tal.
 


Tourengänger: mountainrescue


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

L
17 Jan 10
Teicheneggsattel - die Zweite · mountainrescue
ZS III WS+
ZS-
WS
ZS-
22 Apr 17
Skitour Kragelschinken und Plöschkogel · Matthias Pilz
ZS-
19 Jan 17
Skitour Kragelschinken und Plöschkogel · Matthias Pilz

Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

petz hat gesagt: Frage
Gesendet am 23. Januar 2011 um 11:44
Hallo Erich!

Dein Übungsbericht liest sich ja sehr spannend, und hat mich auch ein bisserl neugierig gemacht.
Wie lange hat es eigentlich vom Anruf des vermeintlich Unverschütteten bis zum Beginn der aktiven Suche am "Lawinenkegel" gedauert?

LG Petra

mountainrescue hat gesagt: RE:Frage
Gesendet am 23. Januar 2011 um 17:37
Schönen guten Abend, liebe Petra!
Nach knapp unter einer Stunde war die Truppe vor Ort, mit sämtlichen Berge- und Rettungsmaterial und dann ist gleich mit der Suche bzw. der Bergung begonnen worden. Es muss allerdings angemerkt werden, dass die Bergretter im Jufa-Haus stationiert waren, wie du ja sicher gelesen hast.
LG
Erich


Kommentar hinzufügen»